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Schlüsselfertig: Roman (German Edition)

Schlüsselfertig: Roman (German Edition)

Titel: Schlüsselfertig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
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ein paar Tagen erst, aber es kommt mir vor, als wäre das schon sehr viel länger her – seine Karte gegeben hat, hat das noch ganz andere Gefühle bei mir ausgelöst. Aber wenn ich ehrlich bin: So ist es besser. Keine durchgeknallte Schwärmerei mehr. Stattdessen ... ja, das weiß ich noch nicht genau. Das wird sich zeigen. Wahrscheinlich wirklich Freundschaft. Falls Männer und Frauen überhaupt miteinander befreundet sein können. Darüber sollten Olaf und ich uns auch mal unterhalten. Ich bin wahnsinnig neugierig auf seine Ansichten und Meinungen zu – eigentlich allem. Ein gutes Zeichen, nicht wahr?
    Ob es allerdings auch ein gutes Zeichen ist, dass meine Mutter noch nicht versucht hat, mich anzurufen, weiß ich nicht. Mir ist zwar klar, dass sie meine Mobilnummer nur in Notfällen wählt (oder was sie dafür hält), und Brigitte hat ihr wohl auch erzählt, dass man mich im Wellnesshotel auf gar keinen Fall stören darf, um den Erfolg der Entschlackungsbehandlung nicht zu gefährden, aber jetzt ist schon Montag. Meine Schonfrist ist abgelaufen. Und ich wollte doch nicht mehr weglaufen. Am besten, ich rufe sie an.
    »Schatz, du glaubst gar nicht, was mir eben passiert ist«, ruft sie ins Telefon, kaum dass ich meinen Namen gesagt habe. »Ich habe bei der Bank angerufen, weil ich dich sprechen wollte und ich dachte, du bist von deinem Wellnesswochenende zurück. Deine Kollegin war am Telefon, ich wollte gerade nach dir fragen und dann brach da ein Tumult aus, jemand rief Überfall und Keine Bewegung, und deine Kollegin hat ganz laut in den Hörer gekreischt, mir ist fast das Ohr abgefallen.«
    Ich bin sprachlos.
    »Kind, ich habe mir natürlich furchtbare Sorgen um dich gemacht, bin sofort in mein Auto gesprungen und zur Bank gerast. Mit hundert Sachen durch den Ort, aber das war ja schließlich ein Notfall!«
    Ich schicke ein schnelles Stoßgebet zum Himmel. Bitte, lass das eine ihrer üblichen Übertreibungen sein!
    »Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen: Drei maskierte Männer sind in ein Auto gesprungen, die wollten abhauen, aber die Tour hab ich ihnen gründlich vermasselt. Ich bin denen nämlich volle Pulle in den Fluchtwagen gekracht. Die waren so eingekeilt, da kam keiner mehr raus. Dann kam auch schon die Polizei, und die haben so getan, als hätten sie den Fall alleine gelöst und haben mir bloß Vorhaltungen gemacht.«
    »Oh, Mutti, das hätte aber auch schiefgehen können!« Ich bin entsetzt und verblüfft gleichzeitig. Anscheinend darf man die Frau keinen Moment aus den Augen lassen.
    »Ach was«, wiegelt sie ab, »das war alles völlig durchdacht. Das habe ich schon so oft im Fernsehen gesehen.«
    »Im Fernsehen!« stöhne ich. »Das ist doch ganz was anderes! Das ist doch nicht die Realität!«
    »Und warum heißt es dann Reality-TV?«, widerspricht meine Mutter kess. Ich sollte mich lieber nicht mit ihr auf eine medienkritische Diskussion einlassen. Nachher geht es mir noch so wie den Bankräubem. »Und dein Auto?«
    »Silke, also wirklich. Du weißt doch, dass der neu ist. Ich habe natürlich den von deinem Vater genommen, der hat ja auch diesen ganzen Aufprallschutz und Airbags und so weiter.«
    »Mutti ...«
    »Lenk jetzt nicht ab, Kind. In der Bank haben die mit nämlich gesagt, dass du gar nicht mehr da arbeitest«, fährt Mutti fort.
    Ich schlucke. Jetzt ist es raus. »Also, weiß du ... ich ... also, ich wollte dir das schon sagen, aber ...«
    »Vielleicht ist es besser so. Das scheint ja ein gefährlicher Job zu sein«, erklärt meine Mutter pragmatisch. »Mir wäre es lieber, wenn du was Sicheres hättest. Aber du hättest mit schon sagen können, dass du dir einen anderen Job gesucht hast. Was denn überhaupt? Und wo bist du überhaupt? War es schön im Wellnesshotel? Die Polizei wollte mich ja gleich da behalten, aber ich habe denen gesagt, sie sollen sich lieber um die Schwerverbrecher kümmern, ich müsste nach Hause und deinem Vater sein Mittagessen machen.«
    Ich bin froh, dass ich bei Sandra daran gedacht habe, meinen Telefonakku zu laden. Eine schwache Batterie wäre bei dem Powerplauderansturm garantiert sofort in die Knie gegangen. Ich bin erleichtert, dass meiner Mutter nichts passiert ist. Und ich bin empört, weil ich doch gerade dachte, dass mein Leben jetzt aufregend sei, und da kommt sie und bei ihr ist es noch viel spannender. Alles kann sie besser! Aber schließlich ist sie ja auch meine Mutter – sie hat mir unendlich viel Lebens- und Fernseherfahrung voraus. Und

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