Schloss der Liebe
Vater sagte immer, man solle nie zweimal auf die gleiche Art strafen. Um es mit deinen eigenen Worten auszudrücken, es geht darum, das Unbekannte gegen das Bekannte einzusetzen. Die Angst vor der Strafe ist geringer wenn man weiß, was einen erwartet. Verdammt, Hastings. Tu nicht so, als ob ich dich ständig misshandelte. Du weißt ganz genau, dass ich mit der Strafe gewartet habe, bis die Fäden gezogen waren. Und du weißt sehr gut, dass du sie verdienst. Du bist von Oxborough fortgelaufen, hast dich großer Gefahr ausgesetzt und meine Zeit verschwendet, weil ich dich suchen musste.«
»Das ist wohl mein größtes Vergehen, nicht wahr? Dass ich deine kostbare Zeit vergeudet habe?«
»Gib es auf, Hastings. Ich werde nicht zulassen, dass du mich wütend machst, nicht heute.«
»Warum nicht heute? Weil du vielleicht mit Marjorie ausreiten willst? Vielleicht an den Strand, um eure Zukunft zu besprechen? Und deshalb willst du, dass dein Gemüt heiter und ruhig ist, nicht wahr?«
Woher wusste sie, was Marjorie gesagt hatte? Bestimmt war sie von Alice unterrichtet worden; Alice musste sie belauscht haben. Er schüttelte den Kopf, seine Hand leicht auf ihrer Schulter. »Nein, ich habe keine Zeit für Marjorie Ich habe sie gefragt, ob Gwent sie begleiten soll, aber sie hat abgelehnt. Doch ich komme nicht darum herum, bald mit ihr zu sprechen.«
Genau genommen klang er so gar nicht wie ein von wilder Leidenschaft verzehrter Mann. Eigentlich schien er eher gequält und entnervt. Vielleicht hatte Alice ja Recht und der Liebestrank wirkte überhaupt nicht. Ihre Stimmung hellte sich auf. Vielleicht funktionierte dann ihr Plan. Sie war immer noch ein wenig durcheinander, dass es ausgerechnet ihre Schwiegermutter gewesen war, die diese ausgesprochen gewagte Taktik vorgeschlagen hatte. Der Plan hatte sie noch nicht recht überzeugt, aber sie wollte ihr Glück versuchen. Bei den Ellbogen des heiligen Ethelbert, sogar mit allergrößtem Vergnügen. Sie würde nicht ohne Zuversicht an die Sache herangehen und wusste genau, was sie zu tun hatte. Es würde keine Zweifel, keine Ungewissheit geben. Schon bald würde sie wissen, ob die Strategie Erfolg versprach oder nicht.
»Wie kommt es, dass du einen so verzückten Gesichtsausdruck hast, während ich mir die geeignete Strafe für dich überlege?«
Sie strich mit dem Himmelsschlüsselchen an ihrer Wange entlang. Wie allerweichster Samt, dachte sie. Selbst eines Königs würdig. Mit halb niedergeschlagenen Lidern blickte sie zu ihm auf. »Dein Mund hat mir gestern Nacht viel Vergnügen bereitet, Severin.«
Verdutzt starrte er auf ihre Lippen.
»Und dann, als du in mich eingedrungen bist und ich meine Hüften dir entgegengehoben habe - du immer tiefer und tiefer in mir warst... Ich hätte beinahe geweint, so glücklich hast du mich gemacht - du mein Ehemann und bekanntes Übel.«
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sein Blick hing immer noch an ihrem Mund. »Du bist schwanger«, sagte er schließlich.
»Ja - und wenn ich es nicht schon gewesen wäre, dann wäre ich es jetzt. Du warst so tief in mir, Severin, in meinem Körper, meinem Schoß. Am liebsten würde ich dich sogar jetzt berühren, mit meinen Händen liebkosen und dich in mir fühlen. Es ist so schade, dass du jetzt keine Zeit hast.«
»Bei der Nase des heiligen Ethelbert, du machst mich ganz krank mit deinen Fantasien. Aber fantasiere nur weiter, es macht mir gar nichts aus, auch wenn ich nicht weiß, ob es klug von dir ist, deine Gedanken auszusprechen. Was sagtest du doch gleich, was ich mit dir tun soll?«
»Ich sprach eigentlich mehr davon, was ich mit dir tun möchte. Ich würde gern mit meinem Mund tun, was du gestern Nacht für mich getan hast. Weißt du noch wie es war, als ich dich in meiner Hand gehalten habe und gar nicht mehr loslassen wollte?«
Ihre Worte jagten ihm einen Schauer über den Rücken. »Und ob ich mich daran erinnere. Ich weiß noch sehr gut, wie du mich zum ersten Mal in den Mund genommen hast. Es ...« - er schluckte, ganz schwindlig vor plötzlichem Verlangen - »war ein überwältigendes Gefühl.«
Ganz langsam richtete sie sich auf und legte das Himmelsschlüsselchen an seine Brust. Sie drückte sich an ihn, ließ ihre Hand suchend zwischen ihren Körpern wandern und fand ihn. Er war bereits so hart wie der Holzpflock, an den sie ihre Iris festgebunden hatte.
Ihre Finger folgten seinen Umrissen. »Ich würde das gerne noch einmal versuchen, Severin. Und zwar bald, sehr
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