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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verchromt und mit einem Griff aus Perlmutt. Kalt lag sie in seiner Hand. Ein merkwürdiges Gefühl durchrann ihn damals. So wenig braucht man, um ein Leben auszulöschen, dachte er. Wie ein Feuerzeug sieht sie aus … man hält sie hoch, drückt ab, und ein Riese wie Ostra ist nicht mehr.
    Wie lächerlich ist doch ein Mensch! Ein Stück Stahl, kleiner als ein Fingernagel, genügt, und alle Herrlichkeit und Kraft ist vorbei.
    Im Englischen Garten probierte er die kleine Pistole aus. Zweimal schoß er damit in einen Baumstamm. Der Knall war dünn und hell wie ein Peitschenhieb und zerflatterte in der kalten Luft. Aber in dem Baumstamm waren zwei tiefe Löcher, kreisrund und nicht größer als der Durchmesser eines fünfzölligen Nagels. Man kann wirklich damit töten, dachte er wieder erstaunt. Und dabei sieht es aus wie ein Spielzeug …
    Nun hatte er den ersten Erfolg hinter sich. Ostra fuhr vor ihm her, und er folgte ihm, klammerte sich an das Steuerrad und blickte durch die von dem vielen Besprühen schmierige Frontscheibe. Die Kälte fraß sich durch seinen Mantel bis auf die Knochen; es war ihm, als müßten die Hände am Steuer festfrieren. Dreimal rutschte er fast von der Straße, denn Ostra fuhr schnell mit seinen Spikesreifen, und Fallers hatte Mühe, in seiner Nähe zu bleiben, als sie in die Stadt kamen und die Autos von allen Seiten herandrängten, Ampeln sie trennten und sogenannte ›Springer‹ sich zwischen sie schoben. Aber Fallers verlor Ostra nicht aus den Augen. Als sie über die Isar fuhren, um die Siegessäule herum, hatte er ihn wieder erreicht und fuhr kaum drei Meter hinter ihm. Er sah Ostras Kopf, den starken Nacken, die breiten Schultern in dem pelzgefütterten Mantel und einmal sogar das Profil, als Ostra zur Seite blickte, weil ihn jemand mit schlitternden Reifen überholte.
    Bogenhausen, dachte Fallers, als sie auf eine mit Bäumen eingerahmte Straße kamen. Wo will er bloß hin?
    Dann hielt Ostra plötzlich, und Fallers mußte vorbeifahren, um keinen Verdacht zu erregen. Er bog in eine Seitenstraße ein, hielt, sprang aus dem Auto und rannte zurück.
    Ostra hatte den Wagen verlassen. An die Mauer eines Gartens gedrückt, sah sich Fallers um. Hinter den Jalousien einiger Villen schimmerte Licht. Gegenüber lag eine große, alte Villa in einem verwilderten Park. Sie war völlig dunkel und schien unbewohnt.
    Ernst Fallers zögerte. Wohin? dachte er. Ostra kann nicht wie ein Geist verschwunden sein. Wenn er eines der bewohnten Häuser betreten hat, muß er noch vor der Tür stehen. So schnell, wie Fallers gelaufen war, konnte auf ein Klingeln nicht geöffnet werden.
    Er schlich sich an der Mauer weiter und zuckte zusammen, als er gegenüber aus dem Garten der unbewohnten Villa das Zuschlagen einer Tür hörte. Mit weiten Sätzen hetzte er über die Straße, duckte sich unter den schneebehangenen Büschen und lauschte. Aber nun war alles still; nur seinen eigenen Atem hörte er, laut und röchelnd vor Erregung.
    Vorsichtig betrat Fallers durch das angelehnte Eisentor den Garten der dunklen Villa. Er hielt den Atem an, als er frische Fußspuren im Schnee sah. Vom Tor führten sie schräg durch den Garten zu einem niedrigen Schuppen. Dort war die Tür, deren Zuklappen er gehört hatte. Sie pendelte im Nachtwind hin und her, schief und nur an einer Angel hängend.
    An den Büschen vorbeischleichend, erreichte Fallers das verfallende Gärtnerhaus. Hier hörten die Fußspuren auf, verloren sich in der Finsternis im Inneren. Fallers holte die kleine Perlmuttpistole aus der Manteltasche, schob den winzigen Sicherungsflügel herum und öffnete die schiefe Tür.
    Jetzt, dachte er. Wenn Ostra im Dunkeln lauert, kann er mich gegen den hellen Schnee abschießen wie einen Hasen.
    Mit einem Sprung hetzte er in die Hütte und warf sich gegen die Wand. Sein Herz trommelte wild. Warum geschieht nichts? dachte er nach ein paar Sekunden lähmender Angst. Die Dunkelheit war vollkommen. Auch die windschiefe Tür schlug wieder zu … nur ein Streifen Schneehelle lag wie ein Strich auf dem Boden.
    Fallers wartete. Ab und zu knackte es im Holz, sonst war kein Laut. Er ist hier, dachte er. Die Fußspuren enden in der Hütte. Irgendwo in der Finsternis steht er und atmet kaum. Was will er hier? Hat er hier Julia versteckt? Gibt es einen Hinterraum, in dem sie jetzt hockt?
    Er wandte eine List an. Er nahm sein Taschenmesser und warf es links von sich in die Dunkelheit. Irgendwo prallte es gegen einen Eimer. Der

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