Schloss meiner Sehnsucht
Tim zurückhaltend.
„Erzählen Sie doch mal... was ist denn genau passiert?“
Tim seufzte unterdrückt auf. Die Frage war ihm in den letzten drei Tagen schon unzählige Male gestellt worden. „Ich weiß auch nicht mehr als das, was in der Zeitung steht“, erwiderte er. „Die Party war auf ihrem Höhepunkt, als es in den Stallungen zu brennen anfing. Alle haben beim Löschen geholfen, so gut es ging. So konnten alle Tiere gerettet werden. Und ernsthaft verletzt wurde zum Glück auch niemand“, fügte er hinzu. Dass Volker immer noch in der Klinik lag und sich diversen Untersuchungen unterziehen musste, ging die neugierige Meute hier am Set nun wirklich nichts an.
„Du hast noch nicht gesagt, woher du die Sternburgs kennst.“
Tim zuckte lässig mit den Schultern. „Volker und ich sind seit Jahren befreundet.“
„Interessant.“
„Aber Jessylein, Namen sind doch Schall und Rauch.“ Erhard Bergheimer, gute sechzig und Dauergast in fast jeder Serie, grinste anzüglich.
„Was du wieder denkst.“
„Mit Sicherheit das Richtige.“
„Ach, lass mich doch in Ruhe! Ich bin eben an meinen Mitmenschen interessiert. Du hast ja nur noch dein Schachspiel im Kopf.“
„Nicht nur. Zum Glück.“ Erhard zwinkerte Tim zu, dann ging er in seine Garderobe.
Jessica jedoch versuchte noch mehr Infos zu kriegen. Zum Glück erschien der Regisseur, der mit seinem Assi einige Einstellungen für den kommenden Tag besprechen wollte. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“, bat er abschließend.
„Wenn ich kann – klar.“
„Du wohnst in Gauting, ja?“
„Ja.“ Tim nickte. Seit anderthalb Jahren hatte er in dem Vorort Münchens eine Dachwohnung. Nicht allzu groß, doch so geräumig, dass Kerstin oft zu Gast sein konnte.
„Dann sei doch so gut und hol morgen früh die Ravenstein ab. Sie logiert bei Freunden, die in Gauting wohnen.“
„Gloria Ravenstein?“ Tim war überrascht. Dass die weit über Deutschlands Grenzen bekannte Schauspielerin engagiert worden war, hatte er gar nicht gewusst. „Sie spielt – was?“
„Gar nichts. Wenigstens nicht in unserer Produktion. Aber wir kennen uns seit Jahren und sie ist an einer Rolle in meiner Dürrenmatt-Inszenierung interessiert.“
„Der Besuch einer alten Dame“, grinste Tim. Und fügte ernster hinzu: „Selbstverständlich hole ich Frau Ravenstein ab.“
„Sie will eine halbe Stunde zusehen. Na ja, und dann... ich werd mit ihr im Bayerischen Hof zu Abend essen.“
Das Skriptgirl kam und wollte etwas von Tim. Die Routinearbeit nahm ihn ganz gefangen, bis es endlich Feierabend war. Doch bis dahin hatten ihn noch einige auf seine Bekanntschaft mit den Sternburgs angesprochen.
„Auf einmal war ich ganz wichtig. Idiotisch.“ Tim sah Kerstin kopfschüttelnd an. „Die sind doch selbst alle mehr oder weniger prominent. Was wollen sie denn noch?“
„Sich mit dem Adel schmücken. Das ist doch in, schon vergessen?“ Kerstin grinste. „Ich find’s ja auch klasse, dass du so einen bekannten Freund hast.“
„Spinn jetzt nicht auch noch.“ Er zog sie an sich. „Mir ist nach Spaghetti carbonara.“
„So schlimm?“ Stirnrunzelnd sah sie ihn an. Spaghetti carbonara aß Tim eigentlich nur, wenn er unglücklich war oder total unter Stress stand.
„Ich mach mir Sorgen um Volker.“
„Warum?“ Kerstin löste sich aus seinem Arm.
„Er ist immer noch in der Klinik. Dabei ist die Verletzung am Bein gar nicht so gravierend.“
„Das kannst du doch gar nicht beurteilen.“
„Na ja, aber... normal ist es doch heutzutage nicht, wenn man so lange im Krankenhaus festgehalten wird.“
Kerstin lachte. „Für uns Kassenpatienten nicht. Aber Volker ist doch sicher Privatpatient. Da sieht das schon anders aus.“
„Ach, wir armen Kellerkinder!“ Tim hatte seinen Humor wiedergefunden. „Ich muss froh sein, dass du mich liebst.“ Er hielt Kerstin am Arm fest. „Du liebst mich doch?“
„Aber ja. Immer. Auch, wenn du nur ein kleiner, unbekannter Regieassistent mit Kleinstgehalt bist.“ Er bekam einen herzhaften Kuss. „Dennoch bist du mir lieber als jeder Millionär.“
„Du bist die Beste.“
„Weiß ich doch. Vor allem koche ich die besten Spaghetti. Ich weiß.“
„Ach was, vergiss die Nudeln. Wir gehen aus. Mir ist nach einem Schwabingbummel. Und hinterher auf den Großmarkt... Austern essen.“
„Jetzt spinnst du wirklich. Oder hast du im Lotto gewonnen?“
„Nichts von beidem. Aber Austern frisch vom Händler... delikat und
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