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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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befreite.
    »Gut siehst du aus, Herbert«, sagte er. »Natürlich etwas älter als damals in Kiew. Weißt du noch, wie wir uns im Kloster begegneten und uns über eine goldene Ikone nicht einigen konnten?«
    »Das ist lange her«, sagte Bruckmayer leise. »So etwas vergißt man …«
    »Ich habe ein verdammt gutes Gedächtnis, mein Junge.« Ostra ging um Bruckmayer herum zur Tür, warf sie zu und setzte sich dann auf Ritas breites Bett. »Wir hatten beide den Auftrag, die Kunstschätze sicherzustellen, wie man das damals nannte. Du kamst von Heydrich, ich vom Reichsführer Himmler persönlich. Und dann haben wir getauscht wie die Briefmarkensammler. Du eine Madonna – ich ein Tafelbild. Du einen Heiligen – ich einen goldenen Leuchter. Und bei der Ikone, weißt du noch, da haben wir gelost. Wir saßen vor dem Altar auf den Stufen und warfen ein Fünfmarkstück in die Luft. Du hast damals gewonnen.« Ostra lachte und bog sich nach hinten. Dann klopfte er auf die Zierdecke des Bettes. »Komm, setz dich, alter Kumpel!«
    Bruckmayer blieb stehen. Sein Gesicht war etwas fahl geworden.
    »Wir sollten von der Gegenwart sprechen, Fritz«, sagte er gepreßt.
    »Was wäre unsere Gegenwart ohne unsere Vergangenheit?« Ostra zeigte auf einen Wandschrank. »Klapp mal die Tür auf, Herbert. Dort findest du Schnaps und Likör. Blödsinn … du kennst es ja!« Er beugte sich vor und lachte wieder. »Es ist ja das reinste Familientreffen! Man soll es nicht für möglich halten: Du bist auch Kunde von Rita? Ausgerechnet du?«
    Bruckmayer ging zum Wandschrank und nahm eine Flasche heraus. Er hatte wirklich einen Kognak nötig. Ein übles Gefühl lag ihm im Magen, eine Art Brechreiz. Stumm goß er Ostra und sich ein Glas ein und trank es mit einem tiefen Schluck leer.
    »Ich bin kein Gast«, sagte er dann und stellte das Glas ab. »Ich habe diesen Saustall vor ein paar Stunden ausgehoben.«
    Ostra blinzelte verwirrt. »Sagtest du: ausgehoben?«
    »Ja. Rita Camargo ist verhaftet. Und ich habe hier einsam Wache gehalten, um den Mann zu verhaften, der logischerweise auftauchen mußte, wenn sich niemand mehr am Telefon meldete: Peter Ostra.«
    »Das ist ein Witz!« Ostra schlug sich auf die Schenkel. »Du! Ausgerechnet du! Sag mal, als was läufst du denn jetzt durch die Gegend?«
    »Ich bin Ministerialrat im Bundesinnenministerium. Zur besonderen Verwendung.«
    »Da dreht der Hund in der Pfanne einen Salto!« Ostra warf sein leeres Glas an die Wand. Es zerplatzte mit einem puffenden Laut. »Ministerialrat! Sag mal, wie hast du das Ding gedreht?« Er winkte ab, als Bruckmayer etwas sagen wollte, und klopfte wieder auf die seidene Bettdecke. »Komm, setz dich, mein Freund! Und um es vorwegzunehmen: Die Verhaftung Ritas ist natürlich ein Irrtum, nicht wahr?«
    »Nein!« Bruckmayer setzte sich neben Ostra. Das üble Gefühl im Magen blieb. Das ist Angst, dachte er. Ja, verdammt, das ist Angst, weiter nichts. »Ich habe den Auftrag, den illegalen Waffenaufkäufer Ostra unschädlich zu machen. Auch der CIC sucht dich.«
    »Welche Ehre! Wer hat mich denn verpfiffen?« Ostra legte seine Hand auf Bruckmayers Knie. »Junge, nach über zwanzig Jahren dieses Wiedersehen. Wer hat da gesungen?«
    »Ein Wink aus Buenos Aires«, sagte Bruckmayer schwach. Er sah Ostra von der Seite an. Dicker ist er geworden, dachte er. Damals war der SS-Sturmbannführer Fritz Ollenhoff stolz auf seine schlanken Hüften und die breiten Schultern. In seiner schwarzen Uniform sah er betörend aus. Nur wenn er sprach, wehte einen Kälte an. Fritz Ollenhoff, Spezialist für Geheimaufträge. Ein Mensch, dem Gewissen ein Fremdwort war. Ein Mensch, der nie etwas von Menschlichkeit gehört hatte. »Seit wann heißt du Ostra?«
    »Seit 1945. Junge, hatte ich Glück. Über Italien und Afrika bin ich nach Südamerika gekommen.« Ostra legte sich aufs Bett zurück. Die Erinnerung überwältigte ihn. »Mein letztes Ding ist damals schiefgelaufen, weißt du das? Ich hatte den Auftrag bekommen, in dem kleinen holländischen Dorf Roerlach die Generale Eisenhower und Montgomery in die Luft zu sprengen. Wir wußten genau, daß sich beide dort trafen. Als Maschinenschlosser habe ich die Bomben in dem Bauernhaus gelegt, unter den Augen der Wachen. Damals waren sie alle verrückt wegen der geglückten Invasion und weil sie an Deutschlands Grenze standen. Ja, und als dann die Dinger hochgingen, waren Eisenhower und Montgomery bei einer Truppenbesichtigung, und 17 unschuldige Offiziere

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