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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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soll.«
     
    Die Officer in der Kantine brachen in Applaus aus, als Carol und Lee Whitebread hereinkamen. Carol nickte nur kurz, Lee verschanzte sich hinter einem verhuschten Lächeln. Zwei Kaffee und zwei Doughnuts auf ihre Rechnung, dann waren sie wieder draußen und eilten zurück in die Abteilung. Es dauerte mindestens eine Stunde, bis Alan Brinkleys Anwalt dasein konnte, bis dahin saß er erst mal hinter Gittern.
    Auf halber Treppe drehte Carol sich um und vertrat Lee den Weg. »Wo hat er gesteckt?«
    Lee wand sich. »Ich weiß nicht«, murmelte er, »muß wohl ein Funkloch gewesen sein.«
    »Blödsinn. Spucken Sie’s aus, Lee. Falsche Kameradschaft ist völlig unangebracht. Di Earnshaw könnte noch leben, wenn Taylor ihr, wie abgesprochen, Rückendeckung gegeben hätte. Genausogut hätte es Sie treffen können. Und nächstes Mal trifft’s vielleicht Sie. Also, wo war er? Hatte er sich verdrückt?«
    Lee kratzte sich die Stirn. »Nun, in den Nächten, in denen wir zusammen waren … also, bis kurz nach Mitternacht war Tommy auf dem Posten. Dann hat er mich über Funk angerufen und gesagt, er ginge jetzt einen schlucken. Im Corcoran.«
    »Bei Di hat er das offensichtlich nicht so gemacht. Weshalb hätte sie sonst bei der Zentrale dringend Verstärkung angefordert?« hakte Carol nach.
    Lee verzog das Gesicht. »Ihr hätte er so was natürlich nicht auf die Nase gebunden. Sie war ja kein Kumpel.«
    Carol schloß einen Moment lang die Augen. »Wollen Sie damit sagen, ich verdanke es dem traditionellen Yorkshire Chauvinismus, daß ich einen meiner Officer verloren habe?«
    Lee starrte auf seine Schuhspitzen. »Hat doch keiner von uns gedacht, daß so was je passieren würde.«
    Carol machte auf dem Absatz kehrt, ließ Lee stehen und hetzte die letzten Stufen bis zum Büro der Abteilung hoch. Als sie die Tür aufriß, sprang Tommy Taylor hoch. »Chefin, ich …«
    »Für Sie Chief Inspector. In mein Büro. Sofort.« Sie winkte ihn vor sich her. »Wissen Sie, was, Taylor? Ich schäme mich, daß ich in derselben Abteilung arbeite wie Sie.« Die anderen Officer im Büro waren plötzlich so in ihre Akten vertieft, daß sie nicht mal Zeit hatten, hochzusehen.
    Carol drückte mit dem Fuß die Tür hinter sich zu. »Hinsetzen wäre Zeitverschwendung. Jedenfalls für Sie«, sagte sie, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich. » DC Earnshaw liegt verbrannt im Leichenschauhaus, weil Sie sich während des Dienstes verpißt haben.«
    »Ich hab doch nicht …«, begann er.
    Carol fuhr einfach mit erhobener Stimme fort. »Bei der offiziellen Untersuchung können Sie soviel Scheiß erzählen, wie Sie wollen. Zum Beispiel das Märchen von einem Funkloch. Bis dahin habe ich Zeugenaussagen von sämtlichen Saufbrüdern im Corcoran eingeholt. Bis Sie endgültig rausfliegen, sind Sie mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Ich untersage Ihnen, unsere Dienststelle zu betreten und mit anderen Officern Kontakt aufzunehmen.«
    »Ich hab doch nicht geahnt, daß sie in Gefahr ist.«
    »Der einzige Grund, aus dem Sie Ihr Gehalt kriegen, ist der, daß wir ständig in Gefahr sind«, fuhr Carol ihn an. »Und jetzt gehen Sie mir aus den Augen. Und beten Sie darum, daß Sie nicht weiter im Dienst bleiben. Denn wenn Sie mal in den Flammen liegen, gibt’s in ganz East Yorkshire keinen Cop, der Ihnen hilft. Die würden nicht mal auf Sie pinkeln.«
    Taylor verließ rückwärts das Büro und drückte leise die Tür hinter sich zu.
    »Na, fühlst du dich jetzt besser?« murmelte sie vor sich hin. »Und du hast dir mal geschworen, daß du nie einen anderen für deine Fehler verantwortlich machen wirst.« Sie barg das Gesicht in den Händen. An ihr blieb bei der offiziellen Untersuchung des Vorfalls nichts hängen. Aber das änderte nichts an ihrem Gefühl, an Di Earnshaws Tod genausoviel Schuld zu haben wie Taylor. Und nichts daran, daß sie’s war, die Dis Eltern die Nachricht überbringen mußte.
    Das einzig Gute war, daß sie sich wegen Jacko Vance und Donna Doyle nun nicht mehr den Kopf zerbrechen mußte. Um das Problem mußte sich jetzt ein anderer kümmern.
     
    Von Haustür zu Haustür pilgern, hatte Chris Devine gesagt, und da hatten Simon und Leon das Bild eines hübschen kleines Dorfes mit drei, vier Straßen vor Augen gehabt. Woher hätten sie auch ahnen sollen, daß es – abgesehen von den paar Häusern, die den Dorfkern von Five Walls ausmachten – ringsum nur Farmland, Bauernkaten und zu Wochenendhäusern umgestaltete

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