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Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Titel: Schluss mit dem ewigen Aufschieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Rückert
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aufgewachsen, dass ihr außerordentliche Beachtung zustünde. Als
     Kind bekam sie diese wegen ihrer viel versprechenden Talente auch. Jetzt aber müsste sie sich eine Position, die ihr nicht
     einfach in den Schoß fällt, erarbeiten – aber sie hat nie gelernt, das zu tun. Sie weiß einfach nicht, wie sie es machen soll.
     Ihre schlechte Laune, die sie als perfekte Ehefrau ihrer Meinung nach natürlich auch nicht haben dürfte, kann sie in Szenen
     und Zusammenbrüchen ausleben, ebenso ihren Ärger auf ihren Mann. Wenn sie dann – wie bei der wichtigen Party für die Geschäftsfreunde
     neulich – etwas »vergisst« (nämlich die Getränke zu besorgen), hat sie eine Möglichkeit gefunden, ungestraft aus der Rolle
     zu fallen. Denn wer kann von einer so kreativen und durch die Kinder strapazierten Frau verlangen, solchen »Kleinigkeiten«
     Wichtigkeit beizumessen?
     
    Alle Gewohnheiten geben Sicherheit. Auch die Gewohnheit des Aufschiebens erzeugt Gefühle, die Ihnen eventuell zutiefst vertraut
     sind: Von Chaos umgeben zu sein, in Hektik zu leben, unter einer Bedrohung zu stehen,
high pressure living.
Unter Hochdruck in letzter Minute eine wichtige Arbeit zu erledigen und dabei eine bestimmte Portion Angst zu erleben, gibt
     Ihnen einen Kick, den ersehnten Adrenalinstoß des Abenteuers. Das Aufschieben bringt Aufregung in Ihr Leben, die Sie sonst
     eventuell vermissen. Es geht Ihnen wie einem Spieler im Kasino, und es steht ja tatsächlich oft viel auf dem Spiel. Ihr Einsatz
     ist Alles oder Nichts, Gewinn oder Versagen. Ihr Erfolg verschafft Ihnen Bewunderung bei denjenigen, die miterlebt haben,
     wie Sie im allerletzten Moment doch noch die Kurve gekriegt haben. Ihr Scheitern verschafft Ihnen einen Opferbonus, denn mit
     Ihrem Gasgeben in letzter Minute sind Sie jedenfalls spektakulär aus der Kurve getragen und nicht einfach nur in einem ganz
     normalen Rennen abgehängt worden. Ihre wirklichen Gefühle bleiben dabei maskiert und mögliche Lösungen verborgen.
    |57| Zusammenfassung
    Sicherlich sind Ihnen die Nachteile des Aufschiebens wohlbekannt: Immer wieder konkreter Frust und die Selbstachtung im Sinkflug!
     Dennoch haben Sie bislang weiter die Dinge vor sich her geschoben, von denen Sie behaupten, dass Sie sie erledigen müssen.
     Durch Ihr Aufschieben beweisen Sie jedoch, dass Sie einen Handlungsspielraum haben und dem Befehl in Ihrem Kopf nicht gehorchen
     müssen.
    Entscheidend ist, dass Sie sich erst einmal zum Anfangen entscheiden, was bereits eine Quelle von Problemen sein kann. Pessimistische
     Erwartungen machen Ihnen den Beginn schwer, Impulsivität und Unachtsamkeit stören Sie bei der Erledigung Ihrer Vorhaben. Wenn
     es nicht auf Anhieb klappt, können Sie sich ungeduldig einengen auf die negativen Seiten der Arbeit und sich schließlich durch
     kopflose Handlungen von Spannungen erleichtern. Wenn Sie das Aufschieben anschließend durch Bildung guter Vorsätze verdrängen,
     statt eine Fehleranalyse zu machen, zeigt sich erneut, dass Ihre Einstellungen zur Durchführung von Entscheidungen und Vorhaben
     verbesserungsbedürftig sind. Wenn Sie das erkannt haben, können Sie Ihr Aufschiebeproblem anpacken!

|58| 4.
Null Bock – Motivationslöcher und Frustrationserfahrungen
    »Ich bin einfach nicht motiviert«, das ist häufig die erste Erklärung, die Aufschiebern zu ihrem Verhalten einfällt. Was unterscheidet
     motiviertes Handeln vom Zaudern, Zögern und Zweifeln des Aufschiebens? Was hat es damit auf sich, wenn Aufgaben als zu langweilig
     oder zu anspruchsvoll empfunden werden? Oder wenn »es nicht klappt«, wenn Beate, Helmut oder Anja das Gefühl haben, als seien
     nicht sie, sondern anonyme Kräfte, über die sie ohnehin keine Kontrolle haben, verantwortlich für ihr Verhalten. Wie viele
     Aufschieber haben auch sie zudem Probleme damit, schnell entmutigt zu sein beziehungsweise Durststrecken mit unangenehmen
     Gefühlen schlecht ertragen zu können. Sie leiden unter einer geringen Frustrationstoleranz.
     
    Die eingehende Post zu sortieren und sie der Größe nach aufzustapeln, bereitet Helmut eine kleine Freude. Er schaut sich gerne
     die Briefmarken an und macht sich über die Handschriften auf den Umschlägen seine Gedanken. Graphologie hat ihn schon immer
     interessiert. Hingegen hat Helmut festgestellt, dass er alles, was mit Versicherungspolicen, Schadensregulierungen und Tarifanpassungen
     zusammenhängt, zunehmend hasst. Die verschiedenen Anliegen der Versicherungskunden

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