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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kaufhaus verlassen.«
    »Also direkt hinter unserem Rücken.« Bruckmayer sah Singert matt lächelnd an. »Mein Lieber, wenn das bekannt wird. Das kostet einige Runden.«
    »Und alles nur, weil die Münchner Seele kochte.«
    Bruckmayer seufzte und nickte. »Und wir löffeln jetzt die Suppe aus …«
    Wieder war es Samstag, und Friedrich Volbert lief herum wie ein gut gefütterter Hahn. Draußen regnete es, aber um so stimmungsvoller war es drinnen in der Villa. Von einem nahen Lokal war die kalte Platte schon geliefert worden. Eva saß vor dem Spiegel und schminkte sich, Ostra und Rita Camargo hatten sich in das von Ostra bewohnte Fremdenzimmer zurückgezogen, und Volbert hatte nach dem Mittagessen bis gegen sechs Uhr abends geschlafen, um den Strapazen des ›fröhlichen Wochenendes‹ gewachsen zu sein. Nun lief er durchs Haus, drehte einige Glühbirnen aus und ersetzte sie durch rote. Er steckte wieder voller Ideen und hatte zu Ostra augenzwinkernd gesagt:
    »Was hältst du von lebenden Bildern, Peter?«
    »Kino?« fragte Ostra verblüfft zurück.
    »Quatsch! Lebende Bilder. Das war einmal das Varietevergnügen unserer Großeltern. Eine Gruppe von Menschen stellt Bilder dar: Laokoon mit den Söhnen, Raub der Sabinerinnen, Leda mit dem Schwan, Paris verteilt den Apfel an die drei Göttinnen … Junge, damals waren unsere Rauschebärte weg und kamen sich verworfen vor. Dabei waren die Figuren sittsam verhüllt.«
    »Und so was willst du hier veranstalten?« Ostra rauchte eine Zigarette an. Volbert trommelte mit den Fingern gegen seine Brust wie ein Beatfan nach dem zehnten Aufschrei.
    »Moderner, Peter! Rasanter! Lebende Bilder mit Pfiff! Stell dir vor: Ein Bild: Caligula beim Liebesfest. Ich liege auf einer Couch, um mich verteilt Eva, Marlies, Rita und Julia. – Na?«
    »Und was ist da dran?«
    »In Originalkostümen … mit nichts. Oder ein anderes Bild: Der Kuß von Rodin. Du und Eva, ineinander verschlungen wie ein Bilderrätsel.«
    »Oder: Die Versuchung Josephs durch Frau Potiphar. Du und Rita …«, sagte Ostra. Er sah Volbert mit einem schiefen Lächeln an. Der Herr Direktor, dachte er. Respektsperson. Im Betrieb als korrekt gefürchtet. Mitglied einiger honoriger Vereine. Ein Musterbild an Ehrbarkeit und Würde. Aber hinter seinen vier Wänden schraubt er rote Glühbirnen in die Lampen und stellt lebende Bilder dar. Nackt und hemmungslos. Ein Satyr mit dem Kopf eines Schafes.
    »Du hast es erfaßt!« rief Volbert und goß sich und Ostra einen Kognak ein. Dann wurde er ernster und sah Ostra bittend an. »Ob Rita so etwas mitmacht?«
    »Sicherlich.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Rita ist kein Spielverderber. Wo Rummel ist, tanzt auch Rita. Je heißer, um so besser. Und Eva?«
    Volbert winkte ab. »Die hat beim vorigen Klub schon die Messalina dargestellt und war die einzige, die bis zum Ende durchhielt …«
    Ostra trank seinen Kognak mit einem Schluck. Er sah Eva vor sich, rothaarig, weißhäutig und grünäugig, mit dem Leib einer Schlange. Sie war Volberts Schicksal. An ihr würde er einmal zugrunde gehen. Noch war er blind, noch gefiel es ihm, Mann zu sein, noch spielte er seine Rolle, Maître de plaisir zu sein. Bis dann die große Leere kam, das Ausgebranntsein, das Schlackesein, der menschliche Aschenhaufen, der Sperrmüll des Lebens.
    Ostra hob die Schultern. Bis dahin war es noch Zeit. Seine Aufgabe war in einem Jahr erfüllt. Dann lockte wieder die bunte Welt Argentiniens, das Haus am Urwaldrand, der breite Fluß mit den indianischen Ruderern, die Ruhe und das Geld, um die Welt wie ein Theaterspiel von einem Logenplatz aus zu betrachten.
    »Das mit den lebenden Bildern ist eine gute Idee«, sagte er, als begriffe er das Spielchen erst jetzt ganz. »Wir werden bestimmt viel Spaß dabei haben …«
    Später, in seinem Zimmer, lag er auf dem Bett und sah Rita zu, wie sie sich wusch. Sie hatte das Wasser mit Parfüm gemischt, ein betäubender Duft südamerikanischer Blüten. Ihr braunoliver Körper glänzte wie mit Öl eingerieben, die Muskeln spielten auf ihrem Rücken, als sie sich bückte und ihre Beine massierte. Sie ist wirklich die Schönste, dachte Ostra und trank langsam einen Whisky. Ich würde sie gerne behalten, später, in meinem Haus am Urwaldrand beim großen Fluß … aber sie ist eben doch nur eine Mistbiene, die mit jedem schläft, der ihr gefällt, der gut bezahlt oder der ihr sonstwie Nutzen bringt. Sie liebt mich, das weiß ich. Ich bin tatsächlich ihre große Liebe. Auch Huren

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