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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Abendessen auf eurem Zimmer einnehmen!«, rief er ihnen nach. Marjorie erwiderte nichts darauf und ließ auch nicht erkennen, ob sie von seiner Anweisung Kenntnis genommen hatte. Mit hoch erhobenem Kopf verließ sie den Saal. Ihr überirdisch leuchtendes Haar umspielte ihre Hüften.
    Hastings fand, dass sie den albernen Liebestrank nun leichten Herzens in die nächste Senkgrube werfen konnte. Am liebsten hätte sie sich ihrem Mann in die Arme geworfen, hätte vor Freude getanzt und mit Lederbällen jongliert, wie der fahrende Sänger. Severin hatte sich entschieden. Er würde die beiden bald wieder nach Sedgewick zurückschicken.
    Dann wandte Severin sich ihr zu und sagte: »Ich hoffe sehr, dass Dame Agnes die Wahrheit sagt. Was meine Mutter betrifft, so würde sie alles sagen, wenn es darum geht, dich in Schutz zu nehmen. Das gleiche gilt für Alice.«
    So schnell kann es sich ändern, dachte sie und hatte ihre Hand bereits an der Silberschale neben ihrem Stuhl. Sie war randvoll mit sauberem Wasser. Sie packte sie, sprang auf und schleuderte sie gegen ihn.
    »Du Hurensohn!«, kreischte sie, obwohl sie kaum ein Wort herausbringen konnte. Sie keuchte, als hätte sie einen Zehnmeilenlauf hinter sich. Wasser tropfte ihm von Gesicht und Tunika. Trist steckte seinen nassen Kopf aus dem Hemd. Er starrte Hastings an und wandte seinen Kopf dann Severin zu.
    Severin hatte die Schüssel abwehren können, die nun auf dem Boden lag und neue Dellen in ihrer blank polierten Oberfläche aufwies. Der Wolfshund Edgar schleckte etwas Wasser aus einer Vertiefung im Steinboden.
    Severin erhob sich, unendlich langsam wie es erschien. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Sie versuchte ihm auszuweichen und an ihm vorbeizuwischen, kam aber nicht weit. Er packte sie um die Taille, rutschte mit der einen Hand von der verletzten Stelle weiter nach oben und riss sie herumwirbelnd zurück, um ihr ins Gesicht zu sehen. Sie rang immer noch nach Atem. Auch wenn er große Lust hatte, sie zu schlagen, er würde es bestimmt nicht tun. Sie trug sein Kind unter ihrem Herzen. Und die Fäden waren noch nicht gezogen.
    Er stand unmittelbar vor ihr. Stumm sah er auf sie hinunter.
    Seine Hände umschlossen ihren Hals, und seine Daumen hoben ihr Kinn in die Höhe.
    »Manchmal fürchtest du mich und manchmal nicht«, sagte er. Sie hatte seine Stimme noch nie so ruhig gehört. »In jedem Fall hörst du nicht auf, einen Narren aus mir zu machen, wann immer es dir gefällt.«
    »Du hast mich eine Lügnerin geschimpft. Mich und deine eigene Mutter. Was erwartest du von mir? Dass ich mit gesenktem Kopf dasitze und mir deine Beleidigungen anhöre?«
    »Ich erwarte, dass du dich mit mir über meine Ansichten unterhältst, anstatt mich anzugreifen. Ich habe dir zu viele Freiheiten durchgehen lassen, Hastings. Es ist an der Zeit, dich zur Räson zu bringen.«
    »Was soll das heißen?« Ihr Mund war staubtrocken. Mit jedem Tropfen, den sie von seinem Gesicht abperlen sah, wurde er noch trockener.
    »Dir fehlt es an Selbstdisziplin. Du bist außer Stande, dich zu beherrschen. Du tust, was immer dir in den Kopf kommt, mit der Vernunft eines Weibes, ohne die Folgen deiner Handlungen zu bedenken. Ich kann und werde das nicht weiter dulden. Während der nächsten zwei Tage wirst du das Abendessen auf dem Boden neben dem Wolfshund Edgar einnehmen. Und um sicherzugehen, dass du nicht aufspringen und mich mit einem Stuhl, einem Messer oder der Wasserschale bewerfen kannst, werde ich dich mit Edgar zusammen anbinden.« Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück.
    »Dabei solltest du vielleicht nicht deine besten Sachen tragen. Edgar sabbert sehr stark. Ach, Hastings - und versuch nicht noch einmal, davonzulaufen. Die Folgen würden dir mit Sicherheit nicht gefallen.«
    Damit drehte er sich auf dem Absatz um und schritt aus dem Saal, ohne noch einmal zurückzublicken.
    »Nein!«, schrie sie ihm hinterher.
    Dame Agnes schüttelte nur den Kopf. »Muss ich es dir denn wieder und wieder erklären, Hastings? Nein, erzähl mir nichts von der Ungerechtigkeit deines Ehemannes. Ich verstehe dich nicht. Du hast ihm doch tatsächlich die Schale an den Kopf geworfen! Er hat nur deshalb nicht mit gleicher Münze geantwortet, weil er im Gegensatz zu dir die Folgen seiner Handlungen überdenkt. Es liegt ihm fern, dich oder dein Kind zu verletzen. Dir dagegen scheint es völlig gleichgültig zu sein, ob du ihm den Schädel spaltest. Weh mir, dass ich das noch erleben muss! Entweder

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