Schlüsselherz (German Edition)
Cera zu beschützen.“
„ Beschützen?!“ Es rührte Valender, dass Cera einen Beschützer hatte und es erschreckte ihn, dass sie einen zu brauchen schien. I n wieweit mochte ein Geist ihr helfen können? „Vor wem denn?“
„ Der Geist scheint das selbst nicht genau zu wissen. Er hat einen Maskierten beobachtet, der in Ceras Nähe herumschleicht, und ihn mehrfach vertreiben können. Doch das letzte Zusammentreffen muss den Verblichenen verstört haben, denn – und jetzt wird es spannend, mein Freund: der Maskierte drohte dem Geist. Und zwar mit einem …? Na?“
„ Geistlichen?“, vermutete Valender und Nathaniel nickte.
„ Exakt. Fällt dir jemand ein, dem du zutraust, einen Exorzismus, der immerhin seit zwei Jahrzehnten verboten ist, durchzuführen?“
Die Frage war rhetorischer Natur. Wer außer Fothergill, der die Magischen hasste und den Mammon so zu schätzen schien, sollte infrage kommen?
„ Wir sollten ihn noch einmal besuchen“, sagte Valender und griff bereits nach seinem Mantel. Etwas Rauch stieg auf. Der magische Fluch hatte in seiner Erregung wieder unbemerkt zugeschlagen. Va l ender schlug eine kleine Flamme aus und beachtete das Geschehnis nicht weiter. Es war , wie es war, es hatte keinen Sinn, darüber zu l a mentieren.
Nathaniel tat so, als wäre ihm nichts aufgefallen und öffnete ihnen die Wohnungstür. „Und ihm ein paar Fragen stellen.“
„ Bis er singt wie eine Chorschwester. Aber zuerst will ich zum Theater, um Cera zu befreien. Ich lass keinen Moment länger zu, dass der Tyrann Keyman sie quält.“
Über Nathaniels Gesicht glitt ein Schatten, der seine grauen Augen schwarz wirken ließ. „Wenn die Polizei dich einbuchtet, weil du e t was Vernünftiges tust, was das Gesetz anders einschätzt, ist ihr nicht geholfen. Wir sollten unser Glück nicht überstrapazieren.“
Damit hatte er zweifelsfrei recht. Die Aktion am Vorabend hätte ins Auge gehen können. Und Cera zu befreien würde ihm nicht g e lingen , ohne sie rechtmäßig zu stehlen, was ein größeres Vergehen war, als in einen Schuppen einzubrechen. „Ich werde vorsichtig sein“, versprach er.
„ Wie auch immer“, meinte Nathaniel. „Ich bin in jedem Fall d a bei.“
Ob er wohl wusste, dass er die Definition eines Freundes für Va l ender dreidimensionaler ausfüllte als je ein Mensch zuvor?
Beim Theater erwartete sie eine große Enttäuschung. Alle Türen w a ren verschlossen und auf der Straße waren so früh am Abend zu vi e le Menschen unterwegs, als dass sie es hätten wagen können, ein Fenster einzuschlagen oder eine Tür aufzubrechen.
„ Wenn es dunkel ist und die Vorstellung noch läuft“, murmelte Nathaniel, während s ie das alte Gebäude unauffällig im Blick behie l ten, „könnten wir seitlich des Hauses über die Hecken klettern, die den Garten abgrenzen. Dann können wir es von hinten vers u chen.“
Valender hatte bereits aus Fenstern gesehen, die zum Garten raus führten. „Das wäre ideal“, stimmte er zu. „An der rückwärtigen Wand wachsen Kletterrosen. Die arbeiten sich meist an Gittern e m por. Perfekt geeignet, um daran hochzusteigen und einen Blick ins Innere zu werfen. Vielleicht haben wir auch Glück und sie lassen uns ein Fenster auf.“
Nathaniel sah in den Himmel, der einen warmen Frühsomme r abend versprach. Die Aussicht, dass jemand lüftete, stand nicht schlecht. „In Ordnung. Suchen wir uns ein Restaurant in der Nähe und warten wir dort auf die Dunkelheit. Ich brauch etwas zu essen, ehe wir“, er seufzte, „eingebuchtet und auf schmale Ration gesetzt werden. Den Pfaffen knöpfen wir uns später vor.“
Wenige Stunden und einige Lammkoteletts später kehrten sie ve r stohlen zurück. Dunkelheit legte einen schützenden Mantel über das Theater. Musik erklang gedämpft aus dem Inneren des Gebäudes und wies darauf hin, dass die Vorstellung noch lief.
„ Der Zeitpunkt ist ideal“, murmelte Valender. „Ich schlage vor, dass du hier draußen Schmiere stehst und ich –“
„ Kommt nicht in f rage!“, wiegelte Nathaniel ab. „Ich gehe mit rein. Nein, widersprich nicht. Ich habe einen Kontakt da drin, der dir nichts verraten wird, nachdem er dich beobachtet hat, wie du mit der Keyman … Er ist etwas altmodisch.“
Valender seufzte. Er zog Nathaniel ungern so tief mit in die Sache hinein. Aber wenn dieser darauf bestand. „Dann los!“
Sorgfältig sahen sie sich um, ob die Straße frei war. Dann machte Valender Nathaniel eine Räuberleiter
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