Schlüsselfertig: Roman (German Edition)
einkaufen und bekommt sogar noch ein Geschenk. Ich weiß zwar danach nie, was ich mit dem ganzen Plastikzeug anfangen soll, aber das macht nichts. Irgendwie verschwindet es sowieso immer aus meinen Schränken und taucht dann bei meiner Mutter wieder auf, die allerdings steif und fest behauptet, die bunten Schüsselchen hätten schon immer ihr gehört. Wahrscheinlich spüren die Dinger, wo sie hingehören, wer ihnen ein echtes Zuhause bieten kann.
»Bei Dodo, hast du das denn schon wieder vergessen? Mensch, Silke! Um sieben geht es los. Ich habe uns angemeldet.«
»Danke!« Keine Tupperparty ohne Anmeldung – und ich erinnere mich dunkel daran, vor Monaten eine Einladung bekommen zu haben, die ich bestimmt nicht ordnungsgemäß ausgefüllt und zurückgeschickt habe. Dabei ist das immens wichtig! Schließlich muss die Tupperberaterin genug Gastgeschenke mitbringen. Und die Gastgeberin genug Sekt kaltstellen. Manche sind ja zickig, wenn man so kurzfristig noch dazukommen möchte, aber Dodo ist da sehr großzügig. Und ihre Partys sind immer besonders lustig, was unter anderem auch an ihrer hausgemachten Spezialbowle liegen könnte. Letztes Mal haben Brigitte und ich sogar eine Playbackshow zu Say Hello, Wave Goodbye von Soft Cell improvisiert. Mit dramatischem Schmachten in Kittelschürzen und einer kurzen Table-Dance-Einlage. Angeblich. Ich kann mich nicht genau daran erinnern. Öffentliche Auftritte sind eigentlich nicht meine Stärke – man denke an die Jungesellinnenabschiedsparty –, aber Dodos Bowle enthemmt erstaunlich.
Brigitte, Dodo und ich waren früher mal ein gutes Team. Sandra gehörte auch dazu. In der Schule saßen wir gemeinsam in der letzten Reihe, waren dort mehr mit Zettelchen schreiben als mit dem Unterrichtsgeschehen beschäftigt, hatten aber trotzdem keine schlechten Noten – weil wir uns gegenseitig geholfen haben. Brigittes Spezialfächer waren Geschichte und Gemeinschaftskunde, Dodo war ein Mathe-Genie, Sandra hat die Naturwissenschaften abgedeckt, und ich war für Deutsch und Englisch zuständig. Die Hausaufgaben haben wir in Arbeitsteilung erledigt und den Sportunterricht gemeinsam geschwänzt.
Dodo hat direkt nach dem Abitur geheiratet und schnell nacheinander drei Kinder bekommen. Ausgehen war da nicht mehr drin. Und Brigitte und ich hatten einfach keine Lust, uns ständig über Windeln und Bobbycars und Zahnungsschmerzen zu unterhalten.
Sandra ist die einzige meiner Freundinnen, die in die Großstadt gezogen ist und studiert. Das Parkplatzproblem hat sie nie gestört, denn sie hat kein Auto. Sie braucht keins, sagt sie. Eine Einstellung, die hier im Dorf größere Verwirrung auslöst. Wie, man braucht kein Auto? Wie soll man denn sonst einkaufen? Zur Arbeit fahren? Urlaub machen? »Zu Fuß oder mit der U-Bahn. Und zum Flughafen fahre ich einfach mit dem Taxi«, sind Sandras Antworten auf diese Fragen. U-Bahn? Wie exotisch. Taxi? Wie dekadent. Aber auch: Wie glamourös!
Sandra und ich treffen uns selten – eigentlich nur, wenn sie zu einem der bereits erwähnten Pflichttermine zu ihren Eltern kommt. Wenn wir uns sehen, ist es sehr nett, mehr aber auch nicht. Unsere Lebenswelten sind inzwischen einfach zu verschieden.
Ich bin froh, dass Brigitte und ich zusammenhalten.
»Übrigens«, sagt Brigitte so beiläufig wie möglich, »ich gehe nicht mit zum Feuerwehrball.«
»Was? Wie bitte? Wie kannst du mir das antun?«, schreie ich ins Telefon. »Ich habe mir extra ein Kleid gekauft!«
»Meinetwegen? Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen, Schatz«, kontert Brigitte kokett. »Außerdem: Du trägst nie Kleider.«
»Doch. Zum Feuerwehrball. Denn ich will so gut aussehen, dass allen die Augen brennen.«
»Das wird dir bestimmt gelingen. Aber dafür brauchst du mich doch nicht. Wolfgang, der braucht mich dieses Wochenende.«
»Er ist ein Mann, der braucht niemanden.« Ich muss zugeben, mein aktuelles Männerbild ist nicht gerade positiv.
»Er ist mein Mann. Er braucht mich. Und so soll das auch bleiben, deshalb fahre ich hin. Er hat nächstes und übernächstes Wochenende keine Zeit, irgendwelche überraschenden Seminare, frag mich nicht. Und du weißt: Den Feuerwehrball kann ich ihm nicht antun. Das ist so gar nicht seine Welt. Außerdem ist es mir gerade gelungen, für das Wochenende ein Space-Clearing-Team zu bekommen. Ich lasse meine Wohnung nach Feng-Shui-Kriterien umbauen, irre, oder?«
»Du lässt Handwerker in deine Wohnung, während du nicht da bist?« Manchmal kommt mir
Weitere Kostenlose Bücher