Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens
liegt die Frauenerwerbsquote bereits heute bei 66,8 Prozent und die Zahl der weiblichen Studierenden bei 49,7 Prozent. Sowohl im Abitur-Notendurchschnitt, bei zahlreichen Studienabschlüssen wie auch in den Naturwissenschaften haben Frauen die Nase vorn. Demgegenüber ist der Anteil an Frauen, die den Sprung in die Führungsetagen geschafft haben, mit 10 Prozent erschreckend gering.
Noch immer gilt, dass die meisten männlichen Führungskräfte verheiratet sind und Familie haben, während Frauen in Führungspositionen ihr Engagement häufig mit Kinderlosigkeit bezahlen. Mehr als 40 Prozent der Akademikerinnen zwischen 35 und 40 Jahren haben keine Kinder. Die Anforderungen an Führungskräfte sind immens â sowohl was den Arbeitseinsatz als auch was das Zeit- und Kräftemanagement betrifft. Da wird die Zeit für das eigene Privatleben mitunter verschwindend gering â und somit auch die Zeit, die für eine Familie bleibt. Frauen sind davon
genauso betroffen wie Männer, mit dem Unterschied, dass es meist die Frauen sind, die für das Familienleben Verantwortung tragen und die bei Führungsaufgaben auch schneller auf die Möglichkeit eines Familienlebens verzichten.
Umgekehrt schrecken viele hervorragend qualifizierte Frauen vor der Führungsverantwortung zurück, weil sie fürchten müssen, ihre Familienwünsche nicht mit ihrem beruflichen Werdegang verbinden zu können. Und doch belegen neueste Studien, dass nicht die Familie, wie oft vermutet, der Karrierekiller für Frauen ist, sondern dass die Vorurteile gegenüber Frauen von 47 Prozent der Befragten als hemmend eingeschätzt werden. Immerhin 34 Prozent der Frauen sehen im Fehlen beruflicher Netzwerke ein wesentliches Hindernis für die Entfaltung der eigenen Karriere.
Unserer Gesellschaft geht damit ein enormes Potenzial verloren. Die gute Ausbildung der Frauen ist zu wertvoll, um anschlieÃend brachzuliegen. Denn längst hat die Forschung bewiesen, dass die sogenannte »mixed leadership« in vielen Fällen erfolgreicher ist, als wenn Männer allein die Führung unter sich ausmachen. Die moderne Hirnforschung hat das alte Vorurteil von der Ãberlegenheit der männlichen Intelligenz ein für alle Mal widerlegt, dabei aber auf erstaunliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen hingewiesen. 98
Frauen und Männer unterscheiden sich nicht im Grad, sehr wohl aber in der Art ihrer Intelligenz. Ein männliches und ein weibliches Gehirn sind nicht verschieden, sie arbeiten aber auf unterschiedliche Weise. Sie organisieren sich unterschiedlich, sie entwickeln unterschiedliche Lösungsstrategien für den gleichen Sachverhalt. Hormone
prägen die Intelligenz von Frauen und Männern auf unterschiedliche Weise, indem sie schon im Mutterleib Einfluss auf die Feinstruktur des Gehirns nehmen. Je nachdem, ob das Neugeborene ein Junge oder ein Mädchen ist, nimmt es das Leben von Anfang an unterschiedlich wahr. Neben dem genetischen Erbe, das wir alle in uns tragen, sind es auch die Prägungen unserer Umwelt, die die Differenz der Geschlechter nachhaltig beeinflussen. Auch wenn beide Geschlechter sich intellektuell entsprechen, unterscheiden sie sich sehr, was die spezifische kognitive Leistung bei vergleichbaren Anlässen betrifft. Ein Mann und eine Frau mit gleichem Intelligenzgrad können bei einem zu lösenden Problem zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Vor allem aber sind sie nicht in der Lage, die Perspektive ihres Gegenübers in Abwägung zu ihrer eigenen Einschätzung zu würdigen. Im Nichtanerkennen der anderen Perspektive liegt das Drama häufiger Missverständnisse, aber auch das verborgene Potenzial ungenutzter Kreativität. Denn wenn die Frauen etwas erkennen, was die Männer nicht sehen, und umgekehrt, dann führt erst das Zusammenspiel der Geschlechter zu überzeugenden Lösungen und hilft, einseitige Perspektiven auf komplexe Sachverhalte zu vermeiden. So ist es erwiesen, dass Frauen schnelleren Zugang zu nichtverbalen Zusammenhängen finden. Frauen nehmen komplexer wahr. Das alte Vorurteil, dass eine Frau im Team Komplikationen mit sich bringt, bestätigt sich, aber auf andere Weise: Frauen folgen stärker einer intuitiven, erinnernden Wahrnehmung, die ihre Perspektive komplexer und kreativer werden lässt. Zur Beurteilung einer Situation sucht das weibliche Gehirn nach Entsprechungen auf dem weiten Feld
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