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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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»Jones! Hey! Jones!«
    Mit einem kurzen Sliding Stop brachte der Cowboy sein Pferd zum Stehen und sprang, noch bevor das Tier ganz angehalten hatte, aus dem Sattel. Er beugte sich schon über seinen Angestellten, als die anderen erst bei ihm ankamen.
    Und was sie dort sahen, kam vor allem Bob nur allzu bekannt vor. Jones, den Donovan mit leichten Ohrfeigen mittlerweile ins Leben zurückgetäschelt hatte, lehnte mit dem Rücken an einem Felsen und fuhr sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über eine ansehnliche Beule am Hinterkopf. An seinem Hals klebte ein kleines Rinnsal verkrusteten Blutes.

Justus hat Geheimnisse
    »Diese verdammte Rothaut!«, stöhnte Jones und nahm ein paar kräftige Schlucke aus der Wasserflasche, die ihm Donovan hinhielt.
    »Was ist denn jetzt eigentlich passiert?« Donovan ließ sich in den Sand sinken und starrte wie alle anderen Jones mit einer Mischung aus Besorgnis und Neugierde an.
    »So genau weiß ich’s auch nicht.« Jones hustete trocken und trank noch einmal aus der Feldflasche, bevor er fortfuhr. »Muss so ungefähr gegen halb zwei gewesen sein. War grad unten bei den Pferden, als ich so ’n komisches Geräusch hör. Denke, is vielleicht ’ne Schlange oder so was, und bin hin. Aber plötzlich taucht da diese Rothaut vor mir auf, und bevor ich’s so richtig kapier, krieg ich schon ’nen Knüppel an die Birne.«
    »Also war es wirklich ein Indianer, den ich fortreiten gesehen habe«, murmelte Donovan finster.
    »Und nich irgendeiner.« Jones rappelte sich ächzend auf.
    »Wie meinen Sie das, Mr Jones?«, fragte ihn Justus.
    Der Cowboy winkte beschwichtigend ab. »Pit, nenn mich einfach Pit. Es war haargenau der gleiche Galgenvogel, der mich schon mal umgenietet hat, damals im Stall. Hab ihn sofort erkannt. War ja auch hell genug wegen ’m Vollmond, nich wahr.«
    »Sie meinen, äh, du meinst, es war derselbe Indianer, der Sie – dich niedergeschlagen hat, als er Lady gestohlen hat?«, wiederholte Justus verblüfft.
    »So is es. War genau dieselbe Visage, kein Zweifel.« Jones nickte nachdrücklich und prostete Justus wie zur Bestätigung mit der Wasserflasche zu, bevor er noch einmal gurgelnd daraus trank.
    »Und wie sind Sie – bist du dem Indianer entkommen?« Das beifällige Nicken der anderen zeigte, dass Bobs Frage alle brennend interessierte.
    Jones lachte gekünstelt auf. »Bin ich gar nich. War die ganze Zeit völlig weggetreten und bin erst wieder klar geworden, als mich der Boss wach geklopft hat.«
    Ein erstauntes Raunen und Murmeln war die Antwort auf diese unglaubliche Aussage. Der Indianer sollte Jones einfach so hier abgeladen haben? Und das Pferd dazu?
    Doch während alle Jones nun mit ihren Fragen löcherten, um etwas Licht in diese verworrene Angelegenheit zu bringen, tat Justus das genaue Gegenteil. Er sagte gar nichts mehr, sondern zog sich ein Stück zurück, um nachdenken zu können. Erst als alle erneut aufgestiegen waren und auch er sein Tier erklimmen musste, hörte er wieder damit auf. Aber wären die anderen nicht so sehr mit sich und den Ereignissen der letzten Stunden beschäftigt gewesen, hätten sie bemerkt, dass es in dem Ersten Detektiv immer noch heftig arbeitete.
    Peter hingegen war vor allem froh, endlich wieder auf Snowflake reiten zu können. Der Mustang von Jones, auf den er kurzzeitig hatte umsteigen müssen, war ihm dann doch eine Spur zu ungestüm und eigenwillig gewesen.
    Aber lange sollte seine Erleichterung nicht anhalten, denn kaum waren sie wieder aus dem Tal hinausgeritten, ging der Spuk weiter. Zunächst waren wie am Vortag Rauchzeichen zu sehen, die aber diesmal von mehreren Punkten am östlichen Horizont aufstiegen. Aus welchen Gründen auch immer – die Indianer schienen nun verstärkt miteinander kommunizieren
    zu müssen.
    Dann tauchte auch wieder ein einsamer Reiter in weiter Entfernung vor ihnen auf. Aber heute ließ sich der Indianer nicht nur einmal kurz blicken, sondern er folgte ihnen die ganze Zeit in sicherem Abstand, verschwand ab und zu und war urplötzlich wieder da.
    Und noch etwas war an diesem Tag anders.
    »Hört ihr das?« Bob brachte sein Pferd zum Stehen, deutete mit dem Finger in die Luft und lauschte.
    »Was meinst du, Dritter?« Justus hörte nur das sanfte Rauschen des Wüstenwindes und das gleichmäßige Getrappel der Pferde.
    »Da, diese … Töne.« Bob zog die Augenbrauen vor Konzentration zusammen.
    »Ja, jetzt hör ich’s auch. Klingt wie … Herzklopfen«, meinte Sealer und drehte seinen Kopf

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