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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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nachdenken
zu können. Richtig?«
    Er nickte.
    »Nun gut. Ich werde versuchen, Zeugen für Ihre einsame
Wanderung aufzutreiben. Einfach wird das nicht. Eine andere Frage: Wie standen
Sie zu Annettes Ex-Mann?«
    »Zu Woll? Überhaupt nicht. Der Kerl ist ein Kotzbrocken, dem
gehe ich aus dem Weg. Was ich von Annette weiß, genügt mir.«
    »Und das wäre?«
    »Er hat Alkoholprobleme. Das weiß jeder im Orchester.
Barth-Hufelang wollte ihn rausschmeißen, mit gutem Grund. Nur dass das bei
einem städtischen Musiker verdammt schwer ist. Der sitzt auf seiner
Orchesterstelle und wird da sitzen, bis er in Rente geht.«
    »Hat er gestern Abend gespielt?«
    »Sicher.«
    »Und dieser Schauspieler? Wie hieß der?«
    Nagel zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vergessen.«
    »Das kriege ich raus«, sagte Covet. »Auch wenn es zwei Jahre
her ist.«
    Ich nickte. Eine Zeit lang herrschte wohltuende Stille.
Barth-Hufelangs Weinglas stand noch immer auf dem Tisch, eine Erinnerung an den
Auftritt des schnaufenden Dirigenten.
    »Was ist mit dir?«, wandte sich Covet schließlich an mich.
»Hast du schon etwas herausgefunden?«
    »Aber sicher«, grinste ich. »Ich muss meiner Auftraggeberin
doch Ergebnisse liefern. Frau von Wonnegut wird sehr gefallen, wenn sie
erfährt, dass der Geschäftsführer des Orchesters den Mord an Annette Nierzwa
nicht begangen hat. Das ist doch so, Herr Nagel, oder?«
    Nagel schwieg.
    »Es ist so, und die Polizei wird es bald herausfinden, sobald
sie den Tatort untersucht. Jeder Mörder hinterlässt Spuren, die man heutzutage
problemlos nachweisen kann. Fingerabdrücke, Hautfetzen, DNA-Spuren, was weiß
ich. Die Polizei wird Ihr Zimmer, Herr Nagel, auf den Kopf stellen – aber sie
wird nichts finden. Nichts, was Ihre Unschuld belegt. Und das wird Frau von
Wonnegut gar nicht gefallen.«
    »Wieso sollte die Polizei nichts finden?«, fragte Covet.
    »Weil der Fundort der
Leiche nicht der Tatort ist. Hast du die kleine Platzwunde über Annettes
Augenbraue gesehen? Über der linken Braue, um genau zu sein. Aber sie lag auf
der rechten Gesichtshälfte. Wenn sie erwürgt wurde, wenn sie am Ende den Händen
ihres Mörders entglitt und auf den Boden knallte, dann kaum dort, wo ihr sie
gefunden habt.«
    Covet überlegte. »Vielleicht ist sie im Fallen gegen etwas
gestoßen.«
    »Da käme höchstens der Schreibtisch in Betracht, und der
stand ein Stück entfernt. Natürlich kann ihr Kopf auf die andere Seite gelegt
worden sein, oder die Wunde rührt von einem Schlag, von einem Kampf her. Alles
denkbar, aber nicht sehr wahrscheinlich. Ich vermute, dass Annette Nierzwa in
einem anderen Raum getötet und dann fortgeschafft wurde, um den Verdacht auf
Sie zu lenken, Herr Nagel. Und das wiederum wird Frau von Wonnegut sehr
gefallen. Denn es spricht für Ihre Unschuld.«
    »Na also!«, rief Marc. »Ich habe es dir doch gesagt, Bernd.
Max kriegt was raus.«
    »Hoffentlich«, murmelte Nagel und warf mir einen kurzen Blick
zu. »Es ist nur eine Theorie. Ich meine, wer sollte mich zum Mörder machen
wollen? Oder haben Sie Beweise?«
    »Nein«, erwiderte ich. Es ist immer wichtig, einen Trumpf in
der Hinterhand zu behalten. »Auch die Tatsache, dass Annette Nierzwa vermutlich
nicht in Ihrem Zimmer getötet wurde, entlastet Sie in objektiver Hinsicht
nicht. Aber die Polizei wird Beweise finden, davon können Sie ausgehen. Nur
wird es wohl noch etwas dauern, schließlich sind gestern Abend jede Menge Leute
durch den zweiten Stock getrampelt.«
    »Allzu lange darf es aber nicht dauern«, sagte Nagel. »Das
halte ich nicht aus.«
    »Alles wird gut, Bernd.« Covet legte seine Hand beruhigend
auf Nagels Arm. »Mach dir keine Sorgen. Wir kriegen das hin, Max und ich. Nicht
wahr?«
    »Ich tue, was ich kann«, grinste ich. Das Grinsen war unecht.
Irgendetwas an dem Verhältnis der beiden gefiel mir nicht.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

7
    »Cordon bleu haben wir nicht mehr«, sagte die
Bedienung in der Ölmühle .
    »Dann ein Jägerschnitzel.«
    »Muss ich fragen. Moment.« Sie drehte sich um und rief durch
den Gastraum: »Gibts noch Jäger?«
    In der Durchreiche zur Küche erschien ein Kopf, der kurz
geschüttelt wurde. Dann verschwand der Kopf wieder.
    »Jägerschnitzel ist auch aus«, sagte die Bedienung
ausdruckslos. Sie war eine kantige Frau, früh verblüht und hatte das Lachen
vermutlicht mit 25 eingestellt. Vor mindestens 20 Jahren

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