Schloss meiner Sehnsucht
die sprichwörtliche Weihnachtsgans.“
„Bitte, Herr von Sternburg... es geschieht doch alles zu Ihrem Besten. Noch steht nicht ganz fest, warum Sie diese Zusammenbrüche haben und die Kopfschmerzen. Aber glauben Sie mir, unser Chef ist eine Kapazität und wird bestimmt...“
„Er will sein dickes Honorar, das ist alles“, fiel er ihr erregt ins Wort. Sein Gesicht rötete sich besorgniserregend, und schon überlegte die Laborantin, ob sie nicht die Unterstützung eines Arztes oder zumindest der Stationsschwester anfordern sollte.
Doch dann, urplötzlich, wurde Oliver von Sternburg still. Ein Stöhnen kam über seine Lippen, mit einem erstickten Laut fiel er in die Kissen zurück. „Machen Sie schon“, flüsterte er dann. „Ich muss schlafen. Und eine Schmerztablette haben.“
„Ich schicke Ihnen gleich einen Arzt.“
Sie nahm das Blut ab, doch noch bevor sie einen Arzt vom schlechten Befinden des Patienten informieren konnte, erschien der Professor Kahlenbach persönlich, begleitet von seinem Oberarzt Dr. Mettnersen. Beide wirkten sehr ernst.
„Herr Graf... fühlen Sie sich gut?“ Besorgt griff der Chefarzt nach Olivers Handgelenk und tastete nach dem Puls.
„Wenn ich fit wäre, hätten Sie mich nicht in Ihren Krallen“, gab Oliver mürrisch zur Antwort. „Also, wissen Sie jetzt, woher die Migräne kommt? Was anderes ist es ja wohl nicht.“
„Doch. Leider. Deshalb müssen wir mit Ihnen reden.“ Der Chefarzt zog sich einen Stuhl ans Bett, während Oberarzt Dr. Mettnersen am Fußende stehen blieb und den Patienten beobachtete. Sympathisch war ihm Oliver von Sternburg nicht, und doch... die Diagnose, die sie ihm mitzuteilen hatten, war so grausam, dass er Mitleid verdiente.
„Wollen Sie noch mehr an mir herumdoktern? Ehrlich, ich bin’s leid. Wenn Sie keine Ahnung haben – als Versuchskaninchen bin ich mir zu schade.“ Immer wieder kniff er bei diesen Worten die Augen zusammen, weil wieder dieses verdammte Flimmern auftrat, eine unangenehme Begleiterscheinung der Kopfschmerzen. „Geben Sie mir lieber was gegen dieses Stechen im Hinterkopf. Das wird ja wohl möglich sein.“
„Dieses Stechen hat eine Ursache, Herr von Sternburg.“ Professor Kahlenbach ließ sich nicht aus der Reserve locken. Er blieb ruhig und beherrscht. „Sie wissen, dass wir einige Untersuchungen durchgeführt haben. Gestern dann die Computertomografie. Das Ergebnis liegt jetzt vor: Sie haben einen Tumor.“
„Ach nein! Das scheint bei uns wohl in der Familie zu liegen. Dann schneiden Sie ihn raus. Das hat Ihr Kollege bei meinem Neffen auch gemacht. Der ist jetzt wieder topfit.“
„So einfach liegt der Fall leider nicht. Dieser Tumor... er hat eine diffizile Lage. Wenn wir dort am Gehirn arbeiten, kann es zu irreparablen Schäden kommen.“
„Dann machen Sie Ihren Job gefälligst perfekt. Bin schließlich Privatpatient. Und wenn Sie nicht dazu in der Lage sind, holen Sie einen Kollegen, der mehr von seiner Arbeit versteht. Am Geld soll’s nicht scheitern.“ Er drehte sich zur Seite. „Und jetzt will ich meine Ruhe.“
Noch einen Ansatz machte der Professor, dann musste er einsehen, dass es keinen Sinn hatte, heute mit Oliver von Sternburg zu reden. Der Kranke konnte – oder wollte ihn nicht verstehen!
Oliver hingegen begriff sehr wohl, was der Arzt da gesagt hatte. Ein Tumor im Kopf... das war eine üble Sache. Und gefährlich. Nichts für einen Provinzdoktor. Er würde am besten in die USA fliegen und sich dort operieren lassen. Mal sehen, was Joachim davon hielt.
Erst nach einer Weile fiel ihm der Streit wieder ein, den er mit seinem Bruder gehabt hatte – und der letztendlich den schweren Zusammenbruch zur Folge gehabt hatte.
„Nein, besser nicht Joachim. So was sollte man auch nicht an die große Glocke hängen, sondern sehr diskret abhandeln.“ Er dachte angestrengt nach, was angesichts der Kopfschmerzen fast nicht möglich war. Erst als die Tablette, die er genommen hatte, ihre volle Wirkung entfaltete, konnte er sich die nächsten Schritte überlegen. Als erstes galt es, die Ärzte hier ganz energisch auf ihre Schweigepflicht hinzuweisen. Niemand sollte, niemand durfte erfahren, woran er litt! Dann würde er einfach hier verschwinden, sich ein Ticket nach New York oder Los Angeles kaufen und sich dort von einem Spezialisten behandeln lassen.
Er überlegte, wen er in New York kannte. So gut kannte, dass er ihn um Hilfe bitten könnte. Jeff Lindbloom vielleicht. Oder Tess Mastersen. Mit ihr
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