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Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Titel: Schluss mit dem ewigen Aufschieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Rückert
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Rasenmäher aus der Garage zu holen, oder ihn zu starten, um dann gleich wieder etwas anderes zu
     machen? »Nichts klappt« bringt Sie als handelnde Person zum Verschwinden:
Es
klappt nicht, was am Weltgeist liegen könnte. Mit solchen Begründungen für das Aufschieben wälzen Sie die Verantwortung ab
     auf nebulöse dämonische Kräfte außerhalb Ihrer Person. Zwar mag das momentan zu Ihrer Entlastung beitragen, langfristig aber
     hindern Sie sich mit solchen Wahrnehmungen daran, eigene Veränderungsprozesse einzuleiten und optimistisch durchzuhalten.
     »Es« wird dann zu einer Art Kismet, einem Fluch des Schicksals, dem Sie ohnehin nicht entrinnen können. Damit gibt es aber
     auch keine für Sie erkennbare Verantwortlichkeit für das Problem mehr. Sie können dann nicht mehr herausfinden, welche Aspekte
     der Aufgabe Sie möglicherweise über- oder unterfordern und welche Faktoren sonst noch eine Rolle spielen. Damit verzichten
     Sie auf die Möglichkeit, an der Situation etwas zu verändern. Und ebenso wenig können Sie dann noch Ihren eigenen Anteil am
     Aufschieben wahrnehmen und verändern.
    Ursachenzuschreibung
    Wie Sie oben gesehen haben, sind jedoch alle Schwierigkeiten bei der prompten Aufgabenerledigung mit Ihnen als Person, mit
     der Situation und der Art der Vorhaben verknüpft. Es ist also klüger, die Ursachen für Verhaltensweisen bei sich (intern)
     oder den Umständen (extern) zu suchen, als das Schicksal zu bemühen. Außerdem haben Sie natürlich eine Wahrnehmung dafür,
     ob Ereignisse wie Erfolg oder Misserfolg immer beziehungsweise nie auftreten (stabil) oder aber manchmal (variabel). Daraus
     ergibt sich das folgende Schema für die Zuschreibung von Ursachen für Ereignisse:
    |72|

    Sie können Erfolg oder Misserfolg entweder stabil Ihren eigenen Fähigkeiten oder stabil der Schwierigkeit der Aufgabe zuschreiben.
     Dann werden Sie sagen, dass Sie stark genug seien, um 50 Kilogramm immer spielend zu heben, oder dass Sie das Kreuzworträtsel
     in Ihrer Tageszeitung nie lösen können, weil es immer zu schwierig sei. Die variablen Zuschreibungen führen Erfolg oder Misserfolg
     zurück auf Ihre eigenen Anstrengungen oder auf das Walten des Zufalls: Sie haben sich besonders große Mühe gegeben und dann
     doch noch die 60 Kilogramm stemmen können, und gestern war das Rätsel überraschenderweise einmal lösbar.
    Außerdem können Sie noch die Kontrollierbarkeit der jeweiligen Gründe für das Verhalten beurteilen: Entweder ist es absichtlich
     steuerbar oder aber unkontrollierbar. Unkontrollierbar per definitionem ist der Zufall beziehungsweise das Glück. Als kontrollierbar
     gilt das investierte Maß an Anstrengung. »Es geht nicht« bedeutet also, dass etwas an der Sache selbst nicht geht, dass etwas
     mit Ihnen nicht geht und die Gründe dafür außerhalb Ihrer Kontrolle liegen.
    Wenn Sie als jemand, der aufschiebt, Erfolg haben, so schreiben Sie ihn bevorzugt extern-variabel dem Zufall (Glück) zu, Ihre
     Misserfolge hingegen intern-stabil Ihrer Unfähigkeit. Beides erleben Sie als unkontrollierbar. Mit dieser Verteilung der Verantwortung
     haben Sie also schon die Weichen dafür gestellt, durch Erfolg nicht lernen zu können.
    Natürlich wirkt es sich katastrophal aus, wenn Sie Fähigkeit als unkontrollierbar erleben, denn dadurch verbauen Sie sich
     die Möglichkeit, aus Schaden klug zu werden. Die entscheidende negative Einflussgröße ist aber die Stabilität, mit der Sie
     die Ursachen für Pleiten, Pech und Pannen in Ihren Unfähigkeiten suchen. Ernsthafte Aufschieber tun das letztlich stets, auch
     wenn sie zuvor viele Ausreden ins Feld führen. Eine angemessene Selbstkritik wird zwar auch Fähigkeiten beziehungsweise Schwächen
     in Erwägung ziehen, aber nicht als die
alleinigen
Gründe für ein Scheitern. Wer es gut mit sich meint, schiebt einiges auf die Umstände, allerdings ohne das Gefühl, eine Ausrede
     zu benutzen, sondern überzeugt davon, dass auch externe |73| Faktoren eine Rolle spielen: Man war nicht ausgeschlafen, das Wetter war ohnehin trüb, der Streit mit dem Liebsten steckte
     einem noch in den Knochen, das Unbewusste spielte nicht richtig mit, der Prüfer hatte einen schlechten Tag und so fiel man
     eben durch die Fahrprüfung. »Ich war unfähig, ich habe total versagt« ist gnadenlos und zeigt wieder den heimlichen Perfektionismus:
     »Wäre ich perfekt fähig, dann dürften Schlafdefizit, Wetter, das Unbewusste und andere Menschen keine Rolle spielen.«

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