Schluss mit dem ewigen Aufschieben
werden;
Ihre Einschätzung, welchen Wert die Belohnung für Sie hat;
Ihre Vorausschätzung, wie viel Zeit vergehen wird, bis die Belohnung eintritt.
|61| Damit Sie in einer konkreten Situation auch wirklich aktiv werden, muss noch eins hinzukommen:
Ihre Einschätzung, dass die Situation eine Gelegenheit darstellt, in der für Sie persönlich wichtige Motive angeregt werden.
Bitte beachten Sie, dass jetzt nicht mehr von Motivation im Allgemeinen die Rede ist, sondern dass es um spezielle Motive
als Beweggründe für Verhalten geht.
Beate sieht die Gelegenheit als günstig an, sich im Job mit ihrem neuen Konzept zu profilieren. Helmut sieht in seiner Situation
überhaupt keine Gelegenheit, für ihn wichtige positive Motive zum Tragen zu bringen, wohl aber jede Menge Anlässe, um seine
Widerborstigkeit, also eine Art negatives Machtmotiv, auszuleben. Anja nutzt die Umstände, um bei jeder Gelegenheit das Motiv,
sich als Opfer zu fühlen, in Szene zu setzen und aus dieser Position heraus Wirkung zu entfalten.
Motive
Viele Ihrer Motive sind Ihnen voll bewusst. Andere können Sie erschließen aus den Vorlieben, die sich in Ihrem Verhalten zeigen,
oder aus den für Sie spezifischen (Vor-)Urteilen, mit denen Sie sich oder Ihre Umwelt bewerten. Wenn Sie sich gerne in Gesellschaft
aufhalten, in mehreren Vereinen aktiv sind und Partys gut finden, dann haben Sie ein starkes positives Anschlussmotiv. Bleiben
Sie schüchtern daheim, dann ist dieses Motiv negativ ausgeprägt und Sie fürchten Zurückweisung. Dominieren Sie Gespräche,
sind Sie in einer Partei engagiert, übernehmen Sie Verantwortung, wenn Ihr Reisebus nachts mit einer Panne liegen bleibt,
dann haben Sie ein ausgeprägteres Machtmotiv und streben Kontrolle an. Scheuen Sie vor solchen Gelegenheiten zurück, dann
leiden Sie unter einer negativen Ausprägung des Machtmotivs und fürchten den Kontrollverlust, also Machtlosigkeit. Bei meinem
Mitreisenden im Zugabteil, der Druckfahnen korrigiert, statt die Fahrt zu genießen, vermute ich ein positives Leistungsmotiv,
er lächelt und scheint auf einen Erfolg zu hoffen. Die andere Richtung dieses Motivs bestünde in Furcht vor Misserfolg.
|62| Wichtige Motive für das Aufschieben können verschiedene Ausprägungen annehmen:
das Machtmotiv, mit den Extremausprägungen Hoffnung auf Kontrolle/Furcht vor Kontrollverlust;
das Anschlussmotiv, mit den beiden Polen Hoffnung auf Anschluss/Furcht vor Zurückweisung;
das Leistungsmotiv, mit den Extremen Hoffnung auf Erfolg/ Furcht vor Misserfolg.
Weitere wichtige Motive sind die Wünsche nach
Aufrechterhaltung eines inneren Gleichgewichts,
Sicherheit und Vertrautheit (Familiarität),
Neugier und Abwechslung und
Selbstverwirklichung.
Diese und andere Motive können sich in bestimmter Weise bündeln und bilden dann Ihre Motivstruktur. Mit ihr unterscheiden
Sie sich von anderen Menschen. Im Laufe Ihrer Lebensgeschichte sind Sie durch Ihre Motive in verschiedener Weise geformt worden.
Der eine will nach oben kommen und hat ein Aufstiegsmotiv. Ob er aber bereit sein wird, sich anzustrengen, um sein Ziel zu
erreichen, ist damit noch nicht gesagt. Das ist eine Frage der Leistungsmotivation. Leistungsmotivation heißt, dass jemand
bereit ist, Einsatz zu bringen. Ihr Leistungsmotiv wird in Situationen angeregt, bei denen Erfolg oder Misserfolg bei Aufgaben
möglich ist, wenn es dafür einen Gütemaßstab gibt, den Sie akzeptieren und wenn Sie Rückmeldungen über Ihre Fähigkeiten erhalten.
Je nach dem Verlauf Ihrer eigenen Lerngeschichte sind Sie entweder erfolgs- oder misserfolgsmotiviert.
In der Konkurrenz mit den anderen im Verlag sieht Beate eine Gelegenheit, sich zu profilieren. Sie will dabei nicht
irgendwie
auf sich aufmerksam machen, sondern mit einem besonders qualitätsvollen Konzept. Ihr Leistungsmotiv ist kräftig angesprochen,
denn sie ist überzeugt, dass es für die Qualität einen verbindlichen Gütemaßstab gibt, sie erwartet dazu die Beurteilung des
Vorstands und hofft auf einen Erfolg, aber mehr noch fürchtet sie einen Reinfall.
|63| Ihre Motive können auch in Widerspruch zueinander geraten, was zum Aufschieben führen kann. Wenn Sie ein starkes Anschlussmotiv
haben, sind Sie gerne im geselligen Kreis mit Ihren Kollegen zusammen. Wenn Sie die andererseits überflügeln und aufsteigen
wollen, können Sie in Konflikte geraten. Als Kollegen vertrauen Ihnen die anderen auch einmal ihre Schwächen an, in der
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