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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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mir deine Taschen, zieh das Futter nach außen.«
    »Paar Scheiben abhören«, sagte Lyle, aber jetzt klang die Redewendung bitter, näselnd und giftig. »So sagt ihr Hepcats das doch, ihr Hipsters und spargeldürren bleichen Rocker? Einfach irre cool, was?« Dabei zog er eine Halskette aus der Tasche, eins der Schmuckstücke, die Kim in ihrer Hektik dagelassen hatte. Er hielt sie ihm einen Moment lang hin, ein seidenweiches Gehänge aus dünnem gehämmertem Gold mit mehreren schönen Steinen, und ließ sie dann auf den Teppich fallen. »Ich will dir mal was sagen, Edison – deine Serie war ein Dreck. Sogar damals schon war sie ein Witz – meine Kumpels und ich haben uns immer zugekifft und uns kaputtgelacht darüber, weißt du das? Und deine Band – deine erbärmliche Rockband –, die war sogar noch schlimmer.«
    Draußen, hinter Lyle, hinter den Jalousien und den Gardinen, ergoß sich die Sonne über alles wie fette Sahne, und das Fenster, das diesen Anblick einrahmte, erinnerte an nichts so sehr wie an einen übergroßen Fernsehschirm. Edison fühlte, wie etwas in ihm abstarb, welkte und starb wie eine verdorrte Pflanze, und er fragte sich, ob das am Codein lag oder woran sonst. Er war fast überrascht, als er nach unten sah und feststellte, daß er immer noch die Pistole hielt.
    Lyle lehnte sich gegen die Kommode zurück und wühlte in der Jackentasche nach einer Zigarette, steckte sie sich zwischen die Lippen und entzündete sie mit einer raschen Bewegung seines Feuerzeugs. »Und, was willst du jetzt machen, mich umlegen?« fragte er. »Denn hier steht dein Wort gegen meins. Ich meine, wo sind deine Zeugen? Wo ist das Diebesgut? Du hast mich zu dir eingeladen, stimmt’s? ›Jederzeit, Mann‹, das hast du doch gesagt, oder? Und da bin ich nun, dein werter Gast, und vielleicht hatten wir einen kleinen Streit, und du bist ein bißchen durchgeknallt – alten Typen passiert so was schon mal, stimmt’s? Knallen die nicht dann und wann ein bißchen durch?« Er stieß einen blauen Rauchschleier aus. »Oder, ach was, Scheiße, ich meine, ich war gerade dabei, meine Immobilien-Adressen durchzugehen, und ich dachte, die Bude hier wär zu verkaufen, also wandere ich herein, unschuldig, absolut unschuldig, und plötzlich steht da ein Typ mit einer Knarre, und wer ist das? Das bist du.«
    »Stimmt genau«, sagte Edison, »das bin ich. Edison Banks. Und wer zum Teufel bist du? Was hast du je geschrieben? Wie viele Platten hast du aufgenommen? Hä?«
    Lyle führte die Zigarette zum Mund, und Edison sah zu, wie die Glut sich im Sauerstoffrausch rötete. Er hatte nichts zu sagen, aber sein Blick – das war genau der Blick wie von diesem Kerl am Strand. Genau. Haargenau derselbe. Nur daß es diesmal keine Verfolgungsjagd geben würde, denn Edison hatte ihn längst eingeholt.

Meine Witwe
    Ein Katzenmensch
    Meine Witwe mag Katzen. Niemand weiß genau, wie viele Katzen das große, solide alte Haus aus Redwoodholz bewohnen, das ich ihr hinterlassen habe, aber nach mehreren Generationen der Inzucht und der Ablagerung von Fäkalien in ausgewählten Ecken und als ständig wachsender Berg auf dem Kaminsims muß sich ihre Zahl auf über dreißig belaufen, wenn nicht über vierzig. Auf jeder horizontalen Fläche des Hauses liegen Katzen, wie Flaggentuch drapiert, und wenn sie alle gemeinsam nach ihrem Katzenfutter und den zermanschten Fischköpfen in Dosen miauen, dann ist das Lärm genug, um Tote aufzuwecken, wenn ihr diesen Ausdruck verzeiht. Meine Witwe schläft zusammen mit diesen Katzen, oder jedenfalls mit so vielen, wie das antike Bett mit seinen fragwürdigen Laken und den katzenverdreckten Decken vertragen kann, und die ganze Nacht hindurch bis hinein in die knospenden, sonnenbefleckten Stunden des frühen Morgens herrscht da das pausenlose Gezappel von Beinen und Zungen und das lethargische Zucken von Katzenschwänzen. Abgesehen von den Katzen hatte meine Witwe früher auch ein Paar laute, energische Hündchen, eine Rasse, deren Namen ich mir nie merken konnte, aber sie sind beide längst weggelaufen oder plattgefahren auf der verkehrsreichen Bergstraße, die sich von der Stadt her am hinteren Tor unseres Hauses vorbeischlängelt. Eine Zeitlang hatte sie auch ein Frettchen, obwohl Frettchen in Kalifornien gesetzlich verboten sind. Es hielt sich nicht lange. Nachdem es einen Wurf eine Woche alter Kätzchen erdrosselt und teilweise zerstückelt hatte, zog sich das Vieh unter den Bodenaufbau des Hauses zurück, wo es bald

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