Schluss mit dem ewigen Aufschieben
keine Neigung zu
spontanem Handeln verspüren? Die typische Pflichtübung also, die Ihnen jemand aufgedrückt hat. Und bei der Sie spüren: Sie
haben echt keinen Bock darauf! Nun, wenn das so ist, dann sind Sie eben nicht motiviert und können keine schwungvollen begeisterten
Aktionen von sich erwarten. Aber aufgeschmissen müssen Sie noch lange nicht sein: Sie schalten um auf die Steuerung durch
den Willen. Ob es Ihnen gelingt, die erforderlichen Handlungen willentlich durchzuziehen, hängt von Ihren Fähigkeiten und
Fertigkeiten zur Selbstkontrolle ab. Auf die müssen Sie auch dann zurückgreifen, wenn innere Hemmnisse auftreten, wenn Sie
beispielsweise Unlust oder Angst überwinden müssen. Selbstkontrolle heißt dann: bewusste Kontrolle Ihrer Emotionen. Je präziser
Sie wahrnehmen können, welche Motive oder Motivbündel eigentlich angesprochen worden sind und je genauer Sie die beteiligten
Emotionen differenzieren können, desto bessere Karten haben Sie bei der Selbststeuerung. Hier profitieren Sie von Ihrer emotionalen
Intelligenz.
Anja hat ein großes Geltungsmotiv: Sie möchte auffallen, fühlt sich aber unbeachtet, in den Schatten ihres Mannes geraten.
Die Szenen, die sie ihm macht, sichern ihr wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit und befriedigen auf ungesunde Weise das
Geltungsmotiv. Sie hat außerdem ein mächtiges Motiv zum Träumen. Ihre Leistungsmotivation ist demgegenüber geringer ausgeprägt.
Es kommt eigentlich nie so weit, dass Anja wirklich über ihre Leistungsbereitschaft nachdenkt. Was sie macht und erledigt,
ist nicht im Einklang mit ihrer Motivstruktur und auch nicht mit ihrer Emotionalität, denn sie fühlt sich frustriert und hilflos.
Sie ist sozusagen im falschen Film erfolgreich und nimmt deswegen ihren Erfolg und wie sie ihn erreicht gar nicht wahr. Zu
ihren glanzvollen Träumen passt wiederum die depressiv getönte Anhänglichkeit nicht, mit der sie sich an ihre Situation klammert.
Anja sitzt, was ihre Motivation anlangt, in einer echten Klemme.
|68| Ist einfach nicht mein Ding: Schwierigkeiten mit
Aufgaben und Vorhaben
Aufgeschoben werden häufig schwierige und wichtige Aufgaben oder Entscheidungen, bei denen der Erfolg oder die Belohnungen
erst in der Zukunft eintreten werden, zugunsten von Tätigkeiten, die einfacher, schneller oder weniger angstauslösend sind.
Wer aufschiebt, sucht die Gründe dafür häufig in der Art der Aufgaben: Mal werden sie als zu langweilig, als öde Routine bezeichnet,
dann wieder als Überforderung empfunden. Das Gleiche gilt für Entscheidungen, die zu fällen sind: Mal erscheinen sie als dermaßen
schwergewichtig, dass Sie gar nicht über sie nachdenken mögen, dann wieder als zu einfach und bedeutungslos, sodass Sie sich
ihnen auch nicht zu widmen brauchen.
Spannungsgeladene Gefühle wie Angst oder Unlust treten besonders bei wichtigen Angelegenheiten auf, nicht bei überschaubaren
Banalitäten. Wollen Sie sich beispielsweise ein gebrauchtes Auto kaufen, so wird sich erst in Zukunft zeigen, ob Sie für Ihr
Geld einen guten Gegenwert bekommen haben. Diese Einsicht kann bereits in der Gegenwart Unlust erzeugen, sodass Sie die ganze
Angelegenheit aufschieben. Solange Sie noch den Gebrauchtwagenmarkt sondieren, sich nur leider nicht zum Kauf durchringen
können, stehen Sie allerdings noch unter Konfliktspannung, zumal wenn beispielsweise Ihre Familie Sie drängt. Der Urlaub steht
bevor und für die Reise wird ein neues Auto benötigt. Ihre negativen Gefühle können Sie wesentlich vollständiger abbauen,
wenn Sie jetzt etwas ganz anderes machen, bei dem Sie schneller einen Erfolg haben. Das ist bei einfachen, überschaubaren
Aktivitäten der Fall, die deswegen auch weniger Angst auslösen. Sie beschließen: die Wohnung wird neu tapeziert, die Reise
fällt aus, der Autokauf kann auf später verschoben werden. Nun haben Sie ein neues Ziel, die Renovierung wird jetzt Ihr Ding.
Unterforderung
Durch Aufgaben werden Gefühle ausgelöst. Sie spielen wieder einmal eine wichtige Rolle bei der Frage, ob aufgeschoben wird oder nicht.
|69|
Helmut findet, dass seine Aufgaben ihn unterfordern. Wenn er sich mit der Beantwortung von Kundenanfragen beschäftigt, wird
ihm schnell langweilig: immer dieselben Fragen, immer dieselben Antworten. Wenn er sich langweilt, schweifen seine Gedanken
ab, in farbigere Gefilde.
Tatsächlich ist Unterforderung eine Belastung, die möglichst bald
Weitere Kostenlose Bücher