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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verschlossen.
    »Ich bin’s Francesca – Paul!«
      Er hörte, wie sie drinnen zur Tür lief; dann rief sie: »Er hat von außen zugesperrt.«
      Orsini machte einen Schritt zurück, hob den Fuß und trat mit seinem schweren Stiefel zweimal gegen das Schloß. Das morsche Holz zersplitterte krachend.
      Er trat noch einmal dagegen, und die Tür löste sich aus den Angeln und fiel zu Boden.
    Francesca Minetti stand vor ihnen. Sie war totenblaß und trug noch immer Chavasses alten Pullover, in dem sie aussah wie eine Fünfzehnjährige. Chavasse hörte, wie Orsini erleichtert aufatmete; dann ging der Italiener rasch zu ihr.
      Mit merkwürdig sanfter, zärtlicher Stimme, wie ein Vater, der ein erschrockenes Kind beruhigt, sagte er: »Jetzt ist alles in Ordnung, cara. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben.«
    Sie ergriff seine Hand und blickte mühsam lächelnd zu dem häßlichen, zerfurchten Gesicht auf. Plötzlich begann sie zu zittern. Sie wandte sich von Orsini ab, stieg taumelnd über die zerschmetterte Tür und sank in Chavasses Arme.

    7

      Am nächsten Abend, kurz nach acht Uhr, legte die Buona Esperanza vom Pier ab und stach in See. Die Nacht war warm, und das Wasser schimmerte sanft. Über dem Horizont türmten sich düstere Wolken auf und verdeckten den Mond.
      Orsini bediente das Steuer. Chavasse stand neben ihm und starrte durch das Deckhausfenster in die Dunkelheit.
    »Was sagt denn der Wetterbericht?« erkundigte er sich.
      »Windstärke vier, Neigung zu Regenschauern. Kein Grund zur Beunruhigung.«
    »Und im Drin-Golf?«
    »Ein paar Nebelfelder. Doch das kann uns nur recht sein.«
      Chavasse zündete zwei Zigaretten an und gab eine dem Italiener. »Komisch, wie das Leben spielt. Ich hätte nie gedacht, daß ich noch einmal albanischen Boden betreten würde.«
      »Ja, ja – was tut man nicht alles den Frauen zuliebe.« Orsini grinste. »Aber Francesca ist wirklich etwas ganz Besonderes. Glaub mir, davon verstehe ich was. Sie erinnert mich lebhaft an meine Frau, Gott hab sie selig.«
      Chavasse sah ihn verwundert an. »Ich hatte keine Ahnung, daß du verheiratet warst.«
      »Das ist schon lange her.« Orsinis Gesicht war ruhig und gelassen, doch seine Stimme klang traurig. »Wir heirateten 1941, als ich bei der Marine war. Sie war erst neunzehn. Wir verbrachten einen Urlaub zusammen, das war alles. Im nächsten Jahr hat sie ihre Mutter in Mailand besucht und ist bei einem Luftangriff umgekommen.«
    Chavasse schwieg – darauf gab es nichts zu sagen. Nach einer Weile erhöhte Orsini die Geschwindigkeit. »Übernimm du das Steuer, Paul. Ich muß unseren Kurs berechnen.«
      Chavasse zwängte sich hinter ihn, und der Italiener ging zum Kartentisch. Er beugte sich eine Weile über die Karten. Schließlich nickte er befriedigt.
      »Wir werden kurz vor Sonnenaufgang die Küste erreichen.« Er steckte sich eine Zigarre in den Mund und grinste. »Was dann geschieht, liegt in Gottes Hand.«
    »Soll ich dich ablösen?« fragte Chavasse.
      Orsini schüttelte den Kopf und trat wieder hinter das Steuer. »Später, Paul – zuerst kommt Carlo dran. Ich muß zusehen, daß ich am Morgen, wenn wir einlaufen, frisch bin.«
      Chavasse verließ das Deckhaus und ging hinunter in die Kombüse, wo Francesca eben Kaffee kochte. Er steckte den Kopf durch die Tür und grinste. »Das mag ich an den italienischen Mädchen. Sie sind so gute Köchinnen.«
      Sie drehte sich um und lächelte kokett. »Das soll alles sein, wozu wir gut sind – Kochen?«
      Sie trug eine alte Drillichhose, einen dicken Pullover und hatte ihr langes Haar zu einem Zopf geflochten, der über ihre Schulter herabhing. Sie sah unglaublich frisch und munter aus. Chavasse schüttelte den Kopf. »Ich wüßte schon noch was anderes, aber hier ist nicht der richtige Ort dafür.«
    »Wie war’s mit der Terrasse der britischen Botschaft?«
    »Zu wenig intim.«
      Sie schenkte Kaffee in einen Becher und gab ihn ihm. »Ich kenne ein Lokal in den Bergen außerhalb von Rom. Es ist nur ein Dorfgasthaus, aber das Essen ist himmlisch. Man ißt bei Kerzenlicht auf einer Terrasse über einem Weinberg. Glühwürmchen tanzen in der Dunkelheit, und den Blumenduft hat man noch eine Woche danach in der Nase. Ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.«
      »Leider bin ich die nächsten Tage völlig besetzt«, sagte Chavasse, »aber danach hab ich ein paar Abende noch frei.«
    »Na, so ein Zufall – ich auch.

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