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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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die Augen ausstechen würden, als es nur anzusehen. Und dann stellen Sie sich vor, dieses Wesen würde Sie dazu bringen, es zu begehren. Es macht sie willenlos. Sie werden verrückt nach ihm. Sie wollen sterben, elendig verrecken, nur um ihm nah zu sein, damit es ihr Blut leckt und ihr Fleisch frisst wie Tausende von Fliegenmaden ein Stück Aas. Sie wollen ihren Körper, ihren Verstand und Ihre Seele in seinem Leib verdaut wissen. So viel Angst macht es ihnen.“ Mit einem Knall stellte er sein Glas auf den Tisch. „Das sind Neces. Das und nichts anderes.“
    „ Wo“, Valender räusperte sich, und Cera bedauerte, keinen Whisky genommen zu haben, „wo findet man diese Neces?“
    Nathaniel erschauerte sichtlich und sah sich in seinem Salon um. Er blickte in die oberen Zimmerecken, zu den Vorhängen an den Fenstern und unter die Decke.
    „ Sie sind überall.“

Kapitel X
     
    Cera schnaubte. „Ach, kommen Sie, Valender. Das hat er sich ve r mutlich alles nur ausgedacht. Er ist ein gewiefter Lügner.“
    Valender sah, dass sie fröstelte. Wo blieb nur die verdammte Ku t sche? Sie waren ihr ein Stück entgegen gegangen und warteten nun schon eine Ewigkeit in dieser unwirtlichen Gegend. Es hatte aufg e hört zu regnen, doch der Wind heulte durch die ausgebrannten Vi l len, und hier und da vermischte er sich hörbar mit dem Kichern irrer Verblichener. In den Zweigen der verkohlten Bäume knisterte es, als säßen unsichtbare Tiere darin und klapperten mit den Zähnen. Tiere – oder diese Neces, von denen Nathaniel Charles gesprochen hatte.
    „ Valender! Hören Sie mir überhaupt zu?“
    Er schüttelte die schaurigen Gedanken ab und konzentrierte sich auf Cera. „Entschuldige. Ich war in Gedanken. Was sagtest du?“
    „ Dass er lügt wie gedruckt!“ Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und reichte ihm mit der anderen ein Stück Papier. Er nahm es an sich, sinnierend, warum dieser Charles Cera so aufregte. Sie war ganz außer sich.
    „ Was ist das? Eine Zeitungsseite?“ Es war zu düster, das bisschen Mondlicht, das durch die Wolken brach, reichte nicht, um zu lesen, was auf dem Blatt stand.
    „ Ja. Ein Artikel. Über Yasemines Entführung! Der Bericht stammt von einem Redakteur mit dem Namen – na, erraten Sie es?“ Ihre wütenden Augen blitzten in der Dunkelheit.
    „ Nathaniel Charles?“, riet Valender. Das ergab doch keinen Sinn.
    „ N–Punkt-Charles, genau. Uns gegenüber behauptet er, er wüsste nichts, schreibt aber Artikel darüber. Na so was!“
    „ Steht denn etwas drin, was uns weiterhilft?“
    Sie senkte den Kopf. „Leider nicht. Es ist vollkommen oberfläc h lich gehalten. Und auch noch schlecht geschrieben.“
    Valender stutzte. „Woher hast du das überhaupt? Hast du …?“
    „ Es lag auf seinem Zeitungstisch. Valender, er wird mich kaum für den Diebstahl einer Zeitung von letzter Woche verhaften lassen.“
    Nein, wohl nicht. Es gab ihm einen Stich, dass Cera in der kurzen Zeit ein derart inniges Verhältnis zu Charles aufgebaut hatte, dass sie ihn ganz selbstverständlich beklaute. Was war das nur für ein schne i dendes, kleines Gefühl? Etwa … ein bisschen Eifersucht?
    Am Ende der Straße leuchtete ein hüpfendes Licht auf und ordn e te Valenders Gedanken auf das Wesentliche: Die Kutsche kam. Na endlich.
    „ Dann wissen wir jetzt zumindest, dass Nathaniel Charles es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Empfängst du ihn trotzdem morgen, wie ihr es geplant hattet, im Theater?“
    Cera schnaubte. „Ich denke nicht daran, mir seine Gruselmärchen anzuhören. Der soll warten, bis er schwarz wird.“
    Das hörte Valender ausgesprochen gern.
     
    ***
     
    Creaker seufzte ohne einen Laut und lehnte sich an die Außenwand eines Hauses, das vor Jahren vom Feuer ausgeweidet worden war. Nur noch kalte Grundmauern waren übrig geblieben. Manchmal war ihm, als wäre er selbst ein solches Haus. Verbrannt, leer und nutzlos.
    Er hatte den ganzen Abend darauf verschwendet, der Puppe u n auffällig zu folgen, aber seine Hoffnung, sie würde sich irgendwann von dem gut gekleideten Herrn trennen und eigener Wege gehen, hatte sich nicht erfüllt.
    Die Möglichkeit, sie beide zu töten, lockte ihn mit schmeichelnden Worten. Aber noch schreckte er davor zurück. Seine Maximen laut e ten, gezielt zu töten und keine unnötigen Risiken einzugehen. Der Mann, der die Puppe begleitete, war offenbar wohlhabend und damit ein großes Risiko. Wohlhabende Menschen hatten wohlhabende Verwandte. Wenn man Polizei

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