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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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scheppernde Laut war in dieser Stille wie eine Explosion.
    Nichts rührte sich.
    »Spielen wir nicht Indianer miteinander, Ostra!« sagte Fallers gepreßt. »Ich weiß, Sie sind kein Feigling. Machen Sie Licht – ich tue Ihnen nichts.«
    Stille. Nur wieder das Knacken im Holz. Die Schneelast auf dem alten Dach. Die morschen Balken ächzten.
    Fallers hielt den Atem an. Lautlos nestelte er sein Feuerzeug aus der Tasche, und dann, wild entschlossen, hob er die Hand hoch empor, streckte den Arm aus und ließ die kleine Gasflamme aufleuchten.
    Ein großer Raum. Angefüllt mit Gartengeräten, Eimern, Säcken und alten Möbeln. Matratzen verfaulten in der Ecke. Eine Maus huschte lautlos über den feuchten Dielenboden. Spinnweben glitzerten im Licht wie Silberfiligrane.
    »Ostra!« sagte Fallers laut. »Warum verstecken Sie sich?«
    Er wartete, aber niemand antwortete. Da ging er herum, leuchtete die alten Möbel ab, wühlte sich durch den verfaulenden Plunder.
    Leer. Die Hütte war leer. Die Fenster waren vernagelt, es gab nur die eine, schief in den Angeln hängende Tür. Durch sie war Ostra hereingekommen, einen anderen Weg hinaus gab es nicht … aber die Hütte war leer.
    »Das ist nicht möglich«, sagte Fallers. »Das gibt es nur im Märchen. Es kann kein Mensch verschwinden.«
    Wieder ging er in der Hütte herum und suchte. Aber auch diesmal sah er nicht die Falltür, durch die man den Gang zum Haupthaus erreichte. Er konnte sie nicht sehen. Zwei alte Strohballen waren darüber geklebt, so widerlich verschimmelt, daß Fallers sie nicht anrührte und untersuchte.
    Verwirrt verließ er die Gärtnerhütte und ging durch den großen Garten. Er umkreiste die alte Villa und wußte plötzlich, daß hier der Ort war, wo Julia versteckt wurde. Nur hier konnte es sein, in dieser hohen, dunklen Villa. Irgendwo hinter diesen Mauern saß sie, vor Angst zusammengekauert.
    Es war, als pumpe sein Herz statt Blut Feuer in die Adern. Glühendheiß durchrann es ihn. Er umklammerte seine kleine Pistole und rannte die Freitreppe zur Eingangstür hinauf. Wo auch immer Ostra seinen eigenen Eingang hatte – Fallers wollte das Haus von vorn betreten, laut, lärmend, so daß es alle hörten: Hier hat der Satan sein Versteck! Aber auch einen Teufel kann man ausräuchern!
    Die große Tür war verschlossen. Über dem Schloß klebte ein Siegel mit dem Stempel der Münchner Polizei. Verschiedene Klebestreifen führten von der Tür zu den Zargen. Die Streifen waren unversehrt. Niemand hatte bisher die polizeilichen Siegel verletzt.
    In Fallers war der Begriff des Verbotenen abhanden gekommen. Die Nähe Julias, er spürte sie förmlich körperlich, ließ keinerlei Bedenken mehr zu.
    Mit beiden Händen zerfetzte er die Klebestreifen, riß das Siegel von der Tür und warf sich gegen die schwere Füllung. Nach fünfmaligem Anlauf sah er die Sinnlosigkeit ein; die Türen alter Häuser sind wie Festungstore, dick und stark, als seien sie für Rammböcke gemacht. Da rannte er zurück in den Garten, holte einen der herumliegenden dicken Äste und zerschmetterte das gläserne Oberlicht der Tür. Es klirrte hell, als die Scherben innen auf den Marmorboden fielen. Wie eine Katze kletterte Fallers zum Oberlicht hinauf, zog sich empor, schwang sich durch den Rahmen und ließ sich jenseits der Tür ins Haus fallen.
    Mit zwei Sprüngen war er bei den Lichtschaltern und drehte daran. Kronleuchter und geschliffene Wandlampen flammten auf. Er schloß geblendet die Augen und sah sich blinzelnd um.
    Weißer Marmor, Kristall, rote Orientteppiche, eine weitgeschwungene Treppe, Türen wie in einem Rokokoschloß, verziert mit goldenen Ornamenten, bemalte Decken, Möbel mit Damast überzogen … Fallers ging umher, die kleine Pistole in der Hand, und staunte wie ein Kind im Märchenland.
    Er rannte durch alle Zimmer, riß die Türen auf und drehte die Lampen an.
    Der Salon in Rot und Silber. Das Speisezimmer in Gold. Die große Bibliothek mit den geschnitzten Möbeln und den riesigen Bücherregalen. Das große Wohnzimmer mit den französischen Möbeln. Die Küche. Die kleine Wohnung der Köchin. Ein Boudoir, zierlich wie ein Bild gewordenes Menuett. Venezianische Spiegel an allen Wänden. Vasen aus Murano. In Nischen marmorne Liebesgöttinnen.
    »Julia!« schrie Fallers in die Stille des großen Hauses. »Julia! Hörst du mich?! J-u-l-i-a!«
    Er blieb stehen und lauschte. Zweimal hörte er seine Stimme als Echo. Es war die einzige Antwort.
    Die obere Etage.
    Zimmer an

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