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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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ist nicht da?«, knurrte Fischer, in den Flur tretend. Schien
fast ein wenig enttäuscht, der Gute.
    »Am Ende hat er gar keine«, meldete sich der schwarze Greiner. »Hat
sie bloß erfunden, um sich einen Anstrich von Seriösität zu geben.«
    »Seriosität«, verbesserte ich. »Außerdem sind ö und ä in einem Wort
nicht so viel wert wie zwei q.«
    »Wo können wir reden?«, bellte Fischer.
    »Reden? Ich dachte, ich soll nicht so viel … Schon gut, wir gehen ins
Wohnzimmer. Dort steht eine superschicke Couch für unsere zwei Nachwuchskräfte.
Leder, passend zu Ihren Schuhen.« Den Zusatz ›die Sie leider nicht mehr anhaben‹
verkniff ich mir. Kommissar Greiner und Kommissar Sorgwitz schlichen auf Socken
ins Wohnzimmer und nahmen tatsächlich brav auf den Ledernoppen Platz. Fischer setzte
sich, ich setzte mich.
    Eine hübsche Männerrunde. Und jetzt?
    »Wie geht es Ihnen, Herr Koller?«, begann Fischer und musterte mich
mit gespitzten Lippen.
    Sofort schrillten sämtliche Alarmglocken. Wie es mir ging? Seit wann
interessierte das die Polizei? Marc Covet hatte auf dieselbe Frage mit blankem Misstrauen
reagiert, und das zu Recht. So schnell wiederholt sich Geschichte. Nun war ich derjenige,
der hinter der Floskel die eigentliche Botschaft suchte. Vorsicht, Max, Vorsicht!
    »Tja«, antwortete ich. »Danke der Nachfrage.«
    »Und Ihrer Frau?«
    »Der geht’s gut.«
    »So.«
    »Sie hat ja mich.«
    Greiner grinste, Sorgwitz grinste. Beide hielten die Hände im Schoß
und schwiegen. Es sah dermaßen lächerlich aus, wie sie da saßen, dass ich sie am
liebsten mitsamt der Couch in ein Hauptstraßenschaufenster katapultiert hätte. Stichwort
Moderne Plastik. Subtiler Horror. Wenn ich nur wüsste, was die drei im Schilde führten!
    »Und Sie, was treiben Sie so den lieben langen Tag?« Kommissar Fischer
rubbelte an seinem Nasenrücken herum, dass die Haut bröselte.
    »Ach Gottchen, mal dies, mal jenes.«
    »Kein aktueller Auftrag?«
    »Schon. Verschiedenes.«
    »Über das Sie uns natürlich keine Auskunft geben dürfen.«
    Bedauernd hob ich die Hände. »Mandantenschutz. Darf ich den Herren
was zu trinken anbieten? Eine Flasche Bier vielleicht? Oder lieber doch eine Flasche
Bier?«
    »Jawoll!«, kam es schneidig von der Couch. Zwei Zeigefinger standen
senkrecht in der Luft.
    »Beide?« Ich war ehrlich verblüfft. Seit wann wagten sich Greiner und
Sorgwitz an Lebensmittel aus meinem Haushalt? Die auch noch Alkohol enthielten!
»Sind Sie nicht mehr im Dienst?«
    »Ich bitte Sie«, wehrte Sorgwitz ab. »Kleine Plauderei unter Freunden
– das ist doch kein Dienst!«
    Ich schluckte. Er hatte Freunde gesagt. Allerhöchste Alarmstufe! »Sie
auch, Herr Fischer?«
    »Danke, nein. Ich darf nicht.«
    Wer ihm das Trinken verboten hatte, wollte ich gar nicht wissen. Sein
Arzt oder sein Vorgesetzter; vermutlich beide. Fischers Frau eher nicht. Aber was
wollte das verdammte Trio nur von mir? Beunruhigt holte ich drei Flaschen Pils aus
dem Kühlschrank und einen Öffner. Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, stand Kommissar
Greiner tänzelnd vor dem Regal mit Christines Nippes; Kollege Sorgwitz beglotzte
das kopfstehende Max-Ernst-Bild aus nächster Nähe. Ihr Chef hing auf seinem Stuhl
und starrte trübsinnig vor sich hin.
    »Hier ist das Bier«, tat ich kund und setzte mich. Aufmachen sollten
sie ihr Getränk schon selbst. Ein kurzer Seitenblick zu Kommissar Fischer. Nein,
seine Miene gefiel mir überhaupt nicht.
    »Was ist das eigentlich?«, fragte Sorgwitz, der blonde Kampfhund. Wenn
er sich noch etwas weiter vorbeugte, würde sein Näschen zum Bestandteil des Bildes.
    »Was?«
    »Na, das hier. Der dicke rote Strich.«
    »Ein dicker roter Strich vielleicht?«
    »Es sieht aus wie ein Würstchen.«
    Augenrollend nahm ich einen Schluck Bier.
    »Wie ein Feuerwürstchen, um genau zu sein«, ergänzte Sorgwitz.
    Klingeling, da läuteten sie wieder. Meine Alarmglocken, alle wüst durcheinander.
Neben mir räusperte sich Kommissar Fischer.
    »Herr Koller, es wäre hilfreich, wenn Sie uns erklären würden, in wessen
Auftrag Sie gerade unterwegs sind.«
    »Ich bin überhaupt nicht unterwegs. Ich sitze hier mit Freunden und
trinke ganz gemütlich …«
    »Wo waren Sie heute?«, schnauzte er mich an.
    »Was ist los, Herr Fischer? Soll ich Ihnen nicht doch ein Bier holen?«
    »Wo, verdammt?«
    »In der Chirurgie.«
    Damit hatten sie nicht gerechnet. Zu dritt starrten sie mich an: der
Kampfhund, der Rottweiler und ihr missmutiges Herrchen. Aber

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