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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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das erkannt, was es war. Und als es ihm klar wurde, verachtete er sich für seine Schuldgefühle. Schuld war ein Zeichen von Schwäche. Schuld? Nur weil er sein Vergnügen bei einer anderen Frau gesucht hatte? Das war grotesk. Doch am nächsten Morgen, einen Tag früher als geplant, war er abgereist, ohne Anne noch einmal zu sehen.
    Was war mit Hastings geschehen? Warum hatte sie ihre Haltung ihm gegenüber verändert? Hatte sie auch von ihm geträumt? Hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn nicht so behandelt hatte, wie sie es hätte tun sollen?
    Er hörte, wie Gwent leise sagte: »Ich kann noch nicht mit Sicherheit sagen, ob Torric ein Dieb ist. Ich bin nicht so gut im Rechnen wie du es bist. Du wirst dich selbst darum kümmern müssen, Severin.«
    »Gut, ich werde gleich morgen danach sehen. Aber heute...«
    »Ich weiß. Heute und heute Nacht wirst du deine ganze Aufmerksamkeit deiner Frau widmen.« Gwent sah ihr nach. »Ich frage mich«, meinte er nachdenklich, »ob deine Frau wohl eine Erscheinung hatte?«
    »Du meinst, ein himmlisches Wesen hat sie besucht und ihr gesagt, wie sich eine ordentliche Ehefrau zu benehmen hat?«
    »Irgendetwas in der Art, ja«, antwortete Gwent und konnte seinen Blick nicht von der lachenden jungen Frau abwenden. »Es ist ein kleines Wunder, Severin, mach es nicht zuschanden.«
    »Aber...«
    »Gib nach, wie sie nachgibt.«
    »Nun ja, um ehrlich zu sein, ist es nicht meine Art nachzugeben. Immerhin hat sie mich geküsst, Gwent. Es war zwar der Kuss eines kleinen Mädchens, weil sie noch nicht weiß, was sie mit ihrem Mund anfangen soll, aber das werde ich ihr schon noch beibringen. Trotzdem - es war gar nicht übel, sehr warm und weich und . . .«
    Gwent warf seinen Kopf in den Nacken und lachte, bis ihm die Tränen kamen. Die anderen Männer fielen mit ein, auch wenn sie nicht wussten, worüber sie lachten - das Lachen eines Mannes, der die meisten von ihnen in kürzester Zeit auf dem Turnierplatz in den Boden rammen konnte, war einfach zu ansteckend. Auch Beamis prustete los, nahm einen kleinen Jungen auf den Arm, wirbelte ihn über seinem Kopf herum und warf ihn einem der wartenden Männer zu. Das Kind quiekte und lachte vor Entzücken.
    Severin versetzte Gwent einen herzhaften Stoß und ging in den Großen Saal.
    Hatte Hastings tatsächlich eine Erscheinung gehabt? Oder war sie mit einem anderen Mann im Bett gewesen und hatte ein schlechtes Gewissen? War das der Grund, warum sie ihm entgegengelaufen war, ihn umhalst und geküsst hatte? Nein, das war nicht Hastings' Art. Was hatte sie so verändert? Und wie lange würde diese Veränderung anhalten - länger als ein Becher Wein?

Kapitel Zwölf
    Lachend beugte sich Hastings über seinen Rücken, den sie mit Lavendelseife und Schwamm bearbeitete. Seine Muskeln waren stark und fest. Sie war überrascht, wie angenehm sich seine Haut anfühlte und wie wenig schmutzig er war. In den vielen Tagen, die er zu Pferde unterwegs gewesen war, konnte er doch nicht an allzu vielen Badezubern vorbeigekommen sein.
    »Ahh, das tut gut«, seufzte Severin zufrieden und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Obwohl auf allen Burgen, die er besucht hatte, die Frau des Burgvogts oder eine der anderen Damen ihm diesen Dienst erwiesen hatte, war das hier etwas anderes. Schon die Art, wie sie ihn anfasste, war anders. Er konnte sich nicht erinnern, das Einseifen seines Rückens jemals so genossen zu haben. Insgeheim wünschte er sich, statt des Schwamms ihre Hand auf seiner Haut zu fühlen.
    »Wie groß Ihr seid«, sagte sie schließlich. Ihre Stimme klang ungewöhnlich zaghaft. Dann lachte sie wieder. Auch das Lachen klang wohl ein wenig dünn, aber das war Severin gleichgültig. Er wandte sich ihr zu und fasste sie am Handgelenk. »Hastings«, sagte er. Jetzt wirkte ihr Lächeln allerdings wirklich gequält, ihre Augen blickten wie ein gehetztes Wild. Sie kaute an ihrer Unterlippe. Seine lachende Braut war sich ihrer selbst oder der Rolle, die sie vorgab zu spielen, keineswegs so sicher, wie es den Anschein haben sollte.
    Er dachte daran, was Gwent über eine Erscheinung gesagt hatte, ließ sie los und sagte: »Küsst mich, und dann geht, sonst werden wir von MacDears Kapaun nicht vor morgen kosten.«
    Sie schien mit sich selbst zu kämpfen. Dann berührte sie leicht mit den Fingerspitzen seine nasse Schulter, beugte sich zu ihm und küsste ihn mit fest zusammengepressten Lippen auf den geschlossenen Mund. Wie zusammengenäht, dachte er,

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