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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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was andere nicht sehen. Vielleicht finden Sie einen Hinweis, der uns verborgen bleibt.“
    „ Ich kann bloß Neces sehen“, murmelte Nathaniel. Ihm schaude r te, sein Herz begann zu rasen. Und doch brachte er es nicht übers Herz, einfach Nein zu sagen. Neben der Angst vor dem, was das Dritte Auge zeigte, spürte er immerzu auch ein düsteres Verlangen, es wieder zu öffnen. Es war so viel Zeit vergangen, seit jenen scha u rigen Tagen. Die Erinnerungen an jene Geschehnisse hatte er in e i nem gewobenen Schatten in seinem Kopf eingesperrt, den er mit seinem Leben verteidigen würde. Doch Erinnerungen hin oder her – früher oder später musste er das Dritte Auge doch wieder öffnen. Und wenn es nur war, um zu erkennen, dass er es diesmal unter Kontrolle hatte.
    „ Neces?“, fragte Beazeley. „Eine Art aggressiver Verblichener, s o weit ich weiß.“
    „ Ach, halten Sie doch den Mund!“ Nathaniel erschrak vor seiner eigenen heftigen Reaktion. Er schluckte gegen die Beklemmung an. Vergeblich. „Ein Nex“, erklärte er dennoch, weil auch Cera ihn fr a gend ansah, „hat nichts mit einem Verblichenen gemein. Setzen wir uns, dann erkläre ich Ihnen den Unterschied und mache Ihnen klar, was Sie da von mir verlangen.“
    Nathaniel holte eine Flasche Whisky und Gläser aus der Vitrine, während seine Gäste sich wieder auf die Couch setzten. Er kippte sich ein Glas vulgär voll, nahm auf seinem Lesesessel Platz und schob die Flasche zu Beazeley rüber, damit dieser sich und Cera selbst einschenkte. Die Puppe lehnte ab, Beazeley benetzte nur den Boden seines Glases.
    Nathaniel leerte sein Glas zur Hälfte, um gegen den Frost aus Angst in seinem Inneren anzugehen. Dann atmete er durch und e r klärte seinen Gästen, dass es die Hölle auf Erden gab.
     
    ***
     
    „ Bei einem Verblichenen handelt es sich um Seele, die nach dem Tod eines Menschen nicht den ihr vorherbestimmten Weg des Ird i schen geht, soweit sind Sie hoffentlich im Bilde.“
    Cera wechselte einen Blick mit Valender. Beide nickten, und Nathaniel sprach weiter.
    „ Dämonen wachsen aus Verblichenen. Nach vielen Jahren kann es passieren, dass ein Verblichener wieder körperliche Substanz a n nimmt, manchmal in Form eines Körpers, der noch an den Me n schen erinnert, der die Seele einmal beherbergte, manchmal in ganz anderen. Da gibt es ganz groteske Möglichkeiten; Dämonen sehen aber meist schlimmer aus , als sie sind.“
    „ Es sei denn“, unterbrach Valender, „der Mensch hatte eine düst e re Seele.“
    Nathaniel winkte ab, was Valenders Lippen trotzig zucken ließ.
    „ Dann war es immer noch eine menschliche Seele. Böse vielleicht, aber das menschliche Böse hat seine Grenzen und damit auch D ä monen. Neces“, er fuhr sich nervös durch das schwarze Haar, „sind ein ganz anderes Kaliber.“
    Cera biss sich auf die Lippen. Wollte sie das wirklich wissen? Keine Frage – sie wollte.
    „ Ein Nex entspringt aus dem seelenlosen Überrest eines Tode s kampfes. Keine Seele. Kein Bewusstsein. Keine Erinnerung. Bloß ein manifestiertes Gefühl, geschaffen durch aus dem Kampf freigesetzte Energie – eine Emotion. Und da ein Todeskampf selten besonders angenehm vonstattengeht, ist es die grauenvollste Angst, die Sie sich vorstellen können. Das ist der Keim, aus dem der Nex hera n wächst.“
    „ Sind sie gefährlich?“, fragte Cera.
    Nathaniel trank seinen übrigen Whisky in einem Zug leer, ehe er antwortete. „Nur für jene, die sie sehen können. Sie beißen nicht, Miss Cera, wenn Sie das meinen. Aber sie fressen den Verstand von jedem, der ihnen nicht gewachsen ist, und ersetzen ihn mit ihrem Hass. Man sagt, sie machen aus braven Menschen Mörder und Ve r gewaltiger.“
    Ceras Finger zitterten. Sie presste sie undamenhaft zwischen Pol s ter und ihre Oberschenkel. „Aber … kann man sie denn dann übe r haupt nach Dingen … befragen?“
    „ Sie können weder sprechen noch wissen sie mit Worten etwas anzufangen. Aber wenn jemand Narr genug ist, sie dicht an sich he r anzulassen, dann können sie ihm Bilder vermitteln von dem, was sie erfahren haben.“
    Er schenkte sich das Glas wieder voll. Fast bis zum Rand. Dann richtete er den Blick auf Valender, der kritisch die Stirn runzelte. Ein katzenhaftes Amüsement blitzte in Nathaniels Augen auf. „Haben Sie keine Fantasie, Mr Beazeley?“, fragte er mit schwerer Stimme.
    Valender schluckte.
    „ Stellen Sie sich ein Wesen vor, das so monströs und widerlich ist, dass sie sich lieber selbst

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