Schlüsselspiele für drei Paare
Handfessel?«
»Das ist Geschmackssache«, sagte Bruckmayer.
»Sie sehen so aus, als wenn Sie einen guten Geschmack hätten, Herr Ministerialrat.« Die Stimme Ritas girrte. Ostra, an der Bar lehnend, beobachtete beide mit herabgezogenen Mundwinkeln. Neben ihm quirlte Marlies in einem Sektglas die Kohlensäure heraus. Sie trank sehr schnell. So ein Abend ist kurz. Und das Schlüsselspiel beginnt erst, wenn alle in Stimmung sind.
»Zu Tisch bitte!« rief Volbert und klatschte in die Hände. Er hatte mit Rita bereits eine Verabredung getroffen. Sein Autoschlüssel hatte als Anhänger ein Herz. Es war leicht, es im Dunkeln zu fühlen. Und Rita hatte mit dunkelglänzenden Augen genickt. Wen wundert es, daß Volbert in einer Bombenstimmung war?
»Woher kennst du Bruckmayer?« fragte Rita leise, als sie bei Ostra an der Bar vorüberging. Ostra hob die Augenbrauen und lächelte.
»Wichtige Leute kennt man eben«, sagte er leichthin. Und Rita fragte nicht weiter. Volbert stürzte auf sie zu, um sie von da an nicht mehr allein zu lassen. Eva kümmerte sich um Bruckmayer; für Ostra blieb die quicklebendige Marlies übrig. Der einzige, der leer ausgehen mußte, war Ludwig Düppel.
»Ist schon gut«, sagte er, als Marlies aufgeregt vorschlug, sie wolle ihre Freundin Püppi anrufen, die bestimmt mitmachen würde. »Ich lege mich nachher schlafen. Endlich mal eine Nacht, in der ich durchschlafen kann.«
Die anderen lachten, und Marlies tat sehr verschämt und wurde sogar rot … eine anerkennenswerte Leistung.
Gegen elf Uhr nachts war Bruckmayer betrunken. Er hatte sich dagegen gewehrt, aber Ostra hatte ihm seinen Spezialcocktail gebraut, der nach harmlosem Wermut schmeckte und dessen Wirkung man erst eine halbe Stunde später merkte, wenn er sich in den Hirnwindungen festsetzte. Mit schwerem Kopf saß Bruckmayer im Sessel, hatte Eva Volbert auf dem Schoß und ließ sich von ihr küssen. »Mein kleiner Ministerialrat …«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich will deine Untertanin sein … regiere mich …«
Bruckmayer wußte später nicht mehr, wie es gekommen war. Ein großes Durcheinander war um ihn herum gewesen, die Frauen hatten auf dem Teppich etwas gesucht, und dann lag er auf einem Bett in einem blau-weißen Schlafzimmer und starrte auf Eva Volbert, die sich auszog, die roten Haare schüttelte und sich wie eine weiße Elfe an seine Seite legte. Sie knöpfte ihm das Hemd auf, küßte ihn, biß ihn in die Brust und wälzte ihren warmen Leib auf ihm wie eine Schlange.
»Du bist wunderschön!« sagte Bruckmayer trunken. Er fror etwas und erkannte, als er an sich hinunterblickte, daß auch er nichts mehr anhatte. Da breitete er die Arme aus und ergab sich völlig der wilden Lust, die ihn übermannte.
Ostra hatte Marlies in das letzte Glas Sekt ein Schlafpulver gegeben. Sie schlief nun fest, halb ausgezogen und im Glauben, sehr lasterhaft zu sein. Ostra saß neben ihr auf dem Bett und sah auf seine Armbanduhr. Eine halbe Stunde nach dem Schlüsselspiel stand er auf, hängte sich seine Infrarotkamera um den Hals und schlich den Gang entlang, von dem die Schlafzimmer abgingen.
Das Zimmer Volberts. Ostra legte das Ohr an die Tür. Er hörte Ritas girrende Stimme und das Schnaufen Volberts. Langsam öffnete er die Tür einen Spalt, sah hinein und machte lautlos ein paar Aufnahmen. Dann ging er weiter, horchte an der nächsten Tür und drückte auch sie vorsichtig auf.
Bruckmayer und Eva bemerkten nicht den Zuschauer. In aller Ruhe machte er seine Fotos, ja, er ließ sich viel Zeit und wartete ab, bis er Situationen der Leidenschaft besonders deutlich und vorteilhaft ins Bild bekam. Dann schlich er wieder zurück zu Marlies, entkleidete sie völlig, legte sie ins Bett und ging hinunter ins Wohnzimmer.
Allein, inmitten umgestürzter Sessel und Gläser, setzte er sich und trank genüßlich eine Flasche Sekt. Es war eine Art Siegesfeier. Er hatte allen Grund, sich selbst zuzuprosten. Volbert und Bruckmayer waren genauso fest in seinen Händen wie Ludwig Düppel.
»Man muß schon etwas mehr können als Ostra, um Ostra zu überrunden!« sagte er laut und hob sein Glas gegen das Licht. »Am Montag beginnt eine fruchtbare Woche!«
Die Aussprache bei Onkel Bentrob, dem Frauenarzt, hatte nichts von Julias Angst vor den nächsten Monaten genommen. Im Gegenteil. Studienrat Bentrob kam ausgerechnet in diesen Tagen sehr aufgeregt nach Hause und sagte:
»Stell dir vor, Julia, was in der Schule passiert ist! In der Oberprima bekommt
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