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Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Titel: Schluss mit dem ewigen Aufschieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Rückert
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ein subversives
     Vergnügen daran, den Befehlshabern ein Schnippchen zu schlagen und ein bisschen herumzusumpfen. Im anderen Fall werden Sie
     zum Workaholic, sind unentwegt beschäftigt, gaukeln Ihrem Über-Ich vor, dass Sie allen Anforderungen nachkommen und signalisieren
     Ihrem Es, dass Sie kein Lustfeind, sondern nur leider zu beschäftigt sind, um Vergnügen zu suchen.
    Ein starkes Ich ist wie ein Vermittler, der beide Parteien erst einmal anhört und befragt, bevor er Vorschläge macht, wer
     in welchem Fall Recht bekommt. Solange das Verfahren dauert, kann sich keine Seite durchsetzen, der Fall ist noch nicht entschieden.
     Ein guter Schlichter würde Sie fragen, wie Ihr Verhältnis zu den vielen Muss-Projekten ist, die Sie wegen Verzugs anklagen.
     Und er würde Sie fragen, welche angenehmen Befriedigungen Sie sich dauerhaft wünschen, sich aber viel zu selten gönnen.
     
    Beate träumt seit langem davon, mehr Zeit für sich zu haben. Wie gerne würde sie einmal Ferien machen, richtig ausspannen
     und irgendwo im Süden in der Sonne liegen. Im Alltag hat sie den Eindruck, nie Zeit zu haben. Die Freiräume, die sie sich
     durch das Aufschieben nimmt, erlebt sie gar nicht mehr positiv als freie Zeit, die sie selbst gestalten könnte, sondern als
     zusätzliche Belastung zwischen Terminen und Verpflichtungen.
    Helmut wäre gerne irgendwo Chef und würde in seinem Bereich herrschen wie ein kleiner König. Nur er würde bestimmen, die anderen
     hätten nichts zu melden. Stattdessen jedoch empfindet er ständige Fremdbestimmung, vom Chef bis zu seiner Frau. Seine heimliche
     Befriedigung besteht in einer entstellten Form der Selbstbestimmung, indem er sich trotzig den vermeintlichen oder tatsächlichen
     Vorgaben der anderen widersetzt. Nur führt dieser Widerstand
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nicht zu dem ersehnten Genuss daran, selbst auch Macht auszuüben.
    Anja sehnt sich nach mehr öffentlicher Beachtung, als ihre Rolle als Ehefrau und Mutter hergibt. Ihre Szenen, ihre regelmäßigen
     Zusammenbrüche sind Möglichkeiten, sich etwas von diesen Wünschen zu erfüllen: Immerhin dreht sich dann eine Zeit lang alles
     um sie. Zwar erreicht sie so nur einen kleinen Teil dessen, was sie sich wünscht, aber dennoch gibt es ihr etwas, wenn ihre
     Freundinnen sorgenschwer herbeieilen, oder ihr Mann, statt über mitgebrachten Akten zu brüten, mit ihr sprechen muss – und
     sei es vorwurfsvoll.
     
    Natürlich sind diese Befriedigungen ein schaler Ersatz für das eigentlich Ersehnte. Es direkt anzustreben, trauen sich weder
     Beate noch Helmut und Anja zu. Sie ahnen allerdings auch, dass sie ihre gewohnten Verhaltensweisen, die ihnen wenigstens »die
     halbe Miete« des Erwünschten verschaffen, aufgeben müssten, wenn sie sich verändern wollten. Und das ist nicht leicht, denn
     hier folgt die Seele oft dem Prinzip »Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach«.
    Erschwert wird eine Veränderung auch durch weniger deutliche Befriedigungen. Wer sich in die Gewohnheit des Aufschiebens geflüchtet
     hat, genießt beispielsweise Möglichkeiten, aus Konventionen auszubrechen, in die er sich ansonsten eingesperrt fühlt. Aufschieben
     bietet Nervenkitzel und Spannung, man kann andere subtil ärgern und bestrafen, man kann sich Alibis dafür holen, richtig schlecht
     gelaunt zu sein und es auch zu zeigen. Wer aufschiebt, ist oft insgeheim von seiner besonderen Bedeutung überzeugt. Manchmal
     hat sich diese heimliche Selbsteinschätzung entwickelt als Versuch, Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit und geringer Leistung
     etwas kompensatorisch entgegenzusetzen, also ein Minderwertigkeitsgefühl auszubügeln. In anderen Fällen ist das Gefühl der
     Überlegenheit, die zu besonderen Privilegien berechtigt, von Anfang an da, aber durch die Anpassung an die Spielregeln der
     Gemeinschaft oberflächlich gehemmt.
     
    Beate ist nicht wirklich von ihrer Leistungsfähigkeit und Großartigkeit überzeugt. Ihre vielen Verpflichtungen und die Tatsache,
     dass sie dabei ernst genommen wird, zerstreuen jedoch ihre grundsätzlichen Zweifel immer ein wenig. Wenn diese wiederkommen,
     schiebt sie einen neuen Termin ein.
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Helmut, der stets der Jüngste und Kleinste war, fühlte sich zurückgesetzt und ist darüber noch heute voller Zorn. Als Kind
     hing er oft Rachefantasien nach. Jetzt hat er einen klammheimlichen Weg gefunden, tatsächlich an anderen Rache zu üben.
    Anja war das begabte Wunderkind und ist in der Überzeugung

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