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Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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die Situation zu überdenken. Der Sumpfgestank stieg ihm in die Nase und er fror so sehr, daß er sich nur mühsam konzentrieren konnte.
      So unklar manches an der Angelegenheit war – eins stand fest: Adern Kapo war kein gewöhnlicher Agent, sondern wesentlich mehr: Wahrscheinlich ein hoher Sigurmi-Offizier. Das mußte er sein, wenn ein Oberst des Militärischen Nachrichtendienstes Befehle von ihm entgegennahm.
      Auf jeden Fall war er ein Mann, der wußte, was er tat. Offenbar war er von Matano aus direkt hierher gefahren, und der vierundzwanzigstündige Vorsprung hatte es ihm ermöglicht, aus Tama Verstärkung zu holen und sie auf diese Weise zu empfangen.
    Zweifellos hatte man die Buona Esperanza, sobald sie die Küste erreichte, beobachtet, und die Verfolgung des Schlauchbootes konnte für Männer, die sich in den Sümpfen auskannten, kein Kunststück gewesen sein.
      Er fragte sich, was sie wohl mit Carlo gemacht hatten. Wahrscheinlich brachten sie ihn ebenfalls nach Tama. Es war die einzige größere Stadt in der Gegend, und Kapo hatte dort sicher sein Hauptquartier.
      Als das Knattern des Motorbootes nur noch ganz leise zu hören war, glitt er ins Wasser und schwamm ihm nach. In spätestens einer Stunde würden sie ihn zu suchen beginnen und sich dabei vermutlich auf das Gebiet entlang der Küste konzentrieren. Es schien deshalb wesentlich günstiger, sich in Tama zu verstecken. Dort gab es wenigstens in der Nähe des Flusses Häuser, und wo es Häuser gab, dort gab es auch trockene Kleider und Nahrung. Vielleicht bot sich sogar eine Möglichkeit, den anderen zu helfen, doch allzu groß schien ihm die Hoffnung darauf nicht.
      Nach etwa fünfzehn Minuten ging ihm der Sauerstoff aus. Er tauchte rasch auf, stieg aus dem Wasser und watete zwischen das Schilf. Er zog seine Schwimmflossen aus, schnallte das schwere Tauchgerät ab und warf es ins Wasser.
      Mühsam bahnte er sich einen Weg durchs Schilf – ständig begleitet von den Schreien der Wildgänse, die erschrocken aufflatterten, wenn er sich ihnen näherte.
      Es war ein anstrengender Marsch. Immer wieder mußte er schmale Wasserläufe durchwaten, und manchmal versank er bis zu den Hüften in zähem, klebrigem Schlamm. Das Salzwasser brannte in seinen Augen, und die beißende Kälte machte seine Glieder bald völlig gefühllos.
      Als er eine Weile durch die graue Einöde marschiert war, wurde der Boden fester, und er spürte Sand und federndes Sumpfgras unter den Füßen. Er blieb auf einem kleinen Hügel stehen und neigte den Kopf zur Seite. Er nahm einen beißenden Rauchgeruch wahr, den der Wind von irgendwoher mitbrachte.
    Als er sich umsah, fiel sein Blick auf eine kleine, von einem Seitenarm des Flusses umschlossene Insel, auf der ein niedriges Haus aus dem Nebel aufragte. Es war kein Mensch zu sehen, und an dem schmalen Landungssteg davor war kein Boot festgemacht. Wahrscheinlich war es die Hütte eines Fischers oder Fallenstellers. Chavasse ging ein Stück flußaufwärts, dann stieg er ins Wasser und ließ sich von der Strömung zu der Insel hinübertragen.
      Er kletterte an Land und schlich vorsichtig, sein Messer in der Hand, durchs Schilf. Bis zu dem Haus, einer armseligen Blockhütte mit einem Schindeldach und einem gemauerten Schornstein, waren es nur etwa zehn Meter.
      Zwei oder drei magere Hühner, die apathisch im Boden herumpickten, stoben aufgeregt auseinander, als er aus dem Schilf trat. Die Hintertür bestand aus primitiv zusammengenagelten Brettern; sie ging knarrend auf, als er die Kette, die sie zuhielt, losmachte.
      Er trat in einen kleinen Raum, der offenbar als Küche diente. Die Einrichtung bestand aus einem Geschirrschrank und einem klapprigen Tisch, und neben der Tür stand ein Eimer mit frischem Wasser. Im Wohnzimmer gab es einen Tisch, ein paar Stühle und zwei oder drei Schränke; vor dem Kamin, in dem ein paar Holzklötze brannten, lag ein Fell.
      Als er vor dem Kamin niederkniete, um seine Hände an dem Feuer zu wärmen, streifte plötzlich ein kühler Luftzug seine Wange. Eine Stimme sagte leise: »Stehen Sie auf. Nehmen Sie die Hände hoch und machen Sie keine Dummheiten.«
      Er richtete sich langsam auf. Hinter sich hörte er Schritte, und dann bohrte ihm jemand einen Gewehrlauf in den Rücken. Als eine Hand nach dem Messer an seiner Hüfte griff, fuhr er herum und stieß den Gewehrlauf weg. Die Stimme schrie erschrocken auf, und dann umklammerten sie einander und stürzten zu Boden.

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