Schloss der Liebe
als er in der Nähe von Jerusalem in einen Hinterhalt geraten war. Dann hörten wir, dass er vor etwa sechs Monaten bei einem Streit mit seinem Nachbarn ums Leben kam. Lady Marjorie ist seine Witwe. Er hat sie ohne jedes Vermögen zurückgelassen. Also hat Seine Majestät entschieden, sich erkenntlich zu zeigen, indem er sie zum Vormund des Kindes bestellt.«
»Aber sie ist doch noch so jung.«
Robert Burnell lachte sein raues Lachen, das immer ein wenig klang, als sei er aus der Übung. »Und du bist erst achtzehn, Hastings. Lady Marjorie ist dreiundzwanzig. Lass es gut sein. Kümmere du dich nur um deine Familie; Eloise ist nicht länger deine Aufgabe.« Er nahm einen tiefen Schluck Wein und seufzte zufrieden. »Wenn ich mich nicht irre, kommt dieser Wein von Lord Graelam. Von dem Weinberg seines Schwiegervaters, nicht wahr?«
»Ja, ganz recht. Hättet Ihr gern noch einen Becher, Sir?«
Burnell trank genussvoll. »Ich hatte gehofft, Severin anzutreffen, obwohl es natürlich klug von ihm ist, möglichst bald nach seinem Besitz zu sehen. Es überrascht mich, dass du ihn nicht begleitet hast.«
»Er wollte nicht, dass ich ihn mitkomme.«
»Gefällt er dir, Hastings?«
»Er scheint ein mutiger Kämpfer zu sein. Aber, um die Wahrheit zu sagen, hat er wohl nichts für mich übrig. Andererseits vermute ich, dass kein Mann seine Ehefrau liebt. Ich für meinen Teil mag ihn nicht besonders.«
Robert Burnell machte eine unbestimmte Handbewegung. »Ihr seid noch so jung. Wenn ihr erst Kinder habt, wirst du ihn in einem anderen Licht betrachten. Ist es wahr, dass Richard de Luci seine Frau vergiftet hat, um sich deiner zu bemächtigen und dich zu seiner Frau zu machen? Und dass sein Plan scheiterte, weil seine Frau nicht schnell genug gestorben ist?«
»So hat man es mir berichtet. Lord Graelam erzählte, dass er auf einem Kaninchenknochen ausgerutscht und auf den Kopf gefallen wäre. Er ist tot.«
»Das freut mich, zu hören. Ich muss sagen, du hast dich gut entwickelt. Du bist zu einer reizenden Frau herangewachsen, und das Essen war ganz hervorragend. Die Burg ist ausgezeichnet in Schuss. Du und Severin solltet euch ein Beispiel an unserem glücklichen Königspaar nehmen. Es ist wirklich eine Freude, unserem König und unserer Königin zu dienen. Die Zuneigung, die sie einander entgegenbringen, ist ein ruhender Pol inmitten all der Affären, denen sich die meisten Männer üblicherweise hingeben. Mach dir keine Gedanken, Hastings. Du bist noch jung. Du wirst dich schon noch dem Leben fügen, wie du dich auch deinem Mann fügen solltest.«
Warum nur erwartete alle Welt von ihr, dass sie sich in ein Schaf in Frauenkleidern verwandelte?
»Und Severin? Welche Rolle kommt ihm dabei zu?«
»Er ist ein kräftiger junger Mann. Er wird dich die Lust und das Lachen lehren.«
Sie nippte an dem wundervollen aquitanischen Wein. Wohlig breitete er seine Wärme in ihr aus. Er machte sie leicht und beschwingt, und sie lächelte die ganze Zeit über, obwohl Robert Burnell ihr einmal mehr weiszumachen versuchte, dass sie es war, die sich ändern musste - nicht Severin. »Wie lange werdet Ihr auf Oxborough bleiben, Sir?«, fragte Robert Burnell.
»Wie ich dir schon sagte, muss ich leider morgen früh mit Lady Marjorie und dem Kind nach Sedgewick aufbrechen. Was diese Beale angeht, so werde ich sehen, wie verrückt sie ist - und verrückt muss sie sein, sonst brächte sie es nicht fertig, einem Kind eine Klinge an die Kehle zu setzen und mit ihm verschwinden zu wollen. Mach dir keine Sorgen um das Kind. Sieh dir nur Lady Marjorie an. Das Kind lächelt schon und hält ihre Hand.«
Es stimmt, dachte Hastings. Seit Marjorie da war, schien Eloise Hastings völlig vergessen zu haben. Sie fühlte sich zurückgesetzt und konnte nicht leugnen, dass sie beim Anblick des Mädchens und der schönen Frau ein wenig eifersüchtig wurde. Zwar schalt sie sich dafür, aber sie konnte nichts gegen das Gefühl der Eifersucht tun. Wie war es möglich, dass Eloise sich so schnell dieser Frau anschloss?
Drei Tage später kehrte Severin zurück, auf den Tag genau zwei Wochen nach seiner Abreise. Von den oberen Stufen des Wohnturms aus beobachtete Hastings, wie er und seine Männer in den Burghof geritten kamen; die Kinder und Tiere brachten sich in Sicherheit. Hastings sah, wie er abstieg und seinem Knappen Mark die Zügel reichte, der den verschwitzten Hals des Streitrosses tätschelte und beruhigend auf das Pferd einredete. Wahrscheinlich erzählt
Weitere Kostenlose Bücher