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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schlängelte.
      Als sie schließlich wieder den Fluß erreichten, tauchte eine große, in Nebel gehüllte Insel vor ihnen auf. Nachdem sie sie umschifft hatten und sich dem jenseitigen Ufer näherten, roch er Rauch, und irgendwo bellte ein Hund.
      Liri fuhr dicht am Ufer entlang, und bald sah man durch den Nebel die Umrisse der ersten Häuser. Sie holte ihre Zigarettendose hervor und warf sie Chavasse zu. Er nahm eine heraus, zündete sie an, lehnte sich zurück und blickte zur Stadt hinüber. Soviel er wußte, hatte sie nur noch knapp fünfhundert Einwohner. Seit Beginn der Feindseligkeiten zwischen Jugoslawien und Albanien war der Verkehr auf dem Fluß fast völlig zum Erliegen gekommen, und der Bojana war mit der Zeit so stark versandet, daß er kaum noch befahren werden konnte.
      Das Kloster tauchte aus dem Nebel auf, ein etwas abseits vom Ufer liegender riesiger, weitausgedehnter mittelalterlicher Bau mit zerbröckelnden Mauern.
      Eine albanische Fahne mit dem roten Stern und dem schwarzen doppelköpfigen Adler hing schlaff im Regen, und von irgendwoher erklang leise ein Hornsignal.
    Ein Stück weiter arbeiteten vierzig oder fünfzig Häftlinge am Ufer. Sie standen zum Teil bis zu den Hüften im Wasser und rammten Pfähle für einen neuen Landungssteg in den Flußboden. Chavasse sah, daß die Füße der an Land arbeitenden mit Ketten aneinandergefesselt waren.
      »Das sind Politische«, sagte Liri. »Man schickt sie aus dem ganzen Land hierher. Sie gehen in den Sümpfen schnell zugrunde, wenn die Hitze kommt.«
      Sie steuerte auf eine kleine verfallene Kapelle zu, deren verwitterte Mauern direkt in den Fluß abfielen. Am Fuß der Mauer klaffte dunkel die Öffnung eines schmalen Tunnels, in den Liri den Kahn hineinlenkte.
      Der Tunnel mochte etwa zwei Meter hoch sein, und als Chavasse die Hand ausstreckte, stieß er an eine kalte, feuchte Mauer. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er in die Finsternis, bis es plötzlich heller wurde. Liri stellte den Motor ab, und das Boot glitt an einem aus großen Holzstämmen zusammengefügten Landungssteg entlang.
      Sie legten neben einer steinernen Treppe an, Chavasse machte den Kahn an einem Eisenring fest und half Liri heraus. In dem schwachen Lichtschein, der irgendwo von oben hereinfiel, sah er, daß sie ihm zulächelte.
      »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie und stieg eine Steintreppe hinauf. Chavasse setzte sich auf den Landungssteg, zündete sich eine Zigarette an und wartete. Mindestens fünfzehn Minuten verstrichen. Als sie zurückkam, lief sie die Treppe nicht wieder herunter, sondern rief ihm von oben zu: »Kommen Sie, Paul.«
      Er stieg hinauf. Sie öffnete eine große Eichentür und führte ihn durch einen schmalen Gang. Am anderen Ende machte sie eine zweite Tür auf, und sie traten in die kleine Kapelle.
    Es war halbdunkel. Nur vorn am Altar flackerten einige Kerzen, deren Schein auf die Gottesmutter fiel. Es roch stark nach Weihrauch, und Chavasse fühlte sich leicht benommen. Es war lange her, seit er zum letztenmal in einer Kirche gewesen war – viel zu lange, wie seine Mutter ihm immer wieder vorwarf. Er lächelte leise, als er daran dachte, während sie den Mittelgang hinuntergingen.
      Pater Schedu kniete in seiner dunkelbraunen Kutte betend vor dem Altar. Seine Augen waren geschlossen, das hagere Gesicht von tiefer Ruhe erfüllt. Merkwürdigerweise schien die häßliche wulstige Narbe von der alten Schußverletzung, die ihn das linke Auge gekostet hatte, sein Gesicht überhaupt nicht zu entstellen.
      Er war ein Mann, der in seinem Glauben ruhte, dessen Überzeugung unerschütterlich war – ein Fels in der Brandung, dem Männer wie Enver Hodscha und Adern Kapo nichts anhaben konnten.
      Er bekreuzigte sich, stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und drehte sich zu ihnen um. Sein scharfer, bohrender Blick erfüllte Chavasse mit Unsicherheit. Einen Moment lang war er wieder der kleine Junge, der im Dorf seines Großvaters bei Finistère kurz nach Kriegsende vor dem strengen alten Gemeindepfarrer stand und verlegen schluckend zu erklären versuchte, warum er die Messe versäumt hatte.
      Pater Schedu reichte ihm lächelnd die Hand. »Es freut mich, Sie kennenzulernen, mein Sohn. Liri hat mir erzählt, warum Sie hier sind.«
      Chavasse drückte die Hand des Paters und atmete erleichtert auf. »Sie meinte, Sie könnten mir vielleicht helfen, Pater.«
      »Ich weiß von der Sache mit der Statue«, sagte

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