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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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mausgrauem Fell, und es tat sein möglichstes, um jedem Zug der Zügel Widerstand zu leisten und alle Vorhaben des Mannes, der sie führte, zu vereiteln. Als sie endlich Baldassares Grundstück erreichten, war dieser total verschwitzt, jeder Quadratzentimeter seiner Kleider vollgesogen wie ein Löschblatt, und seine Nerven lagen völlig blank. Er hatte auf der Fahrt auch keinerlei Versuch unternommen, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, so beansprucht war er von der Aufgabe des Kutschierens, und erst als sie endlich im Schatten seiner Lieblingseiche anhielten, wandte er sich Ariadne zu und sah, daß auch sie die Fahrt nicht unbedingt genossen hatte.
    Ihr Hut saß schief, der Mund war zu einer schmalen, unerbittlichen Linie gepreßt. Auf ihr glänzte der Schweiß, ihre Hände erinnerten an im Fett gebratene Klößchen, und eine feine Lage feuchter Staub überzog ihr Gesicht. Sie musterte ihn mit konzentriertem Stirnrunzeln. »Also, wo ist es?« wollte sie wissen. »Wieso halten wir hier an?«
    Seine Zunge eilte ihm voraus, und noch als er von der Kutsche sprang und an ihre Seite hastete, um ihr beim Abstieg behilflich zu sein, erklärte er: »Das hier wollte ich Sie zeigen, seit lange Zeit, weil – ja, weil ich es für Sie habe gemacht.«
    Er beobachtete ihren Ausdruck, während sie von der erbärmlichen Kate auf den kleinen Hügel des Brunnens sah und dann den Blick hinüber auf das hitzeverbrannte Gestrüpp wandte, wo sich der Wipfel seines Avocadobaums aus dem Erdboden hob wie eine Illusion. Und dann sah sie die Rampe, die nach unten in den Keller führte. Sie war verblüfft, er sah es in ihrer Miene, es war nicht zu leugnen, aber jetzt setzte sie mit Mühe ein Lächeln auf und blickte ihm geradewegs in die Augen. »Das alles ist ein Scherz, nicht wahr? Sie treiben nur Ihren Spaß mit mir, und in Wirklichkeit steht Ihr Haus hinter dem Hügel da«, von ihrem erhöhten Stand auf der Kutsche deutete sie die Richtung an, »oder?«
    »Nein, nein«, sagte er. »Nein. Es ist das hier, verstehen Sie bitte!« Und er zeigte auf die Rampe, den Avocadobaum, die Erdaufschüttung, wo der umgedrehte Kegel eines neuen Atriums durch den Boden brach. »Zwölf Zimmers, ich sage doch, zwölf Zimmers.« Sein Ton war etwas verbissen geworden, und er hatte die Hand auf ihrem Arm und versuchte, sie von der Kutsche hinabzugeleiten – wenn sie nur käme, wenn sie es nur ansehen würde –, er wollte ihr sagen, wie kühl und duftend frisch es dort unter der Erde war, wie preiswert diese Wohnstatt zu bauen und auch zu erweitern war, um etwa ein Kinderzimmer, eine Nähkammer anzulegen oder was immer sie wollte. Dazu gehörte nichts als ein kräftiger Rücken und eine Schaufel, und kein Cent wurde verschwendet auf Nägel und Bauholz und Schindeln, die nach fünf Jahren in der Sonne gleich wieder kaputtgingen. Er wollte ihr das sagen, aber die Worte kamen nicht über seine Lippen, und so versuchte er es alles durch den Druck seiner Hand an ihrem Arm zu artikulieren, er zerrte, als hinge die ganze Welt davon ab, daß sie von dieser Kutsche herabstieg – und so war es auch, so war es!
    »Loslassen!« schrie sie und entriß ihm den Arm, und dann weinte sie laut schluchzend, rang nach Atem, als wäre die heiße Luft die falsche Atmosphäre für sie, an der sie nun ersticken mußte. »Sie sagten... Sie sagten... zwölf Zimmer !«
    Er versuchte, nochmals nach ihr zu greifen – »Bitte«, flehte er, »bitte« –, doch sie fuhr so heftig vor ihm zurück, daß der Kutsche fast die Sprungfedern brachen. Ihre Miene war jetzt wütend, eine verschmierte Maske aus Tränen und Staub. »Sie Abschaum!« keifte sie. »Spaghettifresser, Itaker, sizilianischer Bauerntölpel! Sie, Sie sind ja nicht besser als ein Mörder!«
    Drei Tage danach verkündete die Lokalzeitung, in einem kurzen Absatz, der von einem dicken Rand eingerahmt wurde, ihre Verlobung mit Hiram Broadbent von Broadbent’s Eier- und Geflügelfarm.
    Verlobung war noch nicht Hochzeit, dachte sich Baldassare als erstes, als Luca Albanese ihm die Nachricht überbrachte. Eine Verlobung konnte gebrochen werden, wie ein Versprechen oder eine Liebeserklärung oder sogar ein Vertrag. Es gab noch Hoffnung, es mußte welche geben. »Wer ist dieser Hiram Broadbent?« fragte er. »Kennst du den?«
    Sie aßen miteinander ein Gericht aus Bohnen und Vermicelli in Baldassares unterirdischer Küche und sprachen in leisem tragischem Tonfall auf italienisch. Luca hatte ihm soeben die Verlobungsanzeige

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