Schloss der Liebe
gerade damit beschäftigt, eine Pflanze namens Bitterer Enzian zu zerreiben.«
»Dann werde ich nach ihr sehen.« Alice klopfte an. Immer noch fröhlich pfeifend trat sie ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
Sie ließ die Tür einen Spaltbreit offen und blieb gleich dahinter stehen, das Ohr an die Tür gelegt. Als Hastings aufsah und sich anschickte, etwas zu sagen, legte Alice den Finger auf den Mund und bedeutete ihr, zu schweigen.
»Ich muss dich unbedingt sprechen, Severin. Aber nicht hier. Nicht hier, wo sie ist. Komm mit mir.«
Alice begann wieder lautstark zu pfeifen. Dann riss sie die Tür auf. »Mylord, meine Herrin wünscht Euch zu sprechen. Die Heilerin hat ihr einige Kräuter für den Marder gegeben. Sie sollen dafür sorgen, dass er wieder ganz zu Kräften kommt.«
Hastings warf ihr einen verständnislosen Blick zu. Dann entdeckte sie Marjorie, die neben ihrem Mann vor der Schlafzimmertür stand.
Mit einer Stimme, die so eisig war wie der gefrorene Inhalt der Wasserkrüge im Winter, rief sie: »Severin, hast du Trist bei dir?«
Prompt steckte der Marder seinen Kopf aus Severins Tunika. Severin bedachte Marjorie mit einem kurzen Blick, hob die Hand und senkte sie wieder. »Ja, er ist hier bei mir. Ich bringe ihn dir.«
Als Severin das Schlafzimmer wieder verlassen hatte und Trist an den offenen Gefäßen mit den getrockneten Kräutern schnupperte, hielt Alice Hastings am Arm fest. »Sie hat ihm regelrecht aufgelauert, Hastings, ich habe es genau gesehen. Sie ist es, die ihn verfolgt, und nicht umgekehrt.«
»Aber er hat sie nicht gerade weggestoßen, oder?«
»Hör auf, wie ein geprügelter Hund zu reden! Ich weiß, du glaubst, dass der Liebestrank sie für ihn unwiderstehlich macht, aber ich bin mir da gar nicht so sicher. Ich hatte eher den Eindruck, dass er sie am liebsten loswerden wollte. Hör zu, Hastings - Severins Mutter, Dame Agnes und ich haben uns lang und breit darüber unterhalten, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es an der Zeit ist, diese Marjorie ein für alle Mal zu erledigen.«
»Ich soll sie umbringen?« Ihre Stimme klang nachdenklich, doch dann schüttelte sie bedauernd den Kopf. »Ich kann nicht. So gern ich es täte, ich kann es nicht. Dem König würde es gar nicht gefallen, wenn er Eloise einen neuen Vormund suchen müsste.«
Alice lachte. »Ein wirklich gelungener Scherz, Hastings. Mir scheint, du findest allmählich zu deinem alten Gleichgewicht zurück. Aber nein, wir hatten weniger daran gedacht, ihr eine Axt über den Nacken zu halten. Wir haben einen anderen Plan. Lady Moraine meint, diese Strategie sei ebenso einfach wie raffiniert. Jetzt sag du, was du von unserer Idee hältst...
Ein Schatten fiel auf die Akelei. Mit tiefer, sanfter Stimme sagte er: »Ich muss dich bestrafen, Hastings.«
Sie fuhr so schnell herum, dass sie auf ihrem Hinterteil landete. Vor Schrecken hatte sie ein Himmelsschlüsselchen ausgerissen. »O nein, ich wollte es noch gar nicht pflücken. Aber es ist trotzdem wunderschön.« Sie streichelte das Himmelsschlüsselchen so innig, als wäre es ihr Geliebter. Severin starrte die Blume an und verwünschte sie insgeheim. Er spürte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Hastings sah zu ihm auf. »Bitte strafe mich nicht, Severin. Ich wünschte, du würdest Streit mit einem unserer Nachbarn anfangen, oder mit dem König in den Kampf gegen die Schotten oder Waliser ziehen. Das würde dich gewiss auf andere Gedanken bringen.«
Er schien den Vorschlag ernsthaft in Erwägung zu ziehen. »Zur Zeit haben wir keine nennenswerten Gegner. Aber ich gebe dir Recht, ausgedehnte Friedenszeiten sind schwer zu ertragen. Hast du keine Angst, ich könnte im Kampf fallen?«
Daran hatte sie nicht gedacht, und ehe sie es verhindern konnte, platzte sie schon heraus: »Nein, ich möchte auf keinen Fall, dass du verletzt wirst. Vielleicht wäre ich nicht in deiner Nähe und könnte dir nicht helfen.«
»Es freut mich, dass du mir nicht den Tod wünschst.«
»Du bist ein bekanntes Übel, das ich dem unbekannten vorziehe.«
Er versuchte sich vorzustellen, dass sie mit einem anderen verheiratet wäre. Der Gedanke gefiel ihm gar nicht, insbesondere nicht, wenn er tot war. »Versuche nicht von der Sache abzulenken, Hastings. Es führt kein Weg daran vorbei. Gib dir also keine Mühe, es mir auszureden.«
»Nein, das versuche ich gar nicht erst. Du bist zielstrebiger als die Ziege Gilbert. Hast du den Strick dabei?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, mein
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