Schlussblende
gerade noch »danke« sagen, dann knallte der Alte ihnen die Tür vor der Nase zu.
Eine halbe Stunde später hatten sie den Schlüssel, aber leider auch Mrs. Doreen Elliott im Schlepptau. Die grimmige Miene, mit der sie bei Kay auf dem Beifahrersitz thronte, verriet ihre Entschlossenheit, den Polizisten genau auf die Finger zu sehen. Man weiß ja, wie die manchmal mit fremdem Eigentum umgehen.
Er nannte seinen Namen, das Tor schwang auf, und Tony spazierte gemächlich die Zufahrt hinauf. Er wollte absichtlich einen linkischen, unsicheren Eindruck machen, um Vance in dem Glauben zu wiegen, daß er einen wie ihn leicht austricksen könne.
Vance öffnete mit strahlendem Fernsehlächeln die Tür und zog Tony förmlich ins Haus. »Schade, Micky treffen Sie heute nicht an, sie verbringt das Wochenende mit Freunden auf dem Land. Ich wollte Sie trotzdem nicht einfach wieder gehen lassen, ohne die Gelegenheit zu nutzen, Sie persönlich kennenzulernen. Ich meine, ich habe Sie natürlich in der Sendung meiner Frau gesehen. Aber mir ist auch aufgefallen, daß Sie neuerdings bei allen öffentlichen Auftritten von mir da sind. Warum sind Sie nicht mal rübergekommen, damit wir uns die Hand schütteln und uns bekannt machen können? Nun mußten Sie den ganzen weiten Weg nach London fahren, damit wir das nachholen können.«
Er redet wie ein Wasserfall und versprüht seinen Charme mit der Wasserpumpe, dachte Tony und sagte: »Nun, eigentlich wollte ich nicht zu Micky. Ich wollte mich mit Ihnen über Shaz Bowman unterhalten.«
Vance sah ihn fragend an, dann tat er so, als könne er sich plötzlich wieder erinnern. »Ach ja – die Polizistin, die auf so tragische Weise ums Leben gekommen ist. Wirken Sie denn bei den Ermittlungen der Polizei mit?«
»Wie Ihnen vielleicht von dem Fernsehinterview Ihrer Frau in Erinnerung ist, gehörte Shaz zu der mir unterstellten Spezialgruppe. Da liegt es auf der Hand, daß ich an Ermittlungen regen Anteil nehme.« Immer schön ausweichen und sich hinter Förmlichkeiten verstecken, dachte er, das macht ihn unsicher.
Vance runzelte die Stirn und ließ seine blauen Augen tanzen wie im Fernsehen. »Ja, schon. Aber ich habe mir die Rolle eines Profilers ganz anders vorgestellt. Eher so, daß er Fragen beantwortet, statt welche zu stellen.«
»Sie sind gut unterrichtet«, sagte Tony. »Aber ich versichere Ihnen, daß ich, obwohl ich unabhängig von der Polizei arbeite, das Beweismaterial, auf das ich gestoßen bin, zu gegebener Zeit den zuständigen Ermittlern übergeben werde.« Nun hatte er was zu nagen, weil er überhaupt nicht mehr abschätzen konnte, ob Tony im Auftrag der Polizei oder auf eigene Faust hier war.
»Und was hat das alles mit mir zu tun?«
Tony klopfte sich auf die Jackentasche. »Ich habe Videomaterial dabei, zu dem Sie mir sicher aufschlußreiche Erläuterungen geben können.«
Zum ersten Mal wirkte Vance verunsichert. Aber er fing sich rasch wieder, und das Lächeln des netten großen Jungen von nebenan war wieder da. »Dann schlage ich vor, daß wir nach oben gehen. Ich habe mir da ein kleines Studio eingerichtet, gleichzeitig ein Plauderstübchen für ausgewählte Gäste.« Er trat einen Schritt beiseite und bedeutete Tony voranzugehen.
Tony stieg die Treppe hoch. Ist ja egal, wo wir uns unterhalten, sagte er sich, Chris hört uns da wie dort und ist, wenn es gefährlich wird, rechtzeitig da. Hoffte er jedenfalls.
Im ersten Stock wollte er haltmachen, aber Vance winkte ihn weiter. »Die erste Tür rechts«, sagte er, als sie das dank der pyramidenförmigen Kuppel lichtdurchflutete Dachgeschoß erreichten.
Tony betrat einen langen, schmalgeschnittenen Raum. Ein Videoschirm füllte fast die ganze Stirnseite aus. Gegenüber stand auf einem Rollwagen ein Videorecorder und auf dem Tischchen daneben ein Filmprojektor. Die Wandregale waren mit Videobändern und Filmbüchsen vollgestopft. Eine Gruppe weicher Ledersessel rundete das Arrangement ab. Aber als Tony das Fenster sah, sank ihm das Herz in die Magengrube.
Auf den ersten Blick schien es ganz normales Glas zu sein, erst bei genauerem Hinsehen machte er die feinen eingewobenen Metallfäden aus. Er kannte das von den Sicherheitsräumen in Regierungsgebäuden. Die Fäden im Glas schützten vor Abhörversuchen und verhinderten gleichzeitig, daß Funkwellen nach außen drangen. Das und die Schallisolierung an den Wänden machte den Raum zu einer abgeschirmten Festung. Nun konnte er schreien, so laut er wollte, Chris
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