Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
Vom Netzwerk:
etwas, die Puppen, sehr viel weniger zumi n dest als er selbst, das Theater und seine geliebte Ehefrau. Richard wusste, wie man Prioritäten setzte. Nein, selbst wenn Cera gespart hätte, was er unwahrscheinlich fand, denn das halsstarrige Ding steckte jeden Cent in den Ausbau ihrer lächerlichen Rechenmasch i ne, würde ihr das Geld schnell ausgehen und der Ermittler ve r schwinden. Besser, er verschwand heute als morgen. Doch solange Ceras Ersparnisse reichten, sollte er ruhig bei Yvette und dem liede r lichen Nathaniel Charles herumschnüffeln. Schaden konnte es nicht.
     
    ***
     
    Wenig später entschuldigte sich Mr Keyman, er hätte noch zu tun, und Valender blieb allein in der kleinen Kammer zurück, die Yasemine bewohnt hatte. Wie zuvor in der Garderobe, untersuchte er auch hier ohne falsche Scham jeden Schrank, öffnete alle Schubl a den und tastete in die Taschen der Röcke, Blusen und Kleider, die an Metallbügeln überall herumhingen wie kopflose Gespenster. Nichts. Wenn Yasemine das Theater freiwillig verlassen hatte – nachdem er die Keymans kennengelernt hatte, schloss er das ganz und gar nicht mehr aus –, so hatte sie keine Spuren hinterlassen. Der Raum war vollgestellt mit Schuhen, Parfumflacons, vergoldeten Puderdosen mit Spiegeln auf der Innenseite, Make-Up-Pinselchen und Töpfchen, Quasten in Herz- und Rosenform, Kämmen und Bürsten mit ve r schnörkelten Griffen sowie einer wahnwitzigen Menge an Mod e schmuck und glitzernden Haarspangen. Es war das Zimmer einer Puppe. Nur das große Holzkreuz an der Wand deutete darauf hin, dass Yasmine dem christlichen Glauben angehört hatte, was er e i genartig fand. Aber vermutlich hatten die Keymans das Kreuz au f gehängt, vielleicht hing es als Standardschmuck in den Zimmern. Ansonsten besaß nichts in diesen vier Wänden eine persönliche N o te. Es gab weder Bücher noch Briefe, kein Schreibzeug und keine Musik. Wenn Yasemine funktionierende Gedanken gehabt hatte, dann endeten diese bei der Frage: Wie sehe ich aus?
    Ratlos betrachtete er ein Paar fragiler Ohrringe, die abgetragen wie Lieblingsstücke aussahen, als es leise klopfte und Mrs Keyman ei n trat.
    Seufzend ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. „Es ist ein Jammer, dass sie fort ist. Sie fehlt uns allen sehr. Sie war die gute Seele des Ensembles, immer glücklich, immer bemüht darum, dass alle anderen auch glücklich waren.“
    „ Glaubt Yasemine an Gott?“
    „ Ja, das tat sie. Sie lebte nicht streng nach der Bibel, aber ihr gefiel der Gedanke, dass Gott sie beschützt. Sie nannte sich eine Christin.“
    Dass sie in der Vergangenheit von Yasemine sprach, entging Va l ender nicht, und er beschloss, dies zu Hause in das Notizbuch zu schreiben, das er zu dem Zweck kaufen würde.
    „ Lyss, sagen Sie: Ist in diesem Raum irgendetwas verändert wo r den, nachdem Miss Yasemine zum letzten Mal hier war?“
    „ Natürlich. Es wird ja jeden Tag geputzt, darauf lege ich den alle r höchsten Wert.“
    Valender zog eine Braue hoch. „Auch wenn sie nicht hier ist?“
    Lyssandra schüttelte gedankenverloren den Kopf. „Wir haben ein Mädchen zum Putzen, eine Puppe von viel primitiverer Machart als unsere Tanzmädchen. Ich glaube nicht, dass ihr jemand gesagt hat, dass Yasemine nicht mehr hier ist und das Zimmer keiner Reinigung bedarf.“
    Damit waren vermutlich jegliche Hinweise zerstört. Frustriert ließ er sich auf den Diwan sinken. Kurz, wie fernes Wetterleuchten im Kopf, leuchtete die Neugier in ihm auf, ob Ceras Zimmer ähnlich eingerichtet war.
    „ Lyss, würden Sie mir mehr über Ihre Puppen erzählen?“
    Ihre Lippen bildeten ein erstauntes, kleines O. „Was möchten Sie denn da wissen? Und wozu? Wenn Sie meinen, Yasemine wäre uns fortgelaufen, muss ich Ihnen sagen …“
    „ Daran hab ich keinen Moment gedacht“, log Valender geschme i dig. „Je mehr Informationen ich habe, desto genauer wird das Täte r profil, und dies wiederum reduziert die Zeit, die es braucht, um den Fall aufzuklären.“ Er lächelte; nicht nur zum Schein, denn er spürte einen nicht unerheblichen Stolz auf seine Beredsamkeit und kam sich großartig vor, als sich Lyssandras Gesicht entspannte. Sie nahm gr a zil auf dem einzigen Stuhl im Raum Platz, schlug die Beine übere i nander und faltete die Hände im Schoß. Sie hatte schöne Hände. Lange, zarte Finger, die permanent miteinander spielten, ohne dass dies nervös wirkte.
    „ Sie werden festgestellt haben“, begann sie, und es klang wie ein

Weitere Kostenlose Bücher