Schloss der Liebe
Wahrheit sagt. Wenn diese Frau etwas damit zu tun hat, würde ich sie liebend gern mitten im Dorf an einen Pfahl fesseln, wo alle sie für wenigstens eine Woche bewundern können. In dieser Zeit müsste es mindestens dreimal regnen.«
»Warum binden wir nicht beide an diesen Pfahl, nackt, Rücken an Rücken?«
Ihre Augen glänzten. »Du hast ein gutes Gespür für eine perfekte Strafe, das gefällt mir. Sir Roger kann also nichts Falsches an der Art und Weise erkennen, wie er mit deiner Mutter umgeht? Das glaube ich gern, denn er behandelt sie mit völliger Gleichgültigkeit, und die zwei Frauen, die du zu ihrer Pflege bestimmt hast, haben sich ihm sehr bald angepasst. Ich weiß nicht einmal, wo die zweite von ihnen steckt. Deine Mutter ist schrecklich abgemagert, Severin. Ihre Füße sind in einem grauenvollen Zustand - die ganze Zeit, die sie im Wald verbracht hat, war sie barfuß -, aber ich habe sie so gut wie möglich behandelt und mit sauberen Leintüchern umwickelt. Dann gab ich ihr etwas von dem Trank, den die Heilerin für sie zubereitet hat. Sie schläft jetzt, in einem meiner Nachthemden. Ihr Kleider sind alle schmutzig. Und das Essen deiner Mutter ist vermutlich im Bauch der Dicken gelandet.«
»Wo hast du sie hingebracht?«
Hastings lächelte verschmitzt. »In das Zimmer, aus dem sie von Sir Roger hinausgedrängt wurde. Das Gemach des Burgherrn. Zwei Diener haben auf meine Anweisung ein einfaches Bett hineingestellt. Sie schläft nun in sauberen Laken und ist selbst frisch gebadet. Macht es dir etwas aus, das Zimmer mit deiner Mutter zu teilen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ach ja, ich habe übrigens alle Kleider und Habseligkeiten, die Sir Roger und seiner Dame gehören, in das Kämmerchen bringen lassen, das sie für deine Mutter vorgesehen hatten.«
»Was für eine kluge Frau ich habe. Ausgezeichnet. Ich würde mir diesen Sir Roger gern noch einmal vornehmen. Seine Mätresse macht einen Besuch im Dorf, müsste aber bald zurück sein. Kurz bevor er verschwand beklagte er sich noch, dass das Geld, das ich ihm geschickt habe, hinten und vorne nicht reicht. Es sei gerade genug gewesen, um Lebensmittel zu kaufen und die Leute vor dem Hungertod zu retten. Was eine dreiste Lüge ist.« Er blieb stehen, fluchte und fuhr fort, auf und ab zu gehen.
Hastings sah sich im Saal um. »Wie seltsam, Severin. Sir Roger ist immer noch nicht zurück. Wir scheinen ganz allein hier zu sein. Was ist eigentlich los?«
»Ich weiß es nicht. Gwent und unsere Männer sehen sich den Zustand der Baracken und der Burg selbst an und wollten auch nach den Hütten der Bauern und den Feldern sehen. Die Lage hier ist hoffnungslos, Hastings.«
»Das macht nichts. Du wirst alles wieder in Ordnung bringen. Ich wünschte, Sir Roger käme zurück, damit du ihn weiter zur Rede stellen kannst.«
»Er wird schon kommen. Vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, meinen Ärger auf sich zu ziehen und wollte sich erst einmal mit seiner Geliebten beraten, wie er am besten weiter vorgehen soll. Ja, ich denke, ich werde beide an den Pfahl im Dorf binden.«
Sie musste lachen. Das erste, was Sir Roger hörte, als er gefolgt von Glenda, seiner Mätresse, den dämmrigen Saal betrat, war dieses Lachen. Alles würde gut werden, dachte er sofort. Sein Puls beruhigte sich. Erst in dem Augenblick, in dem ihm jene unglückseligen Worte entschlüpften, hatte er gemerkt, dass Lord Severin über seine Klage wegen seiner Geldsorgen gar nicht erbaut war. Dann hatte er Gwent vor die Tür geschickt, und der Blick, mit dem dieser Rohling ihn bedacht hatte, war ihm durch Mark und Bein gegangen. Auch Thurston hatte eine finstere Miene aufgesetzt. Dieser räudige Hund hatte ihn verraten und einen Boten zu Lord Severin geschickt. Er konnte ihm zwar Befehle erteilen, aber er konnte ihn nicht auspeitschen lassen. Er gehörte zu Lord Severins Männern. Verdammt.
Tatsächlich war Sir Roger erschrocken, als Lord Severin von seiner Mutter kam. Er hatte so überaus verärgert gewirkt. Aber warum? Sie war am Leben, oder etwa nicht? Er, Sir Roger, hatte sie gefunden. Diese verrückte Alte war nicht die Laken wert, auf denen sie lag. O ja, Lord Severin würde ihn dafür belohnen müssen, dass er diese närrische alte Drossel wieder eingefangen hatte. Dafür schuldete er ihm einen weiteren prall gefüllten Geldsack. Alles würde gut gehen. Dennoch dachte er, dass ein Stoßgebet nicht schaden könne.
»Mylord, Mylady!«, rief er schon von weitem, und in seiner
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