Schluessel zur Hoelle
und sein großes, häßliches Gesicht schien plötzlich wie verwandelt.
»Am besten, wir sehen mal nach.«
Vacellis Lokal lag am Hafen, an der Ecke einer Gasse, die in die Altstadt führte. Auf dem Schild über dem Eingang stand nur Cafe. Im Innern spielte jemand Gitarre. Sie parkten den Kombi vor der Tür und traten ein. Orsini ging ihnen voran die Treppe hinunter.
Vor der Tür war ein Perlenvorhang, durch den man das Stimmengewirr aus der Bar hörte. Der Gitarrespieler saß gleich hinter dem Eingang auf einem Stuhl an der Wand – ein junger Bursche mit schwarzgelocktem Haar. Er hatte die Ärmel seines karierten Hemdes hochgerollt, und man sah seine muskulösen Arme.
Orsini schob den Vorhang beiseite und blickte auf seine ausgestreckten Beine nieder. Als der Gitarrespieler sich nicht rührte, riß Orsini den Stuhl unter ihm weg. Er krachte zu Boden, und im Raum herrschte plötzlich tiefe Stille.
Die eine Wand des Lokals nahm eine schmale Theke mit einer Marmorplatte ein, hinter der ein Regal mit Flaschen stand. Die Wände waren weiß getüncht, der Fußboden aus Stein. An den Tischen saßen nur wenige Gäste, hauptsächlich Männer.
Der Gitarrist sprang auf und zog ein Messer, doch Carlo war schneller. Er packte sein Handgelenk und drehte den Arm nach hinten. Der Bursche schrie auf und ließ das Messer fallen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht taumelte er zur Wand zurück. Orsini schüttelte den Kopf.
»Diese Jugend von heute…«, sagte er. »Keinerlei Manieren.« Er drehte sich um und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Der bärtige Mann mit dem Narbengesicht saß an einem Tisch an der Wand. Sein einer Arm lag in einer Schlinge.
Orsini grinste. »He, Toto, du siehst ziemlich mitgenommen aus. Wo ist Vacelli?«
Man hörte einen Schuh über den Steinboden scharren; dann brummte eine unfreundliche Stimme: »Was willst du, zum Teufel?«
Vacelli stand am oberen Ende der Steintreppe, die in den ersten Stock führte. Er war gebaut wie Primo Camera, ein Stier von einem Mann mit einem runden Kopf, der im Verhältnis zu seinem Körper viel zu klein war.
»Da bist du ja, du Schweinehund«, rief Orsini grinsend. »Wir suchen das Minetti-Mädchen.«
Vacellis brutales Gesicht lief zornrot an, und man merkte, daß er sich nur mühsam beherrschte. »Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.«
»Wirklich nicht?« Orsini packte einen Stuhl und schleuderte ihn gegen das Regal hinter der Theke. Der Spiegel zersprang klirrend, und ein Dutzend Flaschen krachten zu Boden. »Weißt du’s jetzt?«
Vacelli brüllte wütend auf und rannte die Treppe herunter. Orsini nahm eine volle Flasche Chianti von einem Tisch, sprang beiseite und zerschlug sie auf Vacellis Schädel, als er vorbeischoß.
Vacelli ging in die Knie. Orsini ergriff einen Stuhl und schmetterte ihn auf Vacellis breiten Rücken. Vacelli sank stöhnend vornüber. Orsini hieb wieder und wieder auf ihn ein, bis der Stuhl in Stücke ging. Dann warf er ihn weg und wartete.
Langsam richtete Vacelli sich auf, umklammerte den Rand der Theke und zog sich daran hoch. Er stand einen Moment schwankend da, dann stürzte er mit gesenktem Kopf, das Gesicht blutüberströmt, auf Orsini zu. Orsini wich aus und versetzte ihm, als er vorbeitaumelte mit der Handkante einen Schlag in die Nierengegend.
Vacelli stürzte aufschreiend, mit dem Gesicht nach unten, zu Boden. Er versuchte sich hochzurappeln, doch es gelang ihm nicht. Laut stöhnend brach er zusammen und blieb regungslos liegen.
»Der Nächste bitte!« rief Orsini.
Als sich niemand rührte, wandte er sich zu Carlo. »Du bleibst hier und paßt auf. Wir werden nicht lange brauchen.« Chavasse folgte ihm die Treppe hinauf. Oben schob Orsini einen Vorhang beiseite und ging einen langen Korridor hinunter. An einer Tür lehnte eine junge Frau in einem billigen Morgenmantel, eine Zigarette im Mundwinkel.
»Hast du das Schwein umgebracht, Giulio?«
»Nicht ganz.« Er grinste. »Aber er ist für eine Weile außer Gefecht. Auf jeden Fall lange genug, daß du packen und verschwinden kannst. Heute nacht ist ein Mädchen hierhergebracht worden. Weißt du, wo sie ist?«
»Im letzten Zimmer. Er wollte eben zu ihr reingehen, als du kamst. Ich glaube nicht, daß er sie mit Samthandschuhen anfassen wollte.«
»Vielen Dank, carissima.« Orsini küßte sie auf die Wange. »Fahr heim zu deiner Mutter.«
Chavasse war schon vorausgelaufen, doch die Tür war
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