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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Straße. Unter ihm das pulsierende Leben Münchens. Es war wieder Nachmittag, an den Ampeln stauten sich die Menschenmassen und warteten auf Grün. Und plötzlich sprang Bruckmayer auf und riß das Fenster auf.
    Über die Straße – die Ampel war auf Grün gesprungen – ging eine Frau in einem halblangen Leopardenmantel. Sie trug ein Kopftuch aus gelber Seide dazu, aber es war dünn genug, daß man unter ihm die langen, schwarzen Haare erkennen konnte. Die Männer, die ihr entgegenkamen, sahen sich um, sogar ein paar Frauen blickten zurück. Mit schnellen, weiten Schritten überquerte sie die Straßenbahngleise.
    »Das ist sie«, schrie es in Bruckmayer. »Sie geht unter meinen Augen über die Straße, und ich hocke im fünften Stock am Fenster und bin machtlos. O Mist! Mist!«
    Er wirbelte herum, rannte aus dem Hotelzimmer und kam – konnte es anders sein? – gerade beim Fahrstuhl an, als der nach unten fuhr.
    »Wenn man Pech hat, bekommt die Fliege in der Suppe Junge«, knirschte Bruckmayer. Dann erinnerte er sich daran, daß er vor zwanzig Jahren das Sportabzeichen gemacht hatte, rannte zur Treppe und flog fast die fünf Stockwerke hinunter in die große Hotelhalle. Dort hetzte er zur Drehtür, stieß den Boy zur Seite, der ihn elegant auf die Straße drehen wollte, wirbelte aus dem Hotel und prallte gegen die Mauer der Menschen, die sich wieder zur auf Rot stehenden Ampel schoben. Straßenbahnen und die Autoschlange versperrten ihm die Sicht, aber er sah auf der gegenüberliegenden Straßenseite, im Gewühl der Menschen, das beim Gehen wippende gelbe Seidenkopftuch und den Kragen des Leopardenmantels, den sie hochgeschlagen hatte, denn es pfiff ein sehr kalter Herbstwind.
    Noch nie hatte Rot so lange gedauert wie jetzt. Auch das Gelb der Ampel war eine Ewigkeit. Beim ersten Schimmer Grün rannte Bruckmayer los, stieß die Menschen zur Seite, bekam einen Fausthieb in den Rücken, hörte Worte wie »Flegel!« und »Dreckshund!« … aber rücksichtslos stürmte er weiter, wie ein Slalomläufer durch viel zu enge Tore, erreichte die gegenüberliegende Straßenseite und kam in eine neue, von der Seite herandrängende Menschenmenge, die ihn wie eine Woge packte.
    »Platz!« keuchte er. »Himmel, macht doch Platz!«
    Mit beiden Armen ruderte er durch das Gewühl der Leiber. Sie ist es, schrie es in ihm. So kann nur diese Rita aussehen. Bruckmayer, du hast die Lösung aller Rätsel vor dir … nur ein paar hundert Meter, ein paar lächerliche Meter.
    »Platz!« schrie er und rannte eine Frau um. Sie stolperte, schrie auf und fiel gegen die Scheibe eines Kaufhauses.
    Zwei kräftige Hände packten Bruckmayer von hinten am Mantel, rissen ihn zurück und drückten ihn gegen die Hauswand.
    »Du versoffenes Loch!« schrie jemand. »Das arme Weiberl umrennen! Bazi, dreckiger!« Dann klatschte es. Ministerialrat Bruckmayer bekam auf offener Straße Ohrfeigen. Die Münchner haben halt ein hitziges Temperament. Und noch unter den Ohrfeigen sah Bruckmayer im Strom der Menschen das gelbe Kopftuch und den Leopardenmantel.
    »Polizei!« stammelte er. »Mein Gott, lassen Sie mich los! Sie wissen ja nicht, was los ist! Lassen Sie mich los, Sie Rindvieh!«
    Es gelang ihm, sich mit einem wilden Ruck loszureißen. Ohne Hut, mit brennenden Wangen und einem zuckenden linken Auge, in das ein Finger der schlagenden Hand gekommen war, rannte er weiter.
    Er rannte wie um sein Leben.
    Die Spur verlor sich in einem großen Kaufhaus.
    Mit schweißüberströmtem Gesicht sah Herbert Bruckmayer nur noch einmal das gelbseidene Kopftuch und den hochgeschlagenen Kragen des Leopardenmantels, ehe er erneut festgehalten wurde und die echte, gute bayerische Wut sich über ihn ergoß. Drei Männer hielten ihn jetzt fest, während ein vierter die Polizei von der Straßenecke holte. Ein Wall von Leibern bildete sich um Bruckmayer, er sah erschöpft in schimpfende Gesichter, hörte laute Stimmen, blickte auf geschwungene Fäuste. Eine Frau kreischte: »Vor die Brust hat er mich gestoßen! So ein Ferkel, so ein dreckiges! Ein Lustmörder, was?!«
    Bruckmayer wischte sich den Kopf am Ärmel ab. Seine Hände hatte man nach hinten gedreht. »Ein Irrtum«, sagte er schwach. »Ich bitte Sie, was Sie da machen, ist noch gar nicht abzusehen.«
    »Jo mei, a Preiß!« schrie einer aus der Menge. »Aufhängen, den Saukerl, den rotzigen!«
    Durch die Menge drängte sich ein Polizist. Seine weißen Überärmel, Blickfänger im Straßenverkehr, stießen die Schimpfenden

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