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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brauchte.
    Noch trat Ostra nicht in Erscheinung. Er sammelte nur fleißig Tonbänder und Fotos. Sein aktuelles Interesse lag bei Volbert und den automatischen Steuergeräten für Raketen. Die wochenendlichen Schlüsselspiele fanden weiter statt, natürlich mit den Düppels, denn Marlies war nicht zu bewegen, sich einem anderen Kreis anzuschließen, wie ihr Mann vorgeschlagen hatte. »Sich umgewöhnen, warum?« fragte sie. »Ich finde, wir alle passen doch großartig zueinander.«
    Und Düppel gab nach. Die Wahrheit lag ihm auf der Zunge, aber über die Lippen kam sie nicht. Er schämte sich, das Opfer Ostras zu sein. Den Kopf in den Sand stecken – so lebt man friedlicher.
    Als am dritten Wochenende die Fallers' wieder nicht kamen, beschloß Ostra, Julia aufzusuchen. Die tolle Marlies war für ihn mehr ein Theaterspiel. Eva Volbert, die grünäugige Schlange, war wie eine Wahnsinnige, bis sie zusammenbrach und nur noch Hülle war. Julia aber, die sich gewehrt hatte, die ihn kratzte und biß, bis er sie doch noch mit brutaler Kraft besiegte, war für ihn zu einem Ideal geworden. Er dachte oft in diesen Wochen an sie, an ihr Weinen an seiner Seite, an die großen blauen Augen, an den fast noch kindlichen, zarten und doch so weichen, wohlgeformten Körper, den er nach der brutalen Eroberung stundenlang gestreichelt hatte.
    Er traf Ernst Fallers in der Wohnung an, was Ostra sehr verwunderte. Studienrat Bentrob war in der Schule, und Ostra hatte erwartet, daß Julia allein war. Von der Arbeit Julias in einer Papiergroßhandlung wußte er nichts.
    »Du?« fragte Ostra, als Fallers öffnete.
    »Was wollen Sie?« fragte Fallers gepreßt.
    »Ich fuhr zufällig hier durch die Straße und dachte mir: Halt, steig einmal aus und besuche Fräulein Julia. Und hier bin ich.«
    »Julia ist nicht da.«
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Nein!« Fallers hob die Hand, als Ostra näher kam. »Gehen Sie!«
    »Wieso, mein Junge! Ich denke, der gemeinsame Abend hat uns zu dicken Freunden gemacht? Wir hatten alle unser Vergnügen, oder nicht?«
    »Es war ein Irrtum von uns. Gehen Sie und lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Ein Irrtum.« Ostra lachte leise und sah Fallers aus seinen kalten Augen an. »Ein Irrtum, der bei Rita drei blaue Flecken am Oberschenkel hinterließ. Du hast einen harten Griff, Ernst …«
    »Julia und ich wollen diesen Abend vergessen. Er ist für uns nie gewesen. Verstehen Sie?« Fallers' Gesicht war bleich. Er hatte sich ein paar Tage Urlaub genommen und tapezierte das Wohnzimmer seines zukünftigen Schwiegervaters. Das war billiger als von einem Anstreicher, auch wenn der Schwiegersohn eigentlich nicht erwünscht war. Aber ein Studienrat muß rechnen, und Pfennige, die man spart, ergeben schnell eine Mark. Studienrat Bentrob gab nicht umsonst auf dem Gymnasium Mathematik.
    Ostra sah sich um. Das Treppenhaus war leer. Nur zwei Familien wohnten in dem stillen Haus mit dem schmucken Vorgarten. »Vergessen ist einfach«, sagte er grob. »Rita will dich wiedersehen, Junge. Du kennst Rita. Frauen, deren Liebe man nicht erwidert, werden zu Bestien. Ihr kommt nächsten Samstag, nicht wahr?«
    »Nein!« sagte Fallers laut. »Wenn Sie uns nicht in Ruhe lassen, melde ich alles der Polizei.«
    Ostra sah Fallers mit engen Augen an. Polizei, dachte er. Der Junge macht es wahr. Für ihn war dieses ›Tolerantes Ehepaar gesucht‹ wirklich nur eine Verwechslung der Begriffe. Ein Unglücksfall, wenn man es so sehen kann. Und niemand wird ihm deswegen die Ehre schwarz beschmieren.
    »Überleg es dir«, sagte er ausweichend. »Rita liebt dich. Und Julia …«
    »Julia weiß alles. Und jetzt gehen Sie, oder ich vergesse meine Erziehung.« Fallers warf die Wohnungstür zu, und Ostra verließ das Haus. Auf der Straße warf er einen Blick zurück und sah Fallers auf einer Leiter stehen und Tapeten kleben. Durch die Scheibe des Fensters begegneten sich ihre Blicke.
    Sie wußten, daß ab jetzt tödliche Feindschaft zwischen ihnen lag.
    Es war an einem feuchtkalten Novemberabend, 22 Uhr 17 – wie der Polizeimeister gewissenhaft in das Berichtsbuch schrieb –, als der Funkstreifenwagen Isar 23 von einem Mädchen am Straßenrand durch heftiges Winken angehalten wurde.
    »Da haben se wieder eine um ihren Lohn betrogen«, sagte der Fahrer von Isar 23 und grinste. »Ist auch verdammt kalt, so in der freien Natur. Müßte Zitterzulage erhalten, die Kleine.«
    Der Wagen hielt, und das Mädchen mit der Handtasche trippelte näher. Sie sah nicht so aus, als

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