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Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens

Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens

Titel: Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Mohn
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verdeutlichen, welche Möglichkeiten sich für das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen bieten und dass in der Wirtschafts- und Unternehmensethik ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft liegen kann.

DIE VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF
    Auf meinen vielen Reisen habe ich immer wieder feststellen können, dass Frauen im Ausland der Spagat zwischen Familie und Beruf mitunter besser gelingt als in Deutschland. Für engagierte Frauen in Frankreich beispielsweise ist es überhaupt keine Frage, dass Beruf und Familie vereinbar sind. Deutschland hinkt im internationalen Vergleich deutlich hinterher.
    In unserer bundesdeutschen Gesellschaft gehört die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu den großen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen aufgerufen, die Bedingungen für eine Work-Life-Balance zu verbessern. 89 Der demografische Wandel und die steigende Zahl von Singlehaushalten sind ein Kennzeichen der heutigen Realität. 90 Im Bundesdurchschnitt wird inzwischen jede dritte Ehe geschieden, in Großstädten ist es sogar jede zweite. Die Geburtenrate liegt bei 1,35 Kindern pro Frau. In kaum einem anderen Land werden so wenig Kinder geboren wie bei uns. Deutschland ist das Land mit dem höchsten Anteil kinderloser Paare. Etwa ein Drittel der Bevölkerung bleibt kinderlos, die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter nimmt stetig ab. Eine Familie mit mehreren Kindern wird immer mehr zur Ausnahme. Jedes dritte Kind unter fünf Jahren hat heute keine Geschwister. Des Weiteren gilt: Die Kinderzahl sinkt mit dem zunehmenden Bildungsgrad der Eltern.

    Für den Standort Deutschland wie für den Standort Europa ist diese Entwicklung alarmierend. Denn wir stehen nicht nur vor den Herausforderungen einer zunehmend kinderlosen, sondern auch einer zunehmend überalterten Gesellschaft. Der demografische Wandel ist in vollem Gange, ohne Kinder hat unsere Gesellschaft keine Zukunft. Vor dem Hintergrund der weltweiten Globalisierung wird Familienfreundlichkeit deshalb zu einem nicht zu unterschätzenden Standortfaktor für deutsche und europäische Unternehmen.
    Doch noch immer nimmt der Wunsch nach Kindern besonders bei Männern weiter ab. Im Gegensatz zur demografischen Entwicklung bekunden laut der 15. Shell-Jugendstudie von 2006 mehr als 70 Prozent der befragten Jugendlichen, dass man eine Familie braucht, um glücklich leben zu können. 91 Und noch immer wachsen 85 Prozent der Kinder in Deutschland in einer Familie auf. 92
    Keine Frage: Unsere Gesellschaft ist von Widersprüchen gekennzeichnet, und bis heute ist es uns nicht gelungen, diese Widersprüche aufzulösen und den einen Weg zu finden, der alle Anforderungen und Lebenswünsche in sich vereinen könnte. Es ist jedoch äußerst hilfreich, die Beispiele anderer Länder zu Rate zu ziehen. Die Modelle aus Skandinavien und Frankreich beweisen, dass es durchaus Wege gibt, die demografische Entwicklung positiv zu beeinflussen. Die konsequente Förderung der Familien und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf führt nachweislich zu konstanten oder sogar steigenden Geburtenzahlen. Doch wie die Lösungen auch immer aussehen mögen, unentbehrlich ist eine ganzheitliche Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven. Im Vordergrund sollte dabei die Suche nach konkreten Verbesserungen für die
Situation der Eltern in der modernen Arbeitswelt stehen. Zum einen sollte der Frage nachgegangen werden, was der Staat konkret für Mütter, Väter und Kinder tun kann. Zum anderen gilt es dabei aber auch, den Rahmen zu definieren, innerhalb dessen sich der Staat und die Unternehmen für Familien engagieren sollen. Es liegt mir sehr am Herzen, hier Ideen und Initiativen anzustoßen, die uns Auswege aus dem deutschen Dilemma aufzeigen können.
    Die Bertelsmann Stiftung hat dazu 2007 in Berlin ein Symposium veranstaltet, das die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im europäischen Vergleich 93 diskutierte. Wir haben dabei den Blick gezielt über die Grenzen hinaus gerichtet, markante Entwicklungen in den europäischen Ländern der OECD aufgezeigt und aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert. Darüber hinaus wurden erfolgreiche Praxisbeispiele aus der Wirtschaft vorgestellt, die deutlich machen, dass eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf durchaus möglich ist, wenn Unternehmen den Mut zeigen, hier

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