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Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Titel: Schluss mit dem ewigen Aufschieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Rückert
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bekommen haben, sind
     Sie doch sehr wahrscheinlich mit Ihrem eigenen Verhalten unzufrieden.
    Die schlimmste Konsequenz des Aufschiebens besteht darin, dass Sie lernen, immer mehr und hartnäckiger aufzuschieben. Da sich
     die herausgezögerten Aufgaben vor Ihnen auftürmen, haben Sie immer mehr Angst und Unlust, also immer mehr Spannung zu vermeiden.
     Auch Ihre freie Zeit wird vom schlechten Gewissen vergiftet. Sie leben im Wartestand, schauen zurück auf die schon vergangene
     Zeit und entwickeln im günstigeren Fall nur ein elegisches Lebensgefühl:
     
    »... das Leben floss nutzlos dahin, ohne jegliches Vergnügen, sinnlos war es vertan, für nichts und wieder nichts; für die
     Zukunft blieb nichts mehr zu hoffen, und blickte man zurück, so gab es nichts als Verluste ... Warum taten die Menschen immer
     gerade das nicht, was nötig war?« (Tschechow, 1998, S. 56)
     
    Wenn Sie aber Pech haben, geht es Ihnen schließlich so wie Helmut: |49|
Manchmal packt Helmut die Verzweiflung. Die Stapel mit Kundenanfragen wachsen unaufhaltsam. Dazu kommt dieser Bericht, auf
     den der Chef wartet. Die Arbeitssituation ist verfahren. Helmut hat das Gefühl, zu stagnieren. Sollte er nicht doch in die
     Personalabteilung wechseln? Ob er einen Neuanfang packen würde? Diese Gedanken verfolgen ihn regelrecht. Er joggt, um Abstand
     zu gewinnen. Aber selbst beim Laufen kann er nicht abschalten. Und nun auch noch die Schlafstörungen! Helmut grübelt beim
     Einschlafen darüber nach, dass er diese Stapel endlich abtragen und sich zwingen muss, den Bericht bis zum Freitag abzugeben
     – oder sollte er sich krank melden? Dann hätte er noch das Wochenende, um sich irgendwelche Vorschläge für die geforderten
     Tarifanpassungen auszudenken.
     
    Wenn Sie immer wieder aufschieben, verändert sich allmählich auch Ihre Selbstwahrnehmung und irgendwann gelangen Sie zu dem
     Schluss: Ich bin ein
Aufschieber
. Vielleicht ist das für Sie ein sehr herabsetzender Begriff und Sie empfinden sich als minderwertig und inkompetent. Menschen,
     die sich als ewige Aufschieber erleben, beschreiben ihre Defizite so: Sie halten sich für ängstlich, depressiv und lahm. Ihr
     Selbstvertrauen und ihre Selbstachtung sind herabgesetzt, was sie jedoch häufig hinter einer selbstsicheren Fassade verstecken.
    Diese negativen Selbsteinschätzungen stellen ein eigenes Problem dar. Sie steigern die Ängste und damit auch die Vermeidungstendenzen
     und verstärken somit den Hang zum Aufschieben. Auch können sie zu neuen emotionalen Belastungen führen, wie Aggressionen und
     Schamgefühlen. Diese Gefühle, die aus dem Aufschieben heraus entstehen können, machen häufig Anstrengungen erforderlich, sich
     gegen sie zu wehren oder sie zu unterdrücken. Das kostet Kraft, die Ihnen dann wieder an anderer Stelle fehlt. Im Kapitel
Jede Menge Stress
erfahren Sie mehr über die emotionalen Strapazen, die durch das Aufschieben ausgelöst werden.
    Außer den seelischen Folgen kann das Aufschieben natürlich eine Fülle von körperlichen, sozialen und materiellen Konsequenzen
     haben, die dann wiederum auf Ihr seelisches Befinden zurückwirken. Sie können ernsthaft krank werden, wenn Sie fällige Untersuchungen
     oder vorbeugende Impfungen außer acht lassen. Sie können in soziale Isolation geraten, wenn Sie es aufschieben, mit Ihren
     Bekannten und Freunden den Kontakt zu pflegen. Man bittet Sie nicht mehr um einen Beitrag für eine Zeitschrift, wenn Sie sich
     den Ruf erworben haben, |50| immer erst vier Wochen nach der Deadline zu liefern. Sie können Ihren Job verlieren, wenn Sie dauernd zu spät kommen und daran
     trotz Abmahnung nichts ändern. Und die Versicherungsgesellschaften profitieren davon, dass viele von uns es aufschieben zu
     prüfen, ob wir die Policen überhaupt noch brauchen oder Kündigungsfristen verstreichen lassen.
     
    Horst, Anjas Ehemann, der Rechtsanwalt ist, erzählt ihr von einem seiner Mandanten, der vor fünf Jahren die letzte Einkommensteuererklärung
     abgegeben hat. Danach kam er nicht mehr klar damit, seine Belege zu sammeln und seine Unterlagen aufzubereiten. Seinen Steuerberater,
     der ihn jahrelang mahnte, mied er, Schreiben des Finanzamts ignorierte er. Auch als seine wirtschaftliche Lage sich verschlechterte,
     machte er dem Amt keine Meldung davon. Schließlich wurden seine Einkünfte geschätzt. Fassungslos suchte er Horst auf, mit
     dem Bescheid, 120 000 Euro Steuerschulden nachzahlen zu müssen.
     
    In solchen Fällen

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