Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Schritte möglichst konkret fest. Bei der Umsetzung Ihres Planes sind Routinen hilfreich, die den ganzen Arbeitsablauf strukturieren
und organisieren. Eine optimale Gestaltung Ihrer Arbeitsumgebung kann Ihre Effizienz steigern. Unerwartet auftretende neue
Aufgaben gewichten Sie nach ihrer Priorität.
Wenn zu Ihrer Planung und Organisation auch noch ein gutes Zeitmanagement kommt, so wirkt dies deutlich stressreduzierend
und entängstigend: Sie gestalten Ihr Leben, indem Sie bestimmen, was Sie in der verstreichenden Zeit tun werden. Auf diese
Weise vermeiden Sie das Gefühl, vom Leben gelebt zu werden. Mit der Festlegung neuer Ziele, realistischer Planung und konsequentem
Selbstmanagement haben Sie die Voraussetzungen dafür geschaffen, Ihre Zeit nunmehr zielgerichtet und konsequent zu nutzen.
Sie genießen Ihre freie Zeit mehr als bisher, weil sie nicht mehr durch Schuldgefühle vergiftet ist. Für die gibt es nämlich
keinen Grund mehr, da Sie die Dinge, die Ihnen wichtig und wesentlich sind, erreichen.
|259| 14.
Wo ein Wille ist, kann ein Weg entstehen
Sie kennen sich und Ihre Probleme nun viel besser und wissen bereits, welche Strategien Sie anwenden können, um gegen das
Aufschieben anzukämpfen. Dieser Kampf verlangt, dass Sie Ihren Willen klug einsetzen. Ihr Wille hat Ihnen ja bereits dazu
verholfen, sich überhaupt für eine Veränderung zu entscheiden. Mit dem, was Sie in diesem Kapitel über Willensprozesse lernen,
wird es Ihnen leichter fallen, kritische Phasen Ihres Erledigungsprogramms konstruktiv zu bewältigen und positiv zu gestalten.
So ist Ihre Willenskraft besonders zu Beginn eines Projekts gefragt. Sie kann Ihnen aber auch im weiteren Verlauf dabei helfen,
aufmerksam und konzentriert zu bleiben und durchzuhalten.
Ihr Wille kann ein mächtiges Werkzeug sein – aber allmächtig ist er natürlich nicht. Es gibt individuelle Begrenzungen der
Willensstärke, und es ist auch nicht alles mit Willenskraft zu meistern. Fälschlicherweise wird zum Teil immer noch angenommen,
dass Suchtkranke einfach nur willensschwach seien, oder dass manchen Politikern die Kraft zu bestimmten Entscheidungen fehle.
Von Alkoholikern wie von Politikern wird erwartet, dass sie ihren Willen anstrengen und sich zusammenreißen, um von der Sucht
loszukommen oder gesellschaftliche Probleme zu lösen. In einer naiven Vorstellung wie dieser ähnelt der Wille unserem Armmuskel:
Als ob wir ihn nur kräftig genug anspannen, uns nur einen Ruck geben müssten, und schon ginge es voran. Alkoholismus ist aber
ebenso wie viele gesellschaftliche Prozesse durch das Zusammenwirken komplex ineinander verwobener Ursachen gekennzeichnet,
bei denen das Modell der Muskelanspannung eine unzulässige Vereinfachung darstellt:
»...denn wir spüren, dass das Leben wohl doch etwas komplizierter ist, als man sagt, und dass auch die Umstände es sind.«
(Proust, VII, 326).
|260| Auch das Aufschieben ist ein kompliziertes Geschehen, das durch viele miteinander verzahnte Ursachen aufrechterhalten wird.
Wenn Sie bislang immer wieder ergebnislos beschlossen haben, Ihre Vorhaben endlich zu erledigen, dann haben Sie möglicherweise
die Komplexität dessen übersehen, was Sie da beschlossen hatten: sich ungeschützt einem vermeintlich oder tatsächlich großen
Risiko von Beschämung auszusetzen, sich Unbehagen aufzuladen, auf unmittelbare Befriedigungen zu verzichten. Auch methodisch
haben Sie möglicherweise eine zu einfache Vorstellung gehabt und wahrscheinlich eher daran gedacht, Flucht- und Vermeidungstendenzen
zu unterdrücken, statt ein neues Verhaltensmuster aufzubauen.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, heißt es hoffnungsvoll im Volksmund. Besser trifft jedoch Kafka die Sache: Er hat einmal
gesagt, dass Wege entstehen, indem man sie geht. Die berühmten guten Vorsätze (»Ich will gesünder leben«, »Ich will endlich
den Keller aufräumen«) bringen schließlich deswegen selten etwas, weil sie nicht zu konkreten Schritten führen. Um sie dennoch
umzusetzen, glauben viele Menschen an eine ominöse Willenskraft, mit der sie ihre Widerstände bezwingen wollen. Allerdings
stellen die meisten irgendwann fest, dass ihr Wille allein offenbar nicht ausreicht.
Helmut las gerne Berichte von neuesten Ergebnissen der Gehirnforschung und fand sich bestätigt: »Genau, es gibt keinen freien
Willen!« Die Weichen für unsere Antriebe werden im »limbischen System« gestellt, erfuhr er,
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