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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Chefarzt,
dann ist das unsere Chance. Geh hin und sag ihm, dass der Obermacker euch sprechen
will. In seinem Büro im Hauptgebäude oder wo auch immer. Hauptsache, er verlässt
seinen Posten. Sobald ihr fort seid, schleiche ich mich in das Zimmer und mache
ein Foto von dem Typen dort.«
    »Und wenn er nicht mitkommt?«
    »Du musst ihn halt überreden. Sag ihm, der Herr Professor bestehe auf
persönliche Anwesenheit. Willst du nun die Story oder nicht?«
    Covet zögerte. »Hast du eine Kamera dabei?«
    »Mein Handy.«
    »Das ist doch ausgeschaltet«, giftete er, hatte sich aber gleich wieder
im Griff. »Mach mehrere Fotos, ja? Und gute. Man muss den Präsidenten einwandfrei
erkennen können. Nimm auch das Zimmer auf, wenn die Zeit reicht. Apropos: Was mache
ich eigentlich mit dem Bodyguard? Ich kann ihn ja nicht ewig durch die Chirurgie
schleppen.«
    »Kein Problem. Ich brauche nur ein paar Sekunden. Sobald ich draußen
bin, betätige ich den Feuermelder. Dann kannst du den Typen zurückschicken und dich
verdünnisieren.«
    Covet schnappte nach Luft. »Feueralarm? Bist du wahnsinnig?«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Mannomann, das ist mir jetzt aber …« Er fuhr sich durchs Haar. »Wenn
ich nur wüsste, ob in dem Zimmer tatsächlich dieser Diktatorensack höchstpersönlich
liegt …«
    »Hast du gegenüber dem Bodyguard nicht vom Präsidenten gesprochen?
Na, also. Los, Marc, die Öffentlichkeit zählt auf dich!«
    »Aber was tun wir, wenn der Kerl partout nicht mitkommen will?«
    »Dann haben wir immer noch das hier.« Ich klopfte auf die Tasche mit
dem Pfefferspray.
    »Na gut.« Er holte tief Luft und ging in das Gebäude zurück.
    Während ich draußen wartete, machte ich mein Handy bereit. Als Kamera
hatte ich es erst ein- oder zweimal eingesetzt, aber jetzt durfte nichts schiefgehen.
Aufgeladen war es noch, immerhin. Ich steckte es in die andere Jackentasche und
lauschte. Hoffentlich hatte Marc Erfolg. Auf die Aktion mit dem Spray konnte ich
gut verzichten.
    Endlich hörte ich Schritte. Da kamen die beiden, tatsächlich! Marc
redete ohne Unterlass. Der Name des Chefarztes fiel, dazu Begriffe wie Verantwortung
und internationale Beziehungen. Ja, das konnte er, mein Freund Covet, mit Nebelkerzen
um sich werfen! Ich wartete, bis das Pärchen um die nächste Ecke gebogen war, dann
setzte ich mich in Bewegung.
    Der Flur vor den Patientenzimmern war verwaist. Ich huschte zu Nummer
015 und lauschte. Kein Laut von drinnen. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich
die Klinke vorsichtig hinunterdrückte. Geräuschlos öffnete sich die Tür. Ich schlüpfte
hinein.
    Das Zimmer war hell erleuchtet. Keine guten Voraussetzungen, um sich
gesund zu schlafen. Aber der Mann in dem einzigen Krankenbett schlief tief und fest.
Er lag auf dem Rücken, sein Kopf war leicht zur Seite geneigt. Unter der Bettdecke
krochen Schläuche bis zu einer imposanten Apparatur, die rechts an der Wand stand.
Der Mann war alt, hatte einen großen, eckigen Kopf mit eingefallenen Wangen. Aus
seiner olivbraunen Gesichtsfarbe war jede Frische gewichen.
    War das der ehemalige Staatspräsident Ägyptens? Beschwören wollte ich
es nicht.
    Außerdem war ich nicht zum Schwören hier. Ich war hier, um Fotos zu
schießen und schnellstmöglich wieder zu verschwinden. Also her mit dem Handy. Ich
richtete es auf den Patienten und betätigte den Auslöser.
    Im nächsten Moment segelten wir beide durch das Zimmer, mein Handy
und ich.
    Wo das Handy landete, konnte ich nicht sagen. Wo ich landete, dagegen
schon: an der verglasten Außenwand, vor der ein Rollo schaukelte. Ich schaukelte
mit ihm, obwohl ich auf der Erde lag. Mein Kopf wackelte, die Glieder zitterten,
mein Puls raste. Seit wann gab es Erdbeben am Neckar?
    Es war kein Erdbeben. Es war ein Kollege des Muskelprotzes vor der
Tür. Nur mittelgroß, aber kräftig für zwei und mit kleinen, verschlafenen Augen.
Hatte wohl ein Nickerchen drüben auf dem Stuhl gehalten, als ich das Zimmer betrat.
Und deshalb hatte es zu mehr als einem raschen Stoß in den Nacken nicht gereicht.
Dafür war der Junge jetzt hellwach; während er mich mit seinen Äuglein am Boden
festnagelte, zog er sein eigenes Mobiltelefon aus dem Jackett und drückte ein paar
Tasten, ohne auch nur hinzusehen.
    Der Patient hatte sich nicht gerührt. Auf seiner Bettdecke lag mein
Handy. Das erinnerte mich – hübsche Gedankenübertragung – an den anderen Gegenstand,
der in meiner Tasche steckte. Ich tat so, als könne ich mich nur unter

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