Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
dachte er und rang die Hände, was soll nun werden? Wie lange halten das meine Nerven aus? Soll ich in dieser Nacht noch flüchten? Ohne Rita? Zunächst in die Schweiz zu Eva und dann weiter über den Ozean?
    Er starrte in die Dunkelheit und kam zu keinem Entschluß. Der Gedanke, Rita zurückzulassen, war ihm unerträglich. Verzweifelt suchte er andere Auswege, aber er fand keine mehr. Wer Angst hat, panische Angst, verliert jegliche Vernunft.
    Kühler und logischer dachte Ostra. Für ihn gab es keinerlei Illusionen mehr. Bei ihm ging es jetzt um das Leben.
    Die Welt ist groß, dachte er. Außer Europa und Südamerika gibt es noch Australien und Asien. Vor allem Asien. Hinter dem Bambusvorhang wimmelt es von Geheimnissen. Wer weiß, daß Kamerad Peltzer Militärberater einer asiatischen Macht geworden ist? Wer hat davon Kenntnis, daß der Geheimdienst eines anderen Staates von Hans Keller geleitet wird? Hinter den Fassaden goldener Pagoden und märchenhafter Paläste gab es genug Raum für einen Menschen wie Ostra.
    Er ging zur Bar, schüttete sich noch einen Whisky ein, zündete sich eine Zigarette an und trat dann wieder an das große Fenster. Lautlos, wie Flaumfedern, tanzte der Schnee im Lampenlicht.
    Zunächst nach Indien, dachte er. Oder nach Afghanistan. In Kabul sitzt Kamerad Leßfeld vom SD. Er hat dort offiziell einen Eisenhandel, aber wer glaubt ihm das? Leßfeld konnte ihn weiterreichen. Er kannte Asien so gut wie damals die Keller in der Prinz-Albrecht-Straße, wo die Gefolterten sich die Lunge ausschrien und in letzter Verzweiflung sich die Köpfe an den Mauern einrannten.
    Berlin 1944.
    Leßfeld hatte ihn einmal mitgenommen in die Keller. Bleich war er damals wieder ans Tageslicht gestiegen … auch einem Ollenhoff riß der Anblick, zwei Stockwerke unter der Erde, an den Nerven. Aber Leßfeld lachte jungenhaft. »Mit dieser Methode wird der Unmusikalischste zum Sänger«, scherzte er.
    Kabul. Karatschi. Später vielleicht China. Wer weiß es? Einen Platz wird es schon geben, wo man leben kann. Nur Geld muß man haben.
    Ostra zerdrückte die halbgerauchte Zigarette. Sein Kapital lag in einem Tresor in der Bogenhausener Villa. Die Tonbänder und Fotos von liebestollen Männern. Namen, die geehrt und beneidet wurden. Namen, die wie eine Seifenblase zerplatzen würden, wenn die Wahrheit an die Öffentlichkeit kam.
    »Also gut, kassieren wir!« sagte Ostra laut zu sich selbst. Er ging zur Bibliothek und klopfte an die Tür. »Ich gehe!« rief er. »Wenn Bruckmayer kommen sollte, halt ihn hier fest!«
    Aus der Bibliothek stürzte Volbert. Er sah wie verwildert aus. Sein Haar war zerzaust. Froschähnlich glotzten die Augen Ostra an. »Wo gehst du hin?«
    »Mich um die Zukunft kümmern.«
    »Du verschwindest also?«
    »Blödsinn, ich komme wieder. Gegen Morgen bin ich wieder da.« Ostra sah verächtlich auf den zitternden Volbert hinunter. Das war einmal ein gepflegter, distinguierter Direktor, dachte er. Ein Mann der Gesellschaft. Ein geachteter Mensch. Ein Vorbild für viele, die nicht hinter seine Fassade schauten. Und was ist von ihm geblieben? Ein Frosch, der einen Storch kommen sieht. Ein wabbelndes Stück Fleisch mit aufgeweichten Knochen. Ein gegorener Kloß. »Und du wartest, bis ich komme!« sagte er hart. »Solange Bruckmayer den Mund hält, haben wir Zeit. Wir brauchen nichts zu überstürzen. Es gibt auf der ganzen Welt nur drei, die die Wahrheit kennen: du … ich … und Bruckmayer! Das ist eine kleine Kette, und ich schlage dir den Schädel ein, wenn du darin das schwache Glied bist!«
    Volbert nickte stumm. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Die kalten Augen Ostras sagten ihm alles: Er schlägt mir wirklich den Schädel ein.
    »Und wenn sie zum Verhör kommen?« stammelte er leise.
    »Dann sei der unnahbare Direktor der Elektrowerke, du Schlappschwanz. Zeig ihnen, daß jeglicher Verdacht eine Beleidigung ist. Spiel den tief Gekränkten! Rufe das Vertrauen deines Vorgesetzten an! Schlag auf den Tisch! In Deutschland hat von jeher Schneid gesiegt, auch wenn dahinter pure Dummheit stand.« Ostra schlüpfte in seinen pelzgefütterten Mantel und schlug den Kragen hoch. Als er zur Haustür ging, trippelte ihm Volbert nach wie ein ängstliches Hündchen. »Es kommt darauf an, daß uns Bruckmayer noch achtundvierzig Stunden Zeit läßt.« Ein Gedanke schien ihm aufzutauchen. Er legte Volbert die Hand auf die bebende Schulter. »Ruf Bruckmayer an. In seinem Hotel. Sag ihm, er solle hierherkommen. Sag

Weitere Kostenlose Bücher