Schlüsselspiele für drei Paare
mich im Flugzeug angesprochen. Der hieß Ostra? Keine Ahnung.‹«
»Eben.« Bruckmayer nahm eine Zigarette, die ihm Singert hinhielt. »Wir müssen deshalb umdenken und umschalten. Eine Rita Camargo im Untersuchungsgefängnis nützt uns gar nichts. Was an ihr hängenbliebe, wäre Kuppelei. Aber der große Fisch schwimmt weg. Wir müssen Rita an die Angel nehmen und als Köder benutzen. Nur so beißt unser Hecht an.«
»Wie soll ich das verstehen?« fragte Kommissar Singert erstaunt. Er verstand sehr gut, aber er konnte nicht glauben, was er dachte.
»Wir lassen Rita wieder frei.«
»Herr Ministerialrat!«
»Es klingt sehr kühn, aber überlegen wir einmal, was auf dem Spiel steht. Für diesen Ostra interessieren sich jetzt: der CIC, das Innenministerium von Argentinien, das deutsche Innen-, Außen- und Verteidigungsministerium, der Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt und der militärische Abschirmdienst. Das ist so ziemlich alles, was man sich denken kann. Bleibt Rita Camargo in Haft, verschwindet Ostra im dunkeln. Lassen wir sie frei …«
»Ruft sie sofort Ostra an und verschwindet im dunkeln«, ergänzte Singert.
»Die Telefone werden überwacht.«
»Sie wird von irgendeiner Zelle anrufen.«
»Das wird man sehen, denn wir werden sie beschatten.«
»Und plötzlich ist sie weg.«
»Der Paß bleibt eingezogen. Sie muß sich jeden Tag um 12 Uhr bei der Polizei melden. In voller Größe und Schönheit.« Bruckmayer nickte, als ihn Singert mit schiefem Mund ansah. »Sie sind mit Recht kritisch, Herr Kommissar. Aber dieser Fall ist nicht zu lösen mit polizeilicher Routine. Ostra müssen wir haben; die schöne Rita ist nur ein Anhängsel. Und es wird und muß zu einer Begegnung zwischen Rita und Ostra kommen, schon wegen der Tonbänder und Bilder, die irgendwo in der Villa versteckt sind. Ostra investiert kein Vermögen in die Villa, wenn er jetzt die Früchte seiner Arbeit liegen lassen soll. Damit bekommen wir ihn, Singert!«
»Das ist ein Vabanquespiel, Herr Ministerialrat.« Singert rauchte nervös seine Zigarette. »Wir sollten Rita dem CIC übergeben. Der knetet sie weich wie Kaugummi. Die Burschen aus Amerika haben weniger Skrupel als wir. Ich möchte ihre Methoden nicht anwenden.«
»Auch Major Britton wird nicht so dumm sein, Ritas wegen einen Ostra zu verscheuchen. Ich spreche morgen früh mit Britton. Zunächst wollen wir die Schöne freilassen.«
»Das ist unmöglich!« Kommissar Singert pochte auf ein neu angelegtes Aktenstück. »Wir haben jetzt einen Vorgang. Mit Haftbefehl, mit Staatsanwaltschaft und dem ganzen Pipapo. Wir müßten jetzt den Generalstaatsanwalt fragen und dann …«
Bruckmayer winkte ab. »Ich kenne den Instanzenweg deutscher Beamten«, sagte er hart. »Aber ich habe alle Vollmachten. Ich handle im Auftrag des Ministers.«
»Des Innenministers. Jetzt ist aber der Justizminister zuständig.«
»Auch von dort bekommen Sie Ihren Zettel, wenn Sie es wollen. Mein Gott, Singert, stellen Sie sich nicht so an! Wir haben doch alle ein Interesse daran, daß dieser heiße Fall glatt gelöst wird. Glauben Sie, ich hielte meinen Kopf hin, wenn ich bei diesem Trick nicht eine Chance sähe?«
»Nein, Herr Ministerialrat«, sagte Singert zögernd.
»Na also! Spielen wir eben Vabanque, wie Sie es nennen! In der Politik – und das hier ist ein politischer Fall mit kriminellem Einschlag – ist jedes Mittel, das zum Ziele führt, ein gutes Mittel.«
In dieser Nacht noch wurde Rita Camargo freigelassen. Ohne Begründung, ohne viel Worte. In stolzer Haltung stieg sie in das Taxi, das Ratzel ihr bestellt hatte und fuhr zurück nach Bogenhausen. Ein paarmal war sie versucht, halten zu lassen, um von einer Telefonzelle aus Ostra bei Volbert anzurufen, aber dann siegte die Vernunft. Sie werden mich beobachten, dachte sie. Sie lassen mich nicht so ohne weiteres frei. Sie denken sich etwas dabei.
In der großen, dunklen Villa machte sie kein Licht, sondern tappte im Dunkeln die breite Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer. Dort stieß sie beim Eintreten einen hellen Schrei aus. Ein Mann lag in ihrem Bett und las beim Schein der kleinen Nachttischlampe eine Illustrierte. Erst beim zweiten Blick erkannte sie Ostra.
»Du …«, stammelte sie und lehnte sich an die Tür. Ihre Knie wurden plötzlich weich. »Um Gottes willen, Peter … zieh dich an … Ich bin verhaftet worden … man sucht dich … Du mußt weg! Sofort weg …«
Ostra lachte. Es war das tiefe, männliche Lachen, gegen das es
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