Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Wenn es an Ihrem Wohnort eine solche Gruppe nicht gibt, dann gründen Sie doch einfach eine.
Setzen Sie eine Anzeige in die Zeitung oder hängen Sie einen Zettel im örtlichen Supermarkt am Schwarzen Brett aus. Sie können
sicher sein, dass sich andere Menschen, die auch unter dem Aufschieben leiden, finden werden.
Sie könnten auch nach Selbsthilfegruppen Ausschau halten, in denen sich »Messies« treffen. Unter diesem Stichwort versuchen
Menschen, die unter einem schlampigen Umgang mit Zeit, Ordnung, |277| Sauberkeit und Verpflichtungen leiden, sich gegenseitig zu helfen. Aufschieben ist zwar nicht identisch mit dem, was die Messies
bekümmert, aber es gibt genügend Berührungspunkte, sodass Sie eventuell auch von der Teilnahme an solchen Gruppen für die
Lösung Ihrer Schwierigkeiten profitieren können.
Was aber, wenn Sie keine der hier angebotenen Empfehlungen überhaupt ausprobiert haben? Wenn Sie weder den Gebrauch Ihrer
Zeit festgehalten noch geplant haben, wie Sie Ihre Ziele erreichen können? Was ist dann mit Ihnen los? Es gibt mehrere Möglichkeiten,
die sich darin unterscheiden, wie frustriert Sie sich fühlen:
Ihr Aufschieben beruht nicht auf Konflikten, sondern auf Bequemlichkeit. Möglicherweise tarnen Sie Ihre Trägheit durch das
Etikett »Aufschieben« und geben sich so etwas Problematisches. In Wirklichkeit aber sehen Sie sich nicht in echten Schwierigkeiten
und haben somit auch keinen Anlass, sich zu verändern.
Ihr Aufschieben erzeugt zwar einen gewissen Leidensdruck, aber zur Zeit sind Sie (noch) nicht bereit, an Ihrem Problem wirklich
etwas zu verändern. Vielleicht ist es nicht der richtige Zeitpunkt. Debattieren Sie zur Sicherheit einmal diesen Gedanken
(»Ist es wahr, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist?«) und nehmen Sie in drei Wochen einen neuen Anlauf.
Sie möchten Ihr Aufschieben loswerden, aber Sie sind nicht bereit, dabei Ratschläge entgegenzunehmen, weder von anderen Menschen
noch aus Büchern. Wahrscheinlich haben Sie ein Autoritätsproblem und empfinden Ratschläge als Schläge. Aber ein Ratgeberbuch
ist kein Psychotherapeut, an dessen Tür Sie erst einmal klingeln und auch kein Chef, dem Sie sich unterordnen müssten. Es
liefert nur Anregungen und Vorschläge. Die Entscheidung, ob Sie ein paar Tipps und Tricks ausprobieren, liegt ganz allein
bei Ihnen.
Sie können sich nicht darauf konzentrieren, die einzelnen Schritte der Selbsthilfeübungen durchzuführen. Ihre Gedanken sind
ständig woanders und Sie finden nicht einmal die Ruhe, über das Gelesene nachzudenken, haben das meiste schon wieder vergessen.
Eine innere Unruhe überkommt Sie, wenn Sie nur anfangen, an Ihr Aufschiebeproblem zu denken. Das geht Ihnen bei fast allen
Sachen so, auf die Sie sich konzentrieren müssten. Möglicherweise haben Sie das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS). Lassen
Sie dies von einem kompetenten Psychotherapeuten abklären.
|278| Sie leiden schon lange und ernsthaft unter dem Aufschieben. Vor allem darunter, dass Sie selbst es bisher nicht überwinden
konnten. Sie haben dieses Buch gelesen, auch verstanden und finden die meisten Anregungen brauchbar. Sie wollen auch einige
ausprobieren, fangen aber nicht damit an. Sie schieben es auf, an Ihrem Aufschieben etwas zu verändern. Interpretieren Sie
das bitte als Zeichen dafür, dass Sie allein nicht mit dem Problem fertigwerden.
Sich selbst zu beobachten und Gedanken aufzuschreiben, sich einen Stundenplan zu machen oder ein Vorhaben in kleine Schritte
zu zerlegen, ist etwas, bei dem es keinen echten Versuch gibt. Entweder Sie tun es oder nicht. Wenn Sie solche Dinge nicht
machen können, obwohl Ihr Leidensdruck groß ist und Sie auch überzeugt davon sind, dass diese Schritte Ihnen helfen könnten,
sitzen Sie leider tiefer in der Tinte als erwartet. Sie haben sich vielleicht bisher durch Ihr Aufschieben vor der Einsicht
drücken können, ein ernsthafteres Problem wie etwa eine depressive Verarmung an Schwung, Optimismus und Energie zu haben.
Damit verlängerten Sie allerdings auch Ihr Leid.
Wenn Sie gerne glauben würden, dass die Empfehlungen aus diesem Buch etwas bringen, sich aber zu antriebslos fühlen, um auch
nur eine auszuprobieren, dann haben Sie wahrscheinlich eine depressive Störung. Seien Sie nicht zusätzlich deprimiert darüber,
dass Sie mit diesem Buch nicht arbeiten konnten, sondern suchen Sie sich möglichst bald psychotherapeutische Hilfe.
Wenn Sie alle
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