Schloss der Liebe
Sie bewahrte ihre Gewänder keineswegs im großen Schlafzimmer auf. Nur zu gut wusste sie, dass die Dienerschaft sie nicht leiden konnte und ihr unweigerlich die Sachen stehlen würde, wenn sie sie einfach so herumliegen ließe.
Als sie mit drei Kleidern, mehreren Tuniken, drei Hemden und verschiedenen Paar Strümpfen in den Großen Saal kam, warf Severin Hastings einen bedeutsamen Blick zu und die sagte sofort: »Ich würde vorschlagen, Glenda, dass Ihr auch die übrigen Kleider bringt, die Ihr von Lord Severins Geld gekauft habt. Andernfalls werdet Ihr es sicher bereuen.«
Glenda sah zu Severin auf, die blauen Augen feucht und glänzend von noch nicht geweinten Tränen. »Mylord«, wisperte sie, »ich habe sonst nur noch zwei Kleider. Bitte, Mylord, ich kann doch nicht nackt gehen.« Ihre Stimme wurde noch leiser. »Ich könnte Euch sehr glücklich machen, viel glücklicher als Eure Lady das kann. Sie ist eine sehr zänkisches Frau mit schriller Stimme. Alle wissen, welches Opfer Ihr gebracht habt -dass Ihr sie nur der Ländereien und des Geldes wegen geheiratet habt, die ihr Vater ihr vererbt hat. Ich würde Euch gern Euer hartes Leben versüßen, Mylord.«
Severin kam nicht dazu, zu antworten. Hastings hatte sich bereits auf die junge Frau gestürzt. Sie packte sie an den Haaren, riss ihren Kopf zurück und zischte ihr ins Gesicht: »Wagt es nie wieder, so mit meinem Ehemann zu sprechen, habt Ihr mich verstanden? Ihr haltet mich wohl für taubstumm, dass Ihr Euch erdreistet, mich auf diese Weise zu beleidigen? Nur weil ich eine reiche Erbin bin heißt das noch lange nicht, dass ich reizlos oder gewöhnlich bin. Fragt meinen Mann. Ihr wisst bestimmt nicht, dass ich Heilerin bin und mich an jedem rächen kann, der meinen Zorn herausfordert. So kann ich dafür sorgen, dass Euer Monatsfluss für den Rest Eurer Tage nicht mehr aufhört. Ihr würdet bluten, bis Ihr weiß und ausgedörrt seid. Wollt Ihr das?«
Auf diese Drohung wäre Severin nie verfallen. Glendas Gesicht war jetzt schon aschfahl. Angstvoll starrte sie Hastings an.
»Also, mein Mädchen, vergesst niemals, über welche Mittel ich verfüge. Solltet Ihr mich ein weiteres Mal verärgern, könnte es Euch schlecht ergehen.« Verächtlich stieß sie Glenda von sich. »Und nun holt Eure restlichen Kleider. Seht zu, dass ihr keines vergesst, oder ich sorge dafür, dass Euer Monatsfluss noch heute einsetzt.«
Severin sah die junge Frau zur Treppe hetzen, als sei der Leibhaftige hinter ihr her. Als er sich seiner Frau zuwandte, wunderte er sich über ihren seltsamen Gesichtsausdruck. Er hätte erwartet, dass sie zufrieden mit sich wäre, aber es sah gar nicht danach aus. Sie war ebenfalls blass, nicht so totenbleich wie Glenda, aber doch blass. Das sanfte, klare Grün ihrer Augen hatte sich beinahe in Schwarz verwandelt. Er trat zu ihr. »Was hast du, Hastings?«
Abwehrend winkte sie mit den Händen. Sie wollte nicht darüber reden, sondern lieber im Boden versinken und mit sich allein sein. »Nichts.«
Er zog sie an sich, und sie fühlte, wie seine großen Hände über ihren Rücken strichen. »Komm, sag mir die Wahrheit, sonst muss ich böse werden.«
Sie warf ihren Kopf in den Nacken. Ihr Gesicht war immer noch ohne Farbe, ihre Miene gequält. »Ich habe der Heilerin geschworen, nie eine Drohung auszusprechen, die ich ernst meine.«
Er starrte sie an und kam sich wie ein Dummkopf vor. Nachdenklich sagte er: »Und das ist das erste Mal, dass du jemandem ernsthaft gedroht hast? Heißt das, dass du mir gar keinen Durchfall zugefügt hättest?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht einmal, wie. Aber selbst wenn ich wüsste, welche Kräuter dafür geeignet wären, hätte ich es nicht getan.«
Er stieß einen Fluch aus. »Ich erinnere mich zwar nicht mehr, warum du mir damit gedroht hast, aber ich weiß noch sehr gut, dass du meine Strafe verdient hättest. Aber dann dachte ich an meine Därme und dass ich keine Lust hatte, mich hinter den Schweinestall zu hocken. Warum fällt mir bloß nicht mehr ein, weshalb ich dich erwürgen wollte?«
»Vielleicht spielt es ja keine Rolle mehr.«
Stirnrunzelnd blickte er zu ihr hinunter, und seine dunkelblauen Augen sahen tief in die ihren. Glaubte sie, er würde sie nie mehr züchtigen? Verstand sie denn nicht, dass sie sich ihm so vollkommen unterworfen hatte, dass es ihm einfach nicht mehr in den Sinn gekommen war - weil er es nicht mehr für nötig hielt. Seit sie ihm bei seiner Rückkehr um den Hals
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