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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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aber das machte nichts. Mit dem dicken Schwamm in der Hand bedeutete er ihr zu gehen.
    Hastings schloss die Tür hinter sich und ließ sich dagegen sinken. Sie holte tief Luft. Wie eigenartig das alles war. Nur weil sie ihn mit Küssen und Umarmungen empfangen hatte, schien er ein anderer Mann zu sein. Sollten Dame Agnes und Alice Recht haben? Brauchte sie nur zu lachen, ihn gut zu versorgen und ihn zu küssen, damit er ihr keine Gewalt mehr antat? Würde er sie von nun an sanfter behandeln? Würde er sie nicht mehr schütteln, bis ihr schwindelig wurde? Sie stieß sich von der Tür ab und lief die Wendeltreppe hinunter.
    Wo Trist wohl sein mochte? Er hatte ihr gefehlt. Sie würde sich höchstpersönlich um sein gekochtes Ei kümmern.
    Severin hatte die neue Tunika angezogen, die sie für ihn genäht hatte. Sie war blassblau, so weich wie Trists Pelz und aufwändig gearbeitet. Nur an den Schultern war sie zu eng.
    Aber er hatte sie getragen. Ihr zuliebe. Sie hatte sie auf dem Bett ausgebreitet und die Finger gekreuzt. Er hatte sie tatsächlich angezogen. Ihre Blicke begegneten sich, und sie lächelte. Ehe sie der Mut verlassen konnte, tänzelte sie auf ihn zu, ließ ihre Handflächen über die wunderbar glatte Wolle gleiten und sagte: »Ihr seht großartig aus. Verzeiht, Severin, aber ich hatte die Breite Eurer Schultern unterschätzt. Die nächste Tunika werde ich größer machen.«
    »Das ist eine sehr schöne Tunika«, sagte er mit leiser, rauer Stimme. Er sah aus, als wolle er noch etwas hinzufügen, aber dann merkten beide, dass es im Saal zunehmend still wurde. Sogar Edgar der Wolfshund, der gerade noch wie verrückt bellend einem Mädchen hinterhergejagt war, das ein Wollknäuel vor seiner Nase baumeln ließ, saß mucksmäuschenstill auf seinen Hinterläufen und sah sie an.
    »Ich habe mich gefragt, warum Ihr immer Grau tragt.«
    »Ich schätze, es liegt daran, dass alle Frauen, die auf Langthorne gewebt und gefärbt haben, sich nur auf die Farbe Grau verstanden. Als ich fortging, habe ich es wohl einfach aus Gewohnheit beibehalten. Dachtet Ihr, ich trage Grau aus Aberglauben? Als eine Art Ritual?«
    »Das wäre doch möglich. Ich verstehe mich darauf, Stoffe in vielen wunderschönen Tönen zu färben. Erlaubt Ihr mir, Euch noch mehr Tuniken zu nähen, jede in einer anderen Farbe?«
    »Ihr dürft mit meinen Tuniken tun, was Euch beliebt. Diese ist herrlich weich. Ich danke Euch.«
    »Alle fragen sich, was zwischen uns geschehen ist«, sagte Hastings und um sich selbst zu beweisen, dass sie genau wusste, was sie tat, reckte sie ihr Kinn empor und sah ihm direkt in seine dunklen, blauen Augen.
    »Soll ich ihnen sagen, dass noch gar nichts geschehen ist?«
    »Aber es ist etwas geschehen«, meinte sie mit einer Spur Mutlosigkeit in der Stimme.
    »Das stimmt, Euer Lachen gefällt mir sehr. Bis heute hatte ich Euch nie lachen hören.«
    »Ist es nicht recht gewöhnlich?«
    »Nein«, erwiderte er und blickte lächelnd zu ihr hinab. Leise strich er mit den Knöcheln über ihre Wange. »Ihr fühlt Euch so weich an«, sagte er, beugte sich zu ihr und gab ihr einen leichten Kuss. »Weicher als meine neue Tunika.« Er lachte, als er ihr verblüfftes Gesicht sah und steuerte auf den hohen Lehnstuhl des Burgherrn zu.
    Trist hatte sich um Severins Weinbecher gelegt. Er streckte seinen Arm aus, um Trist zu streicheln und spürte, wie der Stoff unter seinem Arm spannte. Nein, er hätte wirklich nichts dagegen, wenn die neuen Tuniken etwas weiter geschnitten wären. Dann würden sie auch sein hartes, sehnsüchtiges Geschlecht besser verhüllen. Er beeilte sich, auf seinem Stuhl Platz zu nehmen. Trist streckte sich und rieb seine Schnurrhaare an Severins Hand.
    Er streichelte den seidigen Pelz des Marders, bis Hastings einen Zinnteller vor ihn hinstellte. Darauf lag eine dick geschnittene, große Scheibe Weißbrot mit einem perfekt gebratenen Kapaun. Dazu gab es in Honig gewälzte Mandeln, Erbsen, Kohl und Zwiebeln. In allen drei seiner neuen Burgen hatte er ausgezeichnet gegessen, aber keine konnte es mit MacDears Küche aufnehmen. Begierig machte er sich über sein Essen her. Je eher er gegessen hatte, desto eher konnte er mit Hastings in ihr Schlafgemach eilen. Heute Nacht würde sie sich nicht gegen ihn wehren. Sie würde lächeln und ihn mit offenen Armen empfangen. Genau wie Anne. Nein, er wollte nicht mehr an Anne denken, die Kindfrau, die ihm so viel Lust und so viele Schuldgefühle bereitet hatte, das ihm beinahe die

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