Schlüsselfertig: Roman (German Edition)
zu sehen, das man essen kann, aber über ein paar Töpfe Basilikum hinaus hat sich mein grüner Daumen noch keine Lorbeeren verdient. Ach, doch, wo ich es gerade sage: Lorbeer natürlich auch. Und Minze, aber die wächst ja wie Unkraut. Ansonsten sind Pflanzen mir so fern wie der Wunsch, meinen Kopf ins Maul eines Krokodils zu stecken. Obwohl: Das wäre wenigstens aufregend. Aber Rasen mähen? Die langweiligste Beschäftigung der Welt, noch langweiliger als Krabben pulen. Dabei kann man sich ja wenigstens noch unterhalten. Einmal hat mich der Aufsitzrasenmäher meiner Eltern mit seinem monotonen Gedröhn böswillig eingelullt und ich habe ein Blumenbeet niedergemetzelt, bevor mich ein großer dorniger Strauch bremste. Seitdem habe ich auf dem rechten Unterarm eine kleine Narbe in Form einer Schwertlilie – nicht, dass ich wüsste, wie eine Schwertlilie aussieht, aber Mutti hat es mir gesagt.
»Weißt du schon, was du machen wirst?« Das ist Brigittes erste Frage, als sie mich zu Dodos Tupperparty abholt.
»Wie, machen? Du meinst, kaufen? Ich brauche ein paar Sachen zum Einfrieren.«
»Blödsinn, du frierst doch nie was ein. Du isst immer alles gleich auf. Das ist bestimmt ein Auftrag deiner Mutter.« Sie guckt mich streng an, ich überlege schon, wieder nach Hause zu gehen, aber da wird dann Heiner sein, dem ich bislang erstaunlich erfolgreich aus dem Weg gegangen bin. Außerdem bohrt Brigitte bereits weiter: »Ich meine wirklich: machen. Mit Heiner, mit deinem Job. Willst du weiterhin alles verschweigen?«
Ja, denke ich, das ist doch eine gute Idee, warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Ich halte einfach meine Klappe und mache weiter wie bisher! Heiner und ich bauen das Haus, wir ziehen ein, Heiner, ganz antiquierter Macho, sagt: »Meine Frau muss nicht arbeiten«, ich gebe offiziell meinen Job in der Bank auf und wir werden nicht glücklich, aber zufrieden. Monique wird Heiners Camilla und ich bleibe Lady Diana. Und wenn ich dann tot bin, fliegt alles auf. Ihr Leben war eine einzige, verzweifelte Lüge, steht dann in meinem Nachruf im Wochenblatt, der zufällig von einer Bestsellerautorin gelesen wird und sie zu einem weiteren Erfolgsroman inspiriert. Dieser wird verfilmt, mit der Cameron Diaz oder Julia Roberts der nächsten Generation in der Hauptrolle und ich komme posthum zu gigantischem Ruhm.
Brigitte lacht, als ich ihr meinen tollen Plan verrate. »Und wenn es bloß eine deutsche Verfilmung mit, sagen wir mal, der Tochter von Veronica Ferres wird?«, gibt sie zu bedenken.
Nein, das geht natürlich nicht. Vielleicht ist der Plan doch nicht so gut. Immerhin, es ist ein Plan! Mein erster! Zwar keiner, der mir besonders viel Initiative abverlangt, aber immerhin.
»Warum hast du denn einen Gehstock dabei?«, frage ich Brigitte, die mit einem hölzernen Stab herumfuchtelt und dabei komisch hin und her tänzelt. »Oder bist du jetzt ein Funkenmariechen?«
»Nein, das ist Capoeira«, klärt sie mich auf. »Eine Mischung aus Kampf und Tanz. Geht auf karibische Sklaven zurück, und damit kann ich den K-Punkt auf meiner Liste abhaken. Ein Karibikurlaub ist im Moment einfach nicht drin, Wolfgang kann sich so schlecht freinehmen.« Sie hüpft wild im Kreis um mich herum und fuchtelt dabei mit dem Stock gefährlich nah vor meiner Nase. »Ich dachte, ich mache mich schon mal für unseren bowleseligen Tabledance warm.«
»Heb dir deine Kampftanzkünste lieber für Monique auf. Wenn sie wieder mit diesem Achtung-ich-kann-Aerobic-Gesicht umherstolziert, kannst du ihr ja zeigen, wie weit sie damit kommt.« Ich muss grinsen, als ich mir dieses ungleiche Duell vorstelle.
»Gute Idee«, sagt Brigitte, lässt den Stab am nächsten Jägerzaun entlang rattern und meint das durchaus ernst.
6. Kapitel:
Ich unterschreibe nichts!
Donnerstag, 12. Mai, abends
Das Tollste an einer Tupperparty ist das Gastgeschenk. Das bekommt man einfach so von der Tupperberaterin, man muss noch nicht mal etwas kaufen! Und Dodo macht immer dann eine Tupperparty, wenn es ein besonders schönes Gastgeschenk gibt. Da achtet sie schon drauf, schließlich wechselt das Angebot monatlich. Heute gibt es ein Prima Klima . Das ist eine grüne Plastikschachtel mit Deckel, deren Boden gewellt ist. Vorne sind kleine Nupsies dran.
»Darin hält sich Gemüse wochenlang frisch!«, erklärt uns die Tupperberaterin, eine energische Mitdreißigerin mit einem leichten Überbiss, der ihr Ähnlichkeit mit einem Pferd verleiht. »Ich tue da immer Möhren
Weitere Kostenlose Bücher