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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Schnitzel?«
    »Auch irgendwie endzeitmäßig. Die Spätzle sind erstklassig. Wenn du probieren magst …«
    »Nee, lass mal, mein
Lieber. Wenn ich Diät sage, dann meine ich Diät. Die Pfunde müssen runter,
basta.«
    »Basta«, grinste ich. Eine
Diät, d ie mit Weizenbier beginnt, gefiel mir.
    »Außerdem«, sagte Fatty und rieb sich die Hände, »mache ich
jetzt Sport. Morgen gehts los, und in ein paar Monaten bin ich Mister
Universum. Oder wenigstens Mister Metropolregion.«
    »Sport?«
    »Nordic Walking. Das mit den Mikadostäbchen. Die
Volkshochschule bietet jetzt einen … Aah!«, unterbrach er und bekam glänzende
Augen. »Schau dir das an, Max, schau es dir nur an!« Er nahm das Weizenbier,
das ihm die Bedienung reichte, wie eine Monstranz in seine tapsigen Hände und
betrachtete es ein paar Sekunden inbrünstig, bevor er mit mir anstieß.
    »Es ist bloß ein Weizenbier«, sagte ich. »Und kein besonders
gutes, wenn du mich fragst.«
    »Herrlich«, seufzte er.
    Langsam stellte ich das Glas ab. »Nordic Walking, sagst du?«
    Er nickte.
    »Und abnehmen willst du auch noch?«
    Er nickte.
    »Du hast eine Frau, Fatty.«
    Da begann er zu lächeln, mein Freund Friedhelm. Das Lächeln
breitete sich von der Mitte seines Gesichts bis in die hintersten Winkel aus,
es schien auf alle Körperteile übergreifen zu wollen, auf die stolzgeschwellte
Brust, auf die lässig erhobenen Arme, auf den ganzen wonnigen Leib. Sogar die
rosa Haut um die Augen herum glühte plötzlich dunkel auf.
    »Treffer«, sagte Fatty und gab sich keine Mühe, seine
Genugtuung zu verbergen.
    »Eine richtige Frau? Mit allem drum und dran?«
    »O ja.«
    »Und du hast sie in der Schweiz kennen gelernt?«
    »Korrekt.«
    »Fatty, das ist keine Frau gewesen, sondern eine Skilehrerin.
Und nur, weil sie dir den Schneepflug beigebracht hat …«
    »Von wegen Skilehrerin«, rief er. »Eva war unsere
Reiseleiterin, verstehst du? Und sie ist zu 100 Prozent Heidelbergerin. Okay,
nicht zu 100 Prozent, ursprünglich kommt sie aus dem Rheinland, soviel ich
weiß.«
    »Eva«, nickte ich.
    »Genau. Und Schneepflug braucht mir keiner mehr
beizubringen.«
    »Dann herzlichen Glückwunsch, Adam. Habt ihr beiden schon vom
Baum der Erkenntnis genascht?«
    Fröhlich winkte er mit seinem leeren Glas Richtung Theke.
»Also, wir haben nicht bloß Sammelbildchen getauscht, wenn du das meinst.
Meinst du das?«
    »Keine Ahnung, was ich meine.«
    »Zwischen uns hat es sofort gefunkt. Sofort Feuer und Flamme.
Da mochte es auf dem Gletscher minus 20 Grad haben, für mich war das wie
Karibik. So was gibts. Da steht man vor einem Menschen und denkt, jawoll, das
ist es. Dafür hat es sich gelohnt zu leben.«
    »Scheint ja eine Traumfrau zu sein, deine Eva.«
    »Allerdings.« Und dann beschrieb er sie: ihre tollen langen
Haare, ihre tollen braunen Augen, ihre Ausstrahlung, ihren Humor. Er stülpte
die Frau einmal von innen nach außen und wieder zurück, und alles, was er sah,
war gut. Perfekt war es! Je länger er pries, desto misstrauischer wurde ich.
    »Ihre Figur«, unterbrach ich ihn schließlich. »Du hast
vergessen, ihre Traumfigur zu erwähnen.«
    Er grinste.
    »Oder habe ich das überhört?«
    »Eva«, sagte Fatty und nahm einen kräftigen Schluck, »hat
wirklich eine Traumfigur. Auch wenn das nicht jeder so sehen würde. Objektiv
betrachtet, könnte man sie als gelungenen Kompromiss zwischen dir und mir bezeichnen.«
    Ich lachte schallend. Das war wirklich nett formuliert: eine
vollschlanke Lady als Kompromiss zwischen einem unterernährten Privatflic und
einem übergewichtigen Kindergärtner.
    »Und deshalb segelst du ab morgen mit der
Nordic-Walking-Flotte: um dich schnellstmöglich diesem Kompromiss anzunähern.«
    »Warum nicht? Für mich hat das nur Vorteile. Eva leitet den
Kurs. Zwei Fliegen, eine Klappe. Mach doch auch mit.«
    »Du spinnst wohl?«, knurrte ich. »Bin ja kaum dicker als so
ein Stock.«
    »Diese Frau«, seufzte er selig. »Max, dir wird sie auch
gefallen.«
    Ach, würde sie das? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich
hasse diesen Satz. Ob mir jemand gefällt oder nicht, entscheide immer noch ich,
das gilt auch für die Bekanntschaften meiner besten Freunde. Gerade für sie,
siehe Marc Covet. Von dessen Freunden konnte ich nicht einmal ein Zehntel
ausstehen. Bernd Nagel war der lebende Beweis. Und was ich von seiner neuesten
Eroberung, dieser langbeinigen Cordula, halten sollte, stand noch in den
Sternen. ›Dir

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