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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Chris. »Sie kann nicht die einzige sein, die dort ausgestiegen ist. Und wenn wir von Haustür zu Haustür pilgern, möchte ich nicht, daß wir nach ’ner Brauerei riechen.« Sie stand auf. »Okay, Jungs, auf geht’s zur Entdeckung der ländlichen Reize Northumberlands. Habt ihr die Gummistiefel dabei?«
     
    Alan Brinkley stand unter der Dusche, das Wasser prasselte fast zum Verbrühen heiß auf ihn herab. Der Einsatzleiter hatte entschieden, daß die Löschzüge, die den Brand in der Farbenfabrik bekämpft hatten, von einer kleineren Gruppe abgelöst würden; da die Löscharbeiten abgeschlossen seien, ginge es nur noch darum, ein Wiederaufflackern der Flammen zu verhindern und nach allem Ausschau zu halten, was irgendwie verdächtig sein konnte. Nach der Entdeckung der Leiche wollte niemand ein Risiko eingehen.
    Beim Gedanken an die Leiche überlief Brinkley ein Schaudern. Trotz des heißen Wassers klapperte er mit den Zähnen. Er wollte nicht an die Leiche denken. Er wollte sich einfach ganz normal verhalten. Aber was war normal? Wie benahm er sich sonst, wenn an einem Brandort eine Leiche entdeckt wurde? Erzählte er Maureen davon? Wie viele Biere kippte er in sich hinein? Was lasen die anderen in seiner Miene?
    Er lehnte sich gegen die geflieste Wand der Duschkabine. Das strömende Wasser wusch ihm die Tränen aus den Augen. Ein Glück, daß sie jetzt die Kabinen hatten und nicht mehr die alte Reihendusche, in der ihn die anderen hätten weinen sehen.
    Er wurde den Geruch des verbrannten Fleisches einfach nicht mehr los. Er schmeckte den Tod auf seiner Zunge. Das war natürlich nur Einbildung, denn die Chemikalien an der Brandstelle hatten alles andere übertönt. Und trotzdem roch und schmeckte er sie. Er wußte nicht, wie sie hieß. Aber wie sie roch und schmeckte, das wußte er. Er riß den Mund zu einem stummen Schrei auf und trommelte mit den Fäusten gegen die Fliesen.
    Am Scheppern der Metallhaken merkte er, daß der Duschvorhang aufgezogen wurde. Er drückte sich, als wollte er sich verkriechen, in die Ecke der Kabine und drehte sich langsam um. Ein Mann und eine Frau. Er hatte sie schon mal gesehen, vorhin, an der Brandstelle. Die Frau bewegte die Lippen. Er hörte, daß sie etwas sagte. Aber sein Verstand nahm nicht auf, was sie sagte.
    Es spielte keine Rolle mehr. Irgendwie war es sogar eine Erleichterung. Er ließ sich an der Wand nach unten rutschen, kauerte wie ein Fötus auf dem Boden und schluchzte wie ein verlorenes Kind.
     
    Ein paar Meilen hinter Newcastle läutete Chris Devines Mobiltelefon. »Ich bin’s, Tony. Irgendwas Erfreuliches?«
    Sie berichtete ihm von den mageren Ergebnissen ihrer Recherchen, er erzählte ihr im Gegenzug von dem Mißerfolg seiner Mission bei Wharton und McCormick. »Wir können es uns nicht länger leisten, untätig herumzuhängen«, sagte er. »Wenn Donna Doyle noch lebt, kommt es auf jede Stunde an. Das einzige, was mir noch einfällt, ist, Vance mit dem Beweismaterial zu konfrontieren und zu hoffen, daß er entweder in Panik ein Geständnis ablegt oder irgendwas tut, was so gut wie ein Geständnis ist.«
    »Genau daran ist Shaz gestorben.« Chris merkte, daß es immer noch genügte, Shaz’ Namen auszusprechen, um den Schmerz wie eine frische Wunde zu spüren.
    »Ich hatte nicht vor, allein hinzugehen. Ich brauche Rückendeckung.«
    »Wie wär’s mit Carol?«
    Langes Schweigen. Dann sagte er: »Carol hat heute nacht eine ihrer Officer verloren.«
    »O Scheiße. Ihr Brandstifter?«
    »Ihr Brandstifter. Sie macht sich Vorwürfe, weil sie glaubt, sie habe sich zu sehr bei unseren Recherchen engagiert und darüber ihre Pflicht vernachlässigt. So wie die Dinge liegen, ist das Unsinn. Aber ich kann sie unmöglich darum bitten, heute ihre Dienststelle in Seaford im Stich zu lassen.«
    »Ja, sie wird eine Menge Ärger am Hals haben.«
    »Ich werde wohl Sie brauchen, Chris. Können Sie sich da oben ausklinken und nach London kommen? Jetzt gleich?«
    Sie zögerte keinen Augenblick. Wenn es darum ging, den Mann zu schnappen, der Shaz’ wunderschönes Gesicht so gräßlich verstümmelt und sie umgebracht hatte, war ihr nichts zuviel. »Kein Problem. Ich sag Leon und Simon Bescheid.«
    »Sie können ihnen sagen, daß Kay auf dem Weg zu ihnen ist. Sie ist heute morgen hiergeblieben, um abzuwarten, was bei meinem Besuch bei Wharton und McCormick herauskommt. Ich werd sie anrufen und ihr sagen, daß sie sich mit Leon und Simon an der Bahnstation Five Walls treffen

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